„Man kann nicht nicht kommunizieren“. Das ist wohl das bekannteste der sogenannten 5 Axiome, also der Grundannahmen, die der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick schon vor vielen Jahren geäußert hat. Welche 5 Axiome Watzlawick formuliert und welches Kommunikationsmodell Watzlawick entworfen hat, erfahren Sie im Folgenden. Außerdem verraten wir Ihnen, wie Sie die Watzlawick-Axiome nutzen können, um im Arbeitsalltag besser und erfolgreicher zu kommunizieren.

Kollegen in Café Umgebung mit Laptops, zwei sind im Gespräch
Kollegen in Café Umgebung mit Laptops, zwei sind im Gespräch

Das sind die 5 Axiome nach Paul Watzlawick

Laut dem österreichischen Philosophen, Kommunikationswissenschaftler und Psychotherapeuten Paul Watzlawick beeinflussen viele Faktoren den Erfolg zwischenmenschlicher Kommunikation. Dazu gehören die Beziehung der Kommunikationspartner zueinander, ihre Gefühle und ihre Stimmung sowie die Körpersprache. Watzlawicks bekannteste Theorie sind die „5 Axiome“. Diese Watzlawick-Axiome veranschaulichen die Dynamik zwischenmenschlicher Kommunikation. Das Watzlawick-Modell beleuchtet aber auch, welche Störfaktoren Kommunikation beeinflussen können und zeigt Möglichkeiten, wie man die Interaktion mit anderen verbessern kann – ob im Privatleben oder im Berufsalltag.

1. Man kann nicht NICHT kommunizieren

Ja, Sie kommunizieren in jeder Situation. Selbst wenn Sie nichts sagen, teilen Sie Ihrer Umwelt doch unweigerlich Dinge mit: durch Gesten oder Blicke, durch Ihre Mimik und Körperhaltung, bestimmte Handlungen oder einfach nur durch die Tatsache, dass Sie schweigen. Wenn Sie beispielsweise am Arbeitsplatz Kopfhörer aufsetzen, heißt das für Ihre Kollegen ziemlich unmissverständlich: „Bitte nicht stören!“ Und zwar ohne, dass Sie das Ihren Kollegen ausdrücklich hätten mitteilen müssen. Diese Art der nonverbalen Kommunikation funktioniert allerdings nur, solange die Menschen in Ihrem Umfeld die Signale erkennen und respektieren. 

2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt

Wie Sie Sachinformationen vermitteln, hängt laut dem Watzlawick-Kommunikationsmodell sehr stark von Ihrer Beziehung zu Ihren Kommunikationspartnern ab. Mit Menschen, die Sie mögen, kommunizieren Sie lieber als mit anderen. Mit Familie und Freunden tauschen Sie sich ungezwungener aus als mit Kollegen. Und mit Kollegen aus derselben Abteilung sprechen Sie anders als mit Vorgesetzten oder Kunden. Und auch bei den letzteren gibt es Unterschiede, je nachdem, in welchem persönlichen Verhältnis Sie zu diesen stehen. Das bedeutet aber auch: Wenn die Beziehung zueinander von beiden Seiten unterschiedlich eingeschätzt wird, können leicht Missverständnisse entstehen. 

3. Kommunikation ist immer zugleich Ursache und Wirkung

Wo Kommunikation beginnt und wo sie endet, lässt sich oft nicht genau sagen. Das besagt das dritte der 5 Watzlawick-Axiome. Alles, was Sie sagen, schreiben oder nonverbal kommunizieren, ist oft bereits eine unwillkürliche Reaktion und bewirkt eine weitere Reaktion bei Ihrem Gegenüber. Die darauffolgende Reaktion des anderen ist wiederum die Ursache für Ihre Erwiderung und so weiter. Die Ursache für misslingende Kommunikation – also Missverständnisse oder Streit – liegt darin, dass Sie die Auslöser dafür nur beim Gesprächspartner sehen. Sie bemerken nicht, welche Reaktionen Sie durch Ihr eigenes Kommunikationsverhalten auslösen. 

4. Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten 

„Digital“ bedeutet für Watzlawick verbal, also schriftlich oder in gesprochener Sprache. Und „analog“ ist die nonverbale Kommunikation, etwa mit den Mitteln von Tonfall, Mimik und Gestik. Für eine gelungene Kommunikation und um Botschaften korrekt entschlüsseln zu können, muss laut Watzlawick-Kommunikationsmodell beides zusammenpassen. 

Beispiel: Wenn Sie bei Ihrem Vorgesetzten ein ernstes Problem ansprechen, dabei aber fröhlich lächeln, statt einen neutralen Gesichtsausdruck zu wählen, erscheint Ihr Anliegen weniger wichtig. Ihre Mimik steht im Gegensatz zu Ihrem Anliegen. Andersherum kann eine E-Mail oder kurze Textnachricht unabhängig von der Sachinformation ohne analoge, also emotionale Komponente ganz unterschiedlich aufgefasst werden. Die Ersatzlösung in diesem Fall: Emojis.

5. Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär

Das Watzlawick-Kommunikationsmodell thematisiert auch die Ungleichheit zwischen Gesprächspartnern und wie diese die Kommunikation beeinflusst. Das bezeichnet Watzlawick als komplementäre Kommunikation. Symmetrische Kommunikation bedeutet hingegen: Die Beteiligten kommunizieren auf Augenhöhe. Typische Formen der komplementären Kommunikation sind beispielsweise Eltern-Kind-Beziehungen und das klassische Angestellten-Chef-Verhältnis. Symmetrische Kommunikation findet dagegen eher zwischen Ihnen und Ihren Teamkollegen statt. In zeitgemäßen Unternehmensstrukturen ist symmetrische Kommunikation über alle Ebenen der Hierarchie gefragt. Nur so findet ein echter, wertschätzender Austausch statt.

Lesetipp: Kommunikationsfähigkeit

Eine wichtige Kernkompetenz im Job ist Kommunikationsfähigkeit. Lesen Sie, was darunter zu verstehen ist und wie Sie Ihre Kommunikationsfähigkeit stärken.

mehr erfahren

Welche Bedeutung haben die 5 Axiome für den Arbeitsalltag?

Wenn Sie die 5 Axiome von Watzlawick nur ein bisschen verinnerlichen, können Sie diese einfach im Arbeitsalltag anwenden und bewusster und besser kommunizieren. Das Resultat besteht aus weniger Missverständnissen und dadurch weniger Konflikten, einer besseren Zusammenarbeit, mehr Zufriedenheit und einem echten Austausch bei der Arbeit. 

  1. Kommunizieren Sie bewusst
    Überlegen Sie sich, wie Sie von Kollegen wahrgenommen werden wollen und passen Sie Ihre Kommunikation entsprechend an. Seien Sie zugänglich und bewahren Sie einen respektvollen Umgangston. Achten Sie auch bewusst auf Ihre Körpersprache und Mimik, um insgesamt bewusster zu kommunizieren – selbst wenn Sie nichts sagen. Tun Sie dies auch, wenn es manchmal schwerfällt.
  2. Sorgen Sie für gute Beziehungen
    Begegnen Sie Ihren Kollegen und untergeordneten Mitarbeitern mit demselben Respekt und der Höflichkeit, mit der Sie Ihre Chefs ansprechen. So vermeiden Sie nicht nur die Abwertung Ihrer Gesprächspartner, sondern bauen eine positive und stabile Beziehung zu den Menschen in Ihrem Arbeitsumfeld auf. Wenn Ihr Verhältnis gestärkt ist, können Sie Inhalte auf der Sachebene einfacher vermitteln und umgekehrt auch objektiver beurteilen – ganz unabhängig von Ihrer Beziehung zum Gesprächspartner. 
  3. Bedenken Sie immer die Wirkung Ihrer Kommunikation 
    Folgt man dem Watzlawick-Kommunikationsmodell, liegt der Ursprung oder die Schuld für misslungene Kommunikation immer im Auge des Betrachters. Einziger Ausweg: Jeder Beteiligte hinterfragt die mögliche Wirkung und Reaktion der eigenen Aussagen kritisch, bevor er sie tätigt. Machen Sie doch einfach den Anfang und optimieren Sie so die Kommunikation mit Kollegen und Vorgesetzten.
  4. Kommunizieren Sie eindeutig
    Natürlich sollten Sie immer auf Ihre Wortwahl achten und sich inhaltlich möglichst klar ausdrücken – auch im Berufsalltag. Ihr nonverbales Verhalten spielt jedoch ebenfalls eine große Rolle. Versuchen Sie insbesondere, Ihre Worte mit den richtigen Gesten zu unterstreichen, keinesfalls sollten sie gegensätzlich sein. So verringern Sie den Interpretationsspielraum Ihrer Kommunikationsinhalte und vermeiden Missverständnisse. 
  5. Kommunizieren Sie entsprechend Ihrem Verhältnis zum Gesprächspartner 
    Berücksichtigen Sie in der Kommunikation immer auch den Hintergrund Ihres Gesprächspartners und Ihr Verhältnis zueinander. Aber übertreiben Sie es nicht. Die komplementären und symmetrischen Aspekte Ihrer Kommunikation sollten Sie nicht unangemessen stark betonen. Verhalten Sie sich im Gespräch mit dem Chef also nicht unterwürfig und behandeln Sie Untergebene nicht „von oben herab“. Ein hilfreicher Ansatz ist es, Gemeinsamkeiten zu finden und sie in die Kommunikation einzubauen. 

Fazit

Man kann nicht NICHT kommunizieren. Aber die 5 Axiome sagen auch: Sie können besser kommunizieren. Versuchen Sie bewusst darauf zu achten, wie Sie sich verbal und nonverbal ausdrücken. Schärfen Sie Ihr Bewusstsein für das eigene Verhalten und für Ihr Gegenüber. Analysieren Sie Gesprächssituationen und bauen Sie gute Beziehungen auf, dann klappt es auch mit der Kommunikation – mit den Kollegen am Arbeitsplatz und in jeder anderen Lebenssituation.

Lesetipp: Das 4-Ohren-Modell

Erfahren Sie, wie Sie mit Hilfe des Kommunikationsquadrats von Friedemann Schulz von Thun im Arbeitsalltag besser und erfolgreicher kommunizieren.

weiterlesen