Arbeitgeber müssen dafür sorgen, dass ihre Belegschaft im Büro gesund bleibt. Aber welche Rechte haben Arbeitnehmer genau? Klaus Depner, Manager Health & Safety bei Randstad Deutschland, erklärt, was im Büro krank machen kann und wie Sie sich davor schützen können.

Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen: Das sind die typischen Krankheitsbilder im Büroalltag. Viele haben diese Symptome schon als normal akzeptiert – aber das sollten Sie nicht. Klaus Depner ist bei Randstad für den Arbeitsschutz verantwortlich. Er erklärt, welche Ansprüche Arbeitnehmer haben.

Ergonomische Möbel sind Pflicht

Dass langes Sitzen nicht gut für den Rücken ist, ist mittlerweile bekannt. Der Arbeitgeber trägt die Verantwortung, hier Abhilfe zu schaffen. Zu selten fordern Arbeitnehmer ihr Recht ein, findet Arbeitsschutzexperte Klaus Depner von Randstad: „In manchen Unternehmen ist die Ästhetik im Büro wichtiger als die Funktion. Aber nicht alle Büromöbel, die elegant aussehen, sind auch bequem. Im Zweifelsfall ist die Gesundheit der Mitarbeiter wichtiger als die Optik. Der Arbeitgeber muss einen ergonomischen Arbeitsplatz bieten.“ Das bedeutet im Klartext, dass Tisch, Bildschirm und Stuhl so einstellbar sein müssen, dass es der Körpergröße des jeweiligen Arbeitnehmers entspricht. Wenn Sie eine Fußstütze brauchen, muss auch diese gestellt werden. Für zusätzliche Büroausstattung, etwa einen höhenverstellbaren Tisch, der sich zum Arbeiten im Stehen eignet, muss eine zusätzliche Beurteilung durchgeführt werden. Hierfür ist grundsätzlich der Betriebsarzt der richtige Ansprechpartner. 

Vogelperspektive auf drei Personen, die jeweils an einem PC arbeiten
Vogelperspektive auf drei Personen, die jeweils an einem PC arbeiten

Arbeitnehmer haben ein Recht auf Stille 

Auch Lärm beeinträchtigt die Büroarbeit. Er stört nicht nur die Konzentration, sondern kann sogar krank machen. In einem Mehrpersonenbüro gilt daher ein Richtwert von 45 Dezibel. Dieser kann phasenweise überschritten werden, etwa bei lauten Unterhaltungen. Arbeitnehmer haben allerdings Anspruch darauf, dass es an ihrem Arbeitsplatz nicht permanent zu laut ist. Klaus Depner von Randstad verweist hier vor allem auf Drucker, Kopierer und Faxgeräte: „Ein Kopierer beispielsweise erreicht etwa 70 Dezibel und ist damit eine Lärmquelle. Idealerweise stehen diese Geräte auf dem Flur oder hinter einem Lärmschutz. In jedem Fall können Arbeitnehmer aber verlangen, nicht direkt danebenzusitzen. Ein Abstand von etwa zwei Metern gilt als angemessen. Der Drucker gehört nicht unter den Tisch, erst recht nicht, wenn er von mehreren Mitarbeitern genutzt wird.“ Das hilft auch gegen Staubbelastung, denn die Geräte können Tonerteilchen ausstoßen, die die Atemwege beeinträchtigen. 

Eine Bildschirmbrille entlastet die Augen

Kopfschmerzen bei der täglichen Bildschirmarbeit? Ein Grund dafür könnte die unscharfe Sicht sein. Wer die Schrift auf dem Monitor nur noch mit zusammengekniffenen Augen lesen kann, tut seiner Gesundheit keinen Gefallen. Unter Umständen haben Arbeitnehmer Ansprüche auf eine Bildschirmbrille, erklärt Klaus Depner: „Der Augenarzt kann eine Bildschirmbrille verordnen, die für Tätigkeiten am Monitor  abgestimmt ist. Wenn die augenärztliche Untersuchung ergeben hat, dass eine solche Brille benötigt wird oder die normale Brille für die Arbeit nicht ausreicht, übernimmt der Arbeitgeber laut Verordnung für die arbeitsmedizinische Vorsorge die Kosten im erforderlichen Umfang.“ 

Flackernde Neonröhren? Nicht erlaubt

Wer schon einmal in einem fensterlosen Raum arbeiten musste, der weiß, wie wichtig Licht – vor allem Tageslicht – für die Gesundheit ist. Es beeinflusst die Stimmung, die Konzentration und natürlich das Sehvermögen. Zu wenig Licht und wir werden schneller krank. Wer vermutet, dass es bei der Arbeit zu dunkel ist, kann sich an Richtwerten orientieren. Die Lichtstärke misst man in „Lux“, das Messgerät dazu heißt Luxmeter. „Grundsätzlich sollten in allen Räumen mindestens 300 Lux vorhanden sein“, so Klaus Depner. „Unmittelbar am Bildschirmarbeitsplatz sind schon 500 Lux vorgesehen. Erledigen Sie vor allem visuell anspruchsvolle Aufgaben wie Grafikbearbeitung, sollte es noch mehr sein. Außerdem haben Sie ein Recht darauf, dass die Lampen nicht flimmern.“

Unterstützung im Unternehmen holen

Arbeitsschutzexperte Klaus Depner rät, bei mangelhaftem Gesundheitsschutz im Büro auf Unterstützung zu setzen: „Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie der Arbeitsplatz krank macht, dann wenden Sie sich auf jeden Fall an Ihren Arbeitsschutzbeauftragten. Auch der Betriebsrat oder Betriebsarzt, sofern vorhanden, kann helfen. Auf jeden Fall stehen Sie bei gesundheitlichen Problemen nicht alleine da. Sie haben Rechte, aber Sie sollten sie kennen und einfordern.“ 

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Klaus Depner, Manager Health & Safety bei Randstad Deutschland
Klaus Depner, Manager Health & Safety bei Randstad Deutschland

Klaus Depner

Manager Health & Safety bei Randstad Deutschland

Klaus Depner ist als Manager Health & Safety seit Anfang 2015 bei Randstad Deutschland für die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter zuständig. Zu dieser Aufgabe führte ihn der Weg im Unternehmen über den Vertrieb und die Bereiche Public Affairs und Social Affairs.