Neue Karrierechancen
Wo die Notwendigkeit einer beruflichen Neuorientierung und boomende Branchen aufeinandertreffen, sind Umschulungen die Lösung. Sie bieten eine Win-win-Situation für Arbeitnehmer mit schlechten Zukunftsperspektiven – z. B durch Berufsunfähigkeit – und Unternehmen, die ihre offenen Stellen aufgrund des Fachkräftemangels nicht besetzen können. Im Rahmen einer Umschulung eröffnen sich Ihnen während einer rund zweijährigen Ausbildung völlig neue Karrierechancen.
Gefördert werden Umschulungen in der Regel durch die Agentur für Arbeit, das Jobcenter, die Krankenkassen oder die Deutsche Rentenversicherung, weshalb sie an bestimmte Voraussetzungen gebunden sind. Welche dies sind, welche Arten von Umschulungen es gibt, wie der Ablauf einer Umschulung ist, ob man bei einer Umschulung Geld bekommt und was eine Umschulung kostet, erfahren Sie auf dieser Seite.
Was ist eine Umschulung?
Das Berufsbildungsgesetz regelt die Umschulung in § 1 Abs. 5. Mithilfe von Umschulungen soll es Arbeitnehmern erleichtert werden, sich möglichst flexibel an den Arbeitsmarkt und seine Veränderungen anzupassen. Dies gilt sowohl für Arbeitssuchende als auch für Berufstätige, deren bestehendes Arbeitsverhältnis durch gesundheitliche oder betriebliche Umstände gefährdet ist.
Einfacher ausgedrückt heißt das, dass Umschulungen das Ziel verfolgen, die Chancen der Teilnehmer auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern und ihnen die Möglichkeit zu geben, in einem völlig neuen Beruf Fuß zu fassen.
Eine Umschulung gilt somit als besondere Form der beruflichen Weiterbildung. Sie richtet sich an Erwachsene und hat das Ziel, eine komplett neue berufliche Tätigkeit ausüben zu können. Konkret handelt es sich um eine anerkannte Berufsausbildung, die unter bestimmten Voraussetzungen als Zweitausbildung absolviert werden kann. Das bedeutet auch, dass in der Regel bereits eine abgeschlossene Erstausbildung vorausgegangen sein muss. Ist dies nicht der Fall, kann auch berufliche Erfahrung über einen längeren Zeitraum hinweg als Voraussetzung für eine Umschulung dienen.
Dauer einer Umschulung
Eine Umschulung in Vollzeit dauert in der Regel zwei Jahre. Je nach Beruf und Berufserfahrung kann sie auch innerhalb von nur einem Jahr absolviert werden. Der Zeitraum verlängert sich entsprechend, wenn sich der Teilnehmer für eine Ausbildung in Teilzeit, an einer Abendschule oder für eine Umschulung während des Arbeitsverhältnisses entscheidet. Mittlerweile sind auch Umschulungen per Fernunterricht möglich. Umschulungen werden mit einem Zertifikat, einem IHK-Abschluss oder einem Gesellenbrief abgeschlossen.
Wer kommt für eine Umschulung infrage?
Umschulungen sind für Personengruppen vorgesehen, die ihren Beruf aktuell nicht mehr ausüben können oder dazu in absehbarer Zeit nicht mehr in der Lage sein werden. Hierzu gehören Arbeitssuchende mit beispielsweise geringer Nachfrage in ihrem Beruf ebenso wie Beschäftigte, die ihren Beruf aus gesundheitlichen Gründen oder wegen einer drohenden Kündigung aufgeben müssen. Weiterhin zählen zu dieser Personengruppe Menschen, die nach mehrjähriger Pause keinen Anschluss mehr an den Arbeitsmarkt finden. Ein Beispiel dafür sind Mütter oder Väter, die nach der Elternzeit Schwierigkeiten haben, in den ursprünglichen Beruf zurückzukehren.
Selbstverständlich spielen auch persönliche Gründe eine entscheidende Rolle für den Wunsch nach einer Neuorientierung. Wer sich an seinem Arbeitsplatz tagtäglich unwohl fühlt, überfordert ist oder psychisch an seine Grenzen stößt, für den bieten Umschulungen eine echte Alternative zum erlernten Beruf.
Voraussetzungen für eine Umschulung
Damit Ihre Umschulung staatlich gefördert wird, müssen Sie verargumentieren können, dass die berufliche Veränderung für Sie zwingend notwendig ist. Das bedeutet, dass eine Bewilligung im Ermessen des Sachbearbeiters liegt und maßgeblich von der rechtlichen Lage sowie der Situation und der Motivation des jeweiligen Antragstellers abhängig ist. Einen Anspruch auf Umschulung gibt es also nicht. Je nach Beruf und Anbieter müssen für eine Förderung unterschiedliche Voraussetzungen erfüllt sein.
Antragsteller müssen
- ein Mindestalter von 18 Jahren erreicht haben.
- eine abgeschlossene bzw. begonnene Erstausbildung vorweisen können.
- den Nachweis erbringen, dass der zuvor erlernte Beruf nicht mehr länger ausgeübt werden kann und deshalb Arbeitslosigkeit im Raum steht.
- glaubhaft darstellen, dass der ursprünglich erlernte Beruf auf dem derzeitigen Arbeitsmarkt keine Perspektive mehr bietet.
- zeigen, dass die Jobaussichten im gewünschten Umschulungsberuf positiv sind.
- nachweisen, dass sie eine entsprechende Eignung für den gewählten Beruf mitbringen.
Sind alle notwendigen Voraussetzungen erfüllt, kann die Umschulung ihren eigentlichen Sinn und Zweck erfüllen: eine Integration in den Arbeitsmarkt beziehungsweise die Abwendung einer drohenden Arbeitslosigkeit.
Welche Arten von Umschulungen gibt es?
Die praktische Durchführung einer Umschulung kann auf drei verschiedene Arten erfolgen:
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Betriebliche Umschulung
Oft findet die betriebliche Umschulung bei sogenannten Umschulungsanbietern statt. Dabei handelt es sich um Unternehmen, die ganz regulär ausbilden und dabei Plätze für Umschüler zur Verfügung stellen. Der praktische Teil der Ausbildung findet vor Ort im Ausbildungsbetrieb statt, das theoretische Wissen wird im Unterricht an einer Berufsschule vermittelt. Bei dieser Kombination aus Betrieb und Berufsschule sprechen Fachleute von einer „betrieblichen Umschulung“. Oft wird sie auch als „duale Umschulung“ bezeichnet. Sie gilt als besonders praxisnah und gewährt realistische Einblicke in das zukünftige Berufsleben. Wer sich hierfür entscheidet, erhält eine fest geregelte Ausbildungsvergütung.
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Private Bildungsträger
Eine alternative Möglichkeit bieten Bildungsträger, die sich gezielt auf Umschulungen spezialisiert haben. Diese übernehmen die Funktion eines Ausbildungsbetriebes und organisieren die Ausbildung mittels Praktika in externen Betrieben. Zudem unterhalten sie eigene Werkstätten und Übungsfirmen, in denen die Ausbildung stattfindet. Diese Art der „überbetrieblichen Umschulung“ ist kostenpflichtig. Sie gilt als die teuerste Form der Umschulung und wird zumeist von der Bundesagentur für Arbeit oder anderen Leistungsträgern bezahlt.
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Berufs- und Berufsfachschulen
Die dritte Art der Umschulung wird ausschließlich von Berufs- und Berufsfachschulen durchgeführt. In der Regel ist eine solche „schulische Umschulung“ mit dem Absolvieren von Praktika verbunden. Der Fokus liegt klar auf der Vermittlung von theoretischem Fachwissen. Eine Vergütung für den Umschüler ist nicht vorgesehen, vielmehr muss mit der Zahlung von Schulgeld gerechnet werden.
Je nach Angebot können Umschulungen sowohl in Teil- als auch in Vollzeit absolviert werden. Gedacht ist die Teilzeitvariante vor allem für Eltern, um den Spagat zwischen beruflicher Neuorientierung und Kinderbetreuung schaffen zu können.
Welche Berufe eignen sich für eine Umschulung?
Bei der Auswahl des neuen Berufes ist entscheidend, dass er sehr gute Perspektiven bietet. Denn bei einer Umschulung geht es nicht allein um persönliche Vorlieben. Vielmehr bestimmt der Arbeitsmarkt, welche Berufe zukünftig gefragt sein werden und welche nicht. Überall dort, wo es zu Engpässen kommt und wo Branchen über einen Mangel an Arbeitnehmern für zu besetzende Stellen klagen, erweisen sich Umschulungen als besonders sinnvoll.
Derzeit gehören zu den beliebten Umschulungen kaufmännische Berufe, Berufe in IT und Medien, gewerblich-technische Berufe sowie Berufe im Dienstleistungssektor.
Den passenden Umschulungsberuf finden
Welcher Umschulungsberuf ist der Richtige für Sie? Generell gibt es drei Kriterien dafür: Neben dem Bedarf am Arbeitsmarkt handelt es sich hierbei um die geografische Lage sowie um die persönlichen Voraussetzungen, die ein Bewerber mitbringt. Somit erweist sich die Suche nach dem passenden Umschulungsberuf als individuelle Angelegenheit, die von mehreren Faktoren abhängig ist. Das Alter gilt im Übrigen nicht als Ausschlusskriterium.
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Arbeitsmarkt am Lebensmittelpunkt
Wenig sinnvoll ist es, eine Umschulung in einem Beruf zu fördern, für den es im näheren Umkreis keine freien Stellen gibt. Schließlich sind die Teilnehmer einer Umschulungsmaßnahme häufig Personen mittleren Alters, die oftmals durch familiäre Bindungen und andere Verpflichtungen an einen Wohnort gebunden sind.
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Vorkenntnisse
Von Vorteil ist, wenn der Teilnehmer seine Fachkenntnise aus dem Erstberuf in seine Zweitausbildung mit einbringen kann.
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Gesundheitliche Einschränkungen
Die berufliche Neuorientierung muss sich der körperlichen Konstitution unterordnen. Wer beispielsweise unter Rückenproblemen leidet, für den kommt in Zukunft kein Beruf mehr mit starker körperlicher Belastung infrage.
Umschulungsberufe mit Zukunft
Welche Umschulungsberufe bieten auch zukünftig eine Perspektive? Die Spitzenposition nimmt die Altenpflege ein. Mit Blick auf den demografischen Wandel unserer Gesellschaft gehört der Beruf des Altenpflegers zweifelsohne zu den zukunftssichersten Berufen. Weitere beliebte Umschulungsberufe sind Kaufmann für Büromanagement, Kaufmann für Logistik, IT-Fachmann, Fahrzeugbauer, Verwaltungsfachangestellter, Erzieher, Buchhalter, Mechaniker und Metallbauer.
Wer übernimmt die Kosten für eine Umschulung?
Wer die Umschulung zahlt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Agentur für Arbeit und das Jobcenter sind die richtigen Ansprechpartner in Fällen, in denen durch einen Berufswechsel eine dauerhafte Beschäftigung ermöglicht wird. Da Umschulungen sehr kostenintensiv sind, ist die Bewilligung keineswegs garantiert. Sollte dem Antrag stattgegeben werden, erhalten Bewerber einen sogenannten Bildungsgutschein.
Eine andere Situation ergibt sich, wenn akute oder chronische Erkrankungen eine Umschulung notwendig machen. Dann übernehmen Krankenkassen oder die Deutsche Rentenversicherung unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten einer beruflichen Rehabilitation. Ziel ist dabei die Rückführung an den alten Arbeitsplatz oder aber die Ausbildung in einem Zweitberuf. Auch Berufsgenossenschaften, die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung oder der Berufsförderungsdienst der Bundeswehr gehören zu den Förderern. Wer also Interesse an einer beruflichen Veränderung hat, sollte sich vorab über bestehende Umschulungen und ihre Finanzierung ausführlich informieren.
Umschulung durch das Arbeitsamt – wie viel Geld bekommt man?
Im Rahmen einer betrieblichen Umschulung zahlt der Betrieb ein Ausbildungsgehalt, das sich in der Regel an der Vergütung von Auszubildenden im zweiten Ausbildungsjahr orientiert. Ergänzend zum Bildungsgutschein und zum Ausbildungsgehalt kann Arbeitslosengeld beantragt werden. Sind die Voraussetzungen gegeben, werden selbst Lernmittel, Fahrt- und Übernachtungskosten erstattet. Wer dagegen seine Zweitausbildung in einer Bildungseinrichtung absolviert, erhält für die Umschulung kein Gehalt. Teilnehmer in überbetrieblichen und schulischen Maßnahmen können ebenfalls Arbeitslosengeld beantragen.
Wie läuft eine Umschulung ab?
Der Weg zu einer Umschulung führt oftmals über die Agentur für Arbeit. Dort findet nach Vereinbarung eines Termins ein persönliches Beratungsgespräch mit dem zuständigen Sachbearbeiter statt. Es empfiehlt sich, gut vorbereitet zu diesem Termin zu gehen. Eine Bewilligung liegt im Ermessen des Sachbearbeiters, weshalb der Antragsteller überzeugende Argumente für eine Umschulung vorbringen muss. Er sollte erklären können, warum eine Umschulung zwingend notwendig ist, welche Umschulungsberufe für ihn infrage kommen und wo er die Umschulung absolvieren möchte. Zudem bietet sich Gelegenheit zu fragen, wie eine Umschulung funktioniert, ob und wie viel Geld er bei einer Umschulung bekommt und wer die Kosten für die Umschulung trägt. Bei Nichtbewilligung besteht die Möglichkeit, die Umschulung privat zu bezahlen.
Im Falle einer Bewilligung regelt ein Umschulungsvertrag sämtliche Rechte und Pflichten wie Arbeitszeit, Probezeit oder die Höhe der Ausbildungsvergütung. Im Anschluss an die Unterzeichnung ist der Umschulungsvertrag der zuständigen Kammer vorzulegen. Die Umschulung endet im Anschluss an die Ausbildung mit einer Prüfung vor der Kammer und einem anerkannten Ausbildungsabschluss.
Umschulung Tipps
Damit Ihre Umschulung erfolgreich ist, haben wir folgende Tipps für Sie:
- Praktikum machen:
Vor der Festlegung auf einen Umschulungsberuf dient ein Praktikum als wichtige Entscheidungshilfe. In der beruflichen Praxis lässt sich schnell feststellen, ob der gewählte Ausbildungsberuf zu Ihnen passt und tatsächlich Ihren Vorstellungen entspricht. - Alternativen haben:
Bei der Suche nach einer passenden Umschulung empfiehlt es sich, über mehr als einen Ausbildungsberuf nachzudenken. Falls eine Umschulung im Wunschberuf nicht realisierbar ist, können Sie bei der Agentur für Arbeit Alternativen vorschlagen und auf diese Weise mit Wissen und Engagement punkten. - Schriftliche Bestätigung einholen:
Lassen Sie sich die Zusage über eine Förderung schriftlich bestätigen. - Umschulung zeitnah beginnen:
Nach dem Erhalt eines Bildungsgutscheins durch die Agentur für Arbeit sollten Sie darauf achten, dass Sie ihn innerhalb eines bestimmten Zeitraums einlösen. Ansonsten kann er seine Gültigkeit verlieren. - Positiv bleiben:
Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn Ihr Wunschberuf nicht auf der Liste der besten Umschulungsberufe zu finden ist. Insbesondere im kreativen Bereich besteht selten Fachkräftemangel. Dennoch sind in Zeiten einer fortschreitenden Digitalisierung durchaus kreative Köpfe gefragt.
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weiterlesenFragen und Antworten
Hier finden Sie Antworten auf Fragen zum Thema „Umschulung“:
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Welche Umschulungen gibt es?
Umschulungen können betrieblich, überbetrieblich und schulisch durchgeführt werden. Je nach Anbieter und Ausbildungsort müssen unter Umständen ergänzende Praktika absolviert werden.
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Wie lange dauert eine Umschulung?
Eine Umschulung in einem anerkannten dreijährigen Ausbildungsberuf dauert in der Regel zwei Jahre. Das heißt, sie ist im Vergleich zu einer regulären Ausbildung um ein Drittel verkürzt. Im Einzelfall sind bei entsprechender Vorerfahrung auch weitere Verkürzungen möglich. Bei Umschulungen in Teilzeit oder per Fernunterricht verlängert sich die Dauer entsprechend.
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Wie bekomme ich eine Umschulung bezahlt und wer finanziert diese Umschulung?
Ansprechpartner für eine Umschulung sind in der Regel die Agentur für Arbeit, das Jobcenter, die Krankenkassen sowie die Deutsche Rentenversicherung. Eine Umschulung wird dann finanziert, wenn Antragsteller ihren bisherigen Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben können. Auch wenn ein Betrieb schließt oder ein Berufszweig ausstirbt, können Betroffene mithilfe einer Umschulung vor drohender Arbeitslosigkeit bewahrt werden. In Fällen von Arbeitslosigkeit bieten Umschulungen einen Weg zurück in den Arbeitsmarkt.
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Welche Umschulungen sind sinnvoll?
Umschulungen sind dann sinnvoll, wenn sie eine sehr gute Perspektive bieten. Diese wird durch den aktuellen Arbeitsmarkt bestimmt und kann sich von Jahr zu Jahr ändern. Derzeit sind es vor allem kaufmännische Berufe, Berufe in IT und Medien, gewerblich-technische Berufe sowie Berufe im Dienstleistungssektor, die als besonders zukunftssicher gelten.