Wie geht man mit Trauer am Arbeitsplatz um?

Ein Kollege oder ein geliebter Mensch verstirbt und plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Die meisten Arbeitnehmer sehen sich im Laufe ihres Berufslebens irgendwann mit Trauer am Arbeitsplatz konfrontiert. Dass kaum jemand in einer solchen emotionalen Ausnahmesituation seiner Arbeit normal nachgehen kann, ist nur verständlich. Daher hat das Arbeitsrecht für Angehörige entsprechende Vorkehrungen getroffen, wie beispielsweise den Sonderurlaub bei Todesfall.

Diese Seite behandelt sowohl die gesetzlichen Regelungen im Trauerfall als auch die soziale Komponente von Trauer am Arbeitsplatz. Im Folgenden erhalten Sie Informationen zu den Phasen der Trauer und ihren Ausdrucksformen. Sie erhalten Tipps zum Umgang mit häufigen Traueranlässen wie einem Sterbefall in der Familie, einer Fehlgeburt oder dem Tod eines Kollegen.

1

Was ist Trauer?

Trauer ist eine natürliche emotionale Reaktion auf den Verlust einer geliebten Person oder wichtigen Beziehung. Sie äußert sich in den Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen. Oft ruft Trauer Emotionen wie Wut, Schmerz, Traurigkeit, Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit oder Schuldgefühle hervor.

Grundsätzlich handelt es sich bei Trauer um einen Prozess. Wer einen geliebten Menschen verliert, durchläuft verschiedene Phasen der Trauer. Damit gehen eine Reihe unterschiedlicher Gefühle und Reaktionen einher, die auf den ersten Blick manchmal widersprüchlich erscheinen. Was der Verlust des Angehörigen für das eigene Leben bedeutet, wird Trauernden erst allmählich bewusst.

Trauer ist individuell

Es ist wichtig zu verstehen, dass Trauer eine überaus persönliche und individuelle Erfahrung ist. Im Hinblick auf die Intensität, Empfindungen und Dauer kann sie sich bei jedem Menschen anders äußern. Durch einen Trauerfall in der Familie oder am Arbeitsplatz fühlen sich viele Menschen aus ihrem gewohnten Leben gerissen. Arbeit und Trauerarbeit lassen sich schwer miteinander vereinbaren. Man muss Trauernden Zeit geben, um mit der neuen Situation zurechtzukommen.

In einer Trauersituation reagiert jeder Mensch unterschiedlich. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn Sie auf andere Weise trauern, als es hier beschrieben wird. Es gibt in diesem Zusammenhang kein Richtig oder Falsch, jeder Mensch trauert auf seine eigene Art.

Mit ihren Emotionen sollten trauernde Menschen nicht allein gelassen werden. Freunde, Familie, Kollegen, Selbsthilfegruppen oder therapeutische Angebote können eine wertvolle Unterstützung darstellen. Sie helfen Trauernden, mit den Herausforderungen der Trauerphasen besser umzugehen. Vertrauen Sie sich in einer solchen Situation anderen Menschen an oder bieten Sie sich trauernden Menschen in Ihrem Umfeld als Gesprächspartner an.

2

Phasen der Trauer

Die Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross entdeckte im Zuge von Interviews mit todkranken Menschen Verhaltensmuster, die im Sterbeprozess bei vielen Betroffenen auftreten. Sie stellte fest, dass Menschen, die einen geliebten Menschen verloren haben, dieselben Phasen durchlaufen.

Zu den fünf Phasen der Trauer nach Kübler-Ross zählen:

Festzuhalten ist, dass es keine festen Regeln oder Zeiträume für den Verlauf von Trauer gibt. Die einzelnen Phasen der Trauer können bei jedem andere Reaktionen, Verhaltensweisen oder Emotionen auslösen. Modelle wie jenes von Elisabeth Kübler-Ross sollen Außenstehenden helfen, die Phasen der Trauer besser zu verstehen. Sie sollen niemandem vorschreiben, wie er bei einem Trauerfall in der Familie oder beim Tod eines Kollegen trauern soll.

3

Ausdrucksformen der Trauer

In den vorherigen Abschnitten ging es darum, wie sich Trauer auf der Gefühlsebene äußern kann. So dominieren häufig negative Emotionen wie Traurigkeit, innere Leere, Hoffnungslosigkeit, Wut, Schmerz oder Verwirrung. Dennoch können dazwischen positive Gefühle wie Freude, Dankbarkeit oder Stolz auftreten. Derartige Stimmungen sind wichtig, denn sie helfen den Betroffenen, ihre Trauer zu bewältigen.

Trauer macht sich aber nicht ausschließlich auf der emotionalen Ebene bemerkbar. Oft wirkt sich ein Trauerfall auf das körperliche Befinden des Betroffenen aus. Unter anderem können folgende Symptome auftreten:

  • Schlafstörungen
  • Reizbarkeit, Nervosität und innere Unruhe
  • Magen-Darm-Probleme und Übelkeit
  • Herzrasen oder Herzstechen
  • Atemnot
  • Schwindel
  • Verspannungen

Dies sind nur einige Beispiele für körperliche Beschwerden, die mit Trauer einhergehen können. Zumeist treten diese Symptome innerhalb der ersten Tage und Wochen nach dem Sterbefall in der Familie oder auf der Arbeit auf. Manche Trauernden werden längerfristig von derartigen Beschwerden begleitet.

Im alltäglichen Leben lassen sich verschiedene Formen der Trauer beobachten. Von antizipatorischer Trauer spricht man beispielsweise, wenn Betroffene vor dem eigentlichen Verlust Trauergefühle erleben. Diese Arten der Trauer betreffen Menschen, die todkranke Angehörige in der Sterbephase begleiten. Gerade für Betroffene, die im Berufsleben stehen, kann diese Form von Trauer eine besondere Belastung darstellen.

Wie Menschen ihrer Trauer Ausdruck verleihen, ist eine höchst individuelle Angelegenheit. Manche halten am Arbeitsplatz Emotionen zurück, während andere viel weinen. Das Tragen von schwarzer Kleidung kann ebenfalls eine Ausdrucksform von Trauer sein. Betroffene sollten ihre Emotionen keineswegs unterdrücken. Wenn Trauer nicht verarbeitet wird, kommt es langfristig zu emotionaler Überlastung.

4

Häufige Traueranlässe

Im Laufe eines Arbeitslebens müssen wir uns im Regelfall einer Reihe verschiedener Trauerfälle in der Familie oder am Arbeitsplatz stellen. Wer trauert, ist nicht dazu in der Lage, seine Arbeit in gewohnter Weise zu verrichten. Dies ist Arbeitgebern bewusst, daher kommt es zumeist zu einer Freistellung von der Arbeit bei einem Todesfall. Im folgenden Abschnitt gehen wir auf einzelne häufige Anlassfälle für Trauer am Arbeitsplatz ein.

eine Frau sitzt mit nachdenklichem Blick am Schreibtisch vor ihrem Laptop
eine Frau sitzt mit nachdenklichem Blick am Schreibtisch vor ihrem Laptop

Auch starker Liebeskummer erzeugt Trauer. Zwar ist Ursache des Verlustes nicht der Tod eines geliebten Menschen, dennoch kann eine Trennung zu ernsthaften Beschwerden führen. 

5

Nach Trauerfall wieder arbeiten

Vielen Menschen fällt es nach einem Trauerfall in der Familie schwer, wieder zurück zur Normalität zu finden. Die Rückkehr an den Arbeitsplatz kann jedoch einen wichtigen Bestandteil des Heilungsprozesses darstellen. Der Arbeitsalltag bietet Trauernden Ablenkung und Struktur, was ihnen dabei hilft, die Kontrolle über das eigene Leben zurückzugewinnen.

Wenn Sie nach einem Trauerfall wieder arbeiten gehen, sprechen Sie am besten mit Ihrem Vorgesetzten und Ihren Kollegen über Ihre Bedürfnisse. Üblicherweise wird Ihnen die Belegschaft rücksichtsvoll entgegenkommen und Sie unterstützen. Manchmal kann ein Todesfall in der Familie auch das Arbeitsleben auf den Kopf stellen. Wer minderjährige Kinder hat und den Ehepartner verliert, wird nach dem Sonderurlaub bei Todesfall möglicherweise erst einmal im Homeoffice oder in Teilzeit arbeiten.

Bedenken Sie, dass jeder Mensch anders mit Trauer am Arbeitsplatz umgeht. Für manche Menschen ist die Arbeit eine willkommene Ablenkung, während andere eine längere Auszeit nach dem Todesfall brauchen. Wenn Sie mehr Zeit benötigen, sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber darüber. Fragen Sie, ob es die Möglichkeit einer bezahlten oder unbezahlten Auszeit nach einem Todesfall gibt.

Tipps zum Wiedereinstieg

Trauer und Arbeit lassen sich zumeist nicht gut miteinander vereinbaren. Wenn Sie die folgenden Punkte beachten, wird Ihnen die Rückkehr in den Job nach einem Trauerfall in der Familie aber erheblich leichter fallen.

  • Der Prozess des Trauerns braucht Zeit. Nehmen Sie sich diese und seien Sie mit sich selbst geduldig.
  • Suchen Sie sich Unterstützung bei Kollegen oder anderen Vertrauenspersonen. Ferner können Sie Trauerhilfe von außen in Anspruch nehmen.
  • Erklären Sie Ihren Kollegen Ihre Situation. Selbstverständlich müssen Sie keine privaten Details preisgeben. Arbeitgeber und Kollegen können Sie aber nur dann entsprechend unterstützen, wenn sie über den Sterbefall in Ihrer Familie Bescheid wissen.
  • Halten Sie an beruflichen und privaten Routineaktivitäten fest. Das Mittagessen mit den Kollegen oder Ihre Hobbys geben Ihnen ein Gefühl von Stabilität.
  • Überlegen Sie, welche Aufgaben Sie tatsächlich selbst übernehmen müssen. Delegieren Sie andere Tätigkeiten an Kollegen, sofern dies möglich ist.
6

Nicht arbeitsfähig nach Trauerfall

Einige Betroffene fühlen sich nach dem Sonderurlaub bei Trauerfall noch nicht dazu in der Lage, sofort wieder ihre Arbeit aufzunehmen. Hin und wieder kommt es vor, dass Trauer arbeitsunfähig macht. Betroffene können mit ihrem Hausarzt oder einem Facharzt über eine Krankschreibung wegen Todesfall sprechen, um die notwendige Zeit zur Verarbeitung der Trauer zu erhalten.

Ebenso bemerken manche Trauernde, die nach einem Trauerfall arbeiten gehen, dass sie mehr Zeit benötigen, um mit dem Verlust zurechtzukommen. Durch eine Krankschreibung erhalten Betroffene die Möglichkeit, sich auf die Trauerarbeit zu konzentrieren und in Ruhe zu genesen.

Sollten Sie krankgeschrieben worden sein und merken, dass Ihnen die Rückkehr in einen geregelten Tagesablauf guttun würde, besteht die Möglichkeit dazu. Lesen Sie, wann es sinnvoll ist und wie Sie Probleme vermeiden im Artikel „Arbeiten trotz Krankschreibung”.

7

Trauerhilfe

Trauerphasen sind im privaten sowie im beruflichen Bereich eine große Herausforderung. Die gute Nachricht: Niemand muss diesen Prozess allein durchstehen. Es gibt zahlreiche Unterstützungsangebote, auf die trauernde Menschen zurückgreifen können. Dazu zählen:

  • Selbsthilfegruppen für Trauernde
  • Einzel- oder Familientherapie beim Trauerbegleiter oder Therapeuten
  • Online-Foren für Trauernde
  • Ratgeber über Trauerbewältigung
  • Spirituelle Praxis (zum Beispiel in der eigenen Kirchengemeinde)

Für welche Form der Unterstützung man sich entscheidet, steht jedem frei. Wichtig ist allerdings, dass man Hilfe in Anspruch zu nimmt, wenn man sie benötigt. Trauer kann ein langer und schmerzhafter Prozess mit Höhen und Tiefen sein. Mit der richtigen Unterstützung können Betroffene lernen, damit umzugehen und zu heilen.

Kondolieren

Generell gebietet es der Anstand, einem Kollegen bei einem Todesfall in der Familie zu kondolieren. Auf die häufig gestellte Frage „Wie kondoliert man einem Arbeitskollegen?“ gibt es keine pauschale Antwort. In der Regel empfiehlt es sich, der Trauerfamilie eine Beileidskarte mit tröstenden Worten zu senden. Die Beileidsbekundung kann im persönlichen Kontakt wiederholt werden. Aufrichtigkeit ist hierbei das A und O.

Was Trauernde brauchen

Kollegen und Arbeitgeber haben oftmals Schwierigkeiten, die Bedürfnisse trauernder Mitarbeiter zu verstehen und Unterstützung anzubieten. Aus Angst davor, falsch zu reagieren, gehen viele den Betroffenen aus dem Weg oder sie verfallen in Schweigen.

Doch Nichtstun ist bei Trauer am Arbeitsplatz immer verkehrt. Viele Trauernde empfinden es als verletzend, wenn Kollegen Gespräche mit ihnen vermeiden oder beim Mittagessen plötzlich das Weite suchen. Betroffene sollten sich in dieser schweren Situation nicht wie Aussätzige fühlen, sondern am alltäglichen Miteinander teilhaben können.

Portrait einer Frau, die zur Seite blickt
Portrait einer Frau, die zur Seite blickt
8

Trauern im Unternehmen

Schlechte Neuigkeiten verbreiten sich in Unternehmen wie ein Lauffeuer. Wenn ein Arbeitskollege oder der Chef verstorben ist, ist vonseiten der Unternehmensführung Offenheit gefragt. Je nach Verhältnis zum Verstorbenen und der eigenen Persönlichkeit, können die Reaktionen der Mitarbeiter auf die Todesnachricht unterschiedlich ausfallen. Während einige weinen und aufgrund ihrer Trauer arbeitsunfähig sind, wird das Ableben des Kollegen andere Mitarbeiter weniger belasten. Nun ist gezieltes Trauermanagement angesagt.

Trauerkultur als Teil des Qualitäts- und betrieblichen Gesundheitsmanagements

In Zeiten der Trauer ist es wichtiger denn je, ein angenehmes und offenes Arbeitsklima zu schaffen. Präventiv sollten Unternehmen eine angemessene Trauerkultur als Teil des Qualitätsmanagements und des betrieblichen Gesundheitsmanagements etablieren.

Bei einem konkreten Trauerfall im Betrieb ist Handeln gefragt. Das Unternehmen sollte die betroffenen Mitarbeiter so gut wie möglich bei der Bewältigung der Trauer unterstützen. Mögliche Maßnahmen wären etwa:

  • Organisation von Trauerfeiern
  • Betriebsinterne Therapieangebote
  • Zusätzliche Urlaubstage bzw. Freistellungen
  • Bereitstellung von Informationen zu Hilfsangeboten

Schlechte Nachrichten mitteilen zu müssen, kann eine echte Herausforderung sein. Lesen Sie, wie Sie mit dieser Situation sourverän umgehen.

weiterlesen
9

Fragen und Antworten

Hier finden Sie Antworten auf Fragen zum Thema „Trauer am Arbeitsplatz“