Wie geht man mit Trauer am Arbeitsplatz um?
Ein Kollege oder ein geliebter Mensch verstirbt und plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Die meisten Arbeitnehmer sehen sich im Laufe ihres Berufslebens irgendwann mit Trauer am Arbeitsplatz konfrontiert. Dass kaum jemand in einer solchen emotionalen Ausnahmesituation seiner Arbeit normal nachgehen kann, ist nur verständlich. Daher hat das Arbeitsrecht für Angehörige entsprechende Vorkehrungen getroffen, wie beispielsweise den Sonderurlaub bei Todesfall.
Diese Seite behandelt sowohl die gesetzlichen Regelungen im Trauerfall als auch die soziale Komponente von Trauer am Arbeitsplatz. Im Folgenden erhalten Sie Informationen zu den Phasen der Trauer und ihren Ausdrucksformen. Sie erhalten Tipps zum Umgang mit häufigen Traueranlässen wie einem Sterbefall in der Familie, einer Fehlgeburt oder dem Tod eines Kollegen.
Was ist Trauer?
Trauer ist eine natürliche emotionale Reaktion auf den Verlust einer geliebten Person oder wichtigen Beziehung. Sie äußert sich in den Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen. Oft ruft Trauer Emotionen wie Wut, Schmerz, Traurigkeit, Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit oder Schuldgefühle hervor.
Grundsätzlich handelt es sich bei Trauer um einen Prozess. Wer einen geliebten Menschen verliert, durchläuft verschiedene Phasen der Trauer. Damit gehen eine Reihe unterschiedlicher Gefühle und Reaktionen einher, die auf den ersten Blick manchmal widersprüchlich erscheinen. Was der Verlust des Angehörigen für das eigene Leben bedeutet, wird Trauernden erst allmählich bewusst.
Trauer ist individuell
Es ist wichtig zu verstehen, dass Trauer eine überaus persönliche und individuelle Erfahrung ist. Im Hinblick auf die Intensität, Empfindungen und Dauer kann sie sich bei jedem Menschen anders äußern. Durch einen Trauerfall in der Familie oder am Arbeitsplatz fühlen sich viele Menschen aus ihrem gewohnten Leben gerissen. Arbeit und Trauerarbeit lassen sich schwer miteinander vereinbaren. Man muss Trauernden Zeit geben, um mit der neuen Situation zurechtzukommen.
In einer Trauersituation reagiert jeder Mensch unterschiedlich. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn Sie auf andere Weise trauern, als es hier beschrieben wird. Es gibt in diesem Zusammenhang kein Richtig oder Falsch, jeder Mensch trauert auf seine eigene Art.
Mit ihren Emotionen sollten trauernde Menschen nicht allein gelassen werden. Freunde, Familie, Kollegen, Selbsthilfegruppen oder therapeutische Angebote können eine wertvolle Unterstützung darstellen. Sie helfen Trauernden, mit den Herausforderungen der Trauerphasen besser umzugehen. Vertrauen Sie sich in einer solchen Situation anderen Menschen an oder bieten Sie sich trauernden Menschen in Ihrem Umfeld als Gesprächspartner an.
Phasen der Trauer
Die Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross entdeckte im Zuge von Interviews mit todkranken Menschen Verhaltensmuster, die im Sterbeprozess bei vielen Betroffenen auftreten. Sie stellte fest, dass Menschen, die einen geliebten Menschen verloren haben, dieselben Phasen durchlaufen.
Zu den fünf Phasen der Trauer nach Kübler-Ross zählen:
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1. Verleugnung
Die Betroffenen weigern sich, die Realität und somit den Tod oder Verlust zu akzeptieren. Viele Betroffene beschreiben diese Phase als bösen Traum, aus dem sie wieder aufwachen möchten.
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2. Wut
In dieser Phase entwickelt der Betroffene Wutgefühle und sucht nach Schuldigen. Sein Zorn kann sich gegen ihn selbst, andere Menschen, Gott oder den Verstorbenen richten, weil er den Angehörigen verlassen hat.
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3. Verhandeln
Zumeist dauert diese Phase nur kurz an. Die Betroffenen versuchen, einen Ausweg aus der Misere zu finden. Sie beten oder denken darüber nach, wie sie den Verlust hätten verhindern können.
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4. Depression
Nun geht es um die Aufarbeitung des Verlustes sowie die Auseinandersetzung mit der unangenehmen Realität. Oft treten depressive Symptome auf. Es kommt zu Gefühlen wie Traurigkeit, Einsamkeit oder Hoffnungslosigkeit. Kollegen sollten in dieser Trauerphase Verständnis und Mitgefühl für den Betroffenen aufbringen.
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5. Akzeptanz
Sobald Trauernde die Gefühle der vierten Trauerphase hinter sich lassen, sind sie in der letzten der fünf Phasen der Trauer angekommen. Betroffene finden endlich Frieden und Ruhe. Schmerz und Nostalgie treten noch auf, jedoch haben die Trauernden gelernt, den Verlust zu akzeptieren.
Festzuhalten ist, dass es keine festen Regeln oder Zeiträume für den Verlauf von Trauer gibt. Die einzelnen Phasen der Trauer können bei jedem andere Reaktionen, Verhaltensweisen oder Emotionen auslösen. Modelle wie jenes von Elisabeth Kübler-Ross sollen Außenstehenden helfen, die Phasen der Trauer besser zu verstehen. Sie sollen niemandem vorschreiben, wie er bei einem Trauerfall in der Familie oder beim Tod eines Kollegen trauern soll.
Ausdrucksformen der Trauer
In den vorherigen Abschnitten ging es darum, wie sich Trauer auf der Gefühlsebene äußern kann. So dominieren häufig negative Emotionen wie Traurigkeit, innere Leere, Hoffnungslosigkeit, Wut, Schmerz oder Verwirrung. Dennoch können dazwischen positive Gefühle wie Freude, Dankbarkeit oder Stolz auftreten. Derartige Stimmungen sind wichtig, denn sie helfen den Betroffenen, ihre Trauer zu bewältigen.
Trauer macht sich aber nicht ausschließlich auf der emotionalen Ebene bemerkbar. Oft wirkt sich ein Trauerfall auf das körperliche Befinden des Betroffenen aus. Unter anderem können folgende Symptome auftreten:
- Schlafstörungen
- Reizbarkeit, Nervosität und innere Unruhe
- Magen-Darm-Probleme und Übelkeit
- Herzrasen oder Herzstechen
- Atemnot
- Schwindel
- Verspannungen
Dies sind nur einige Beispiele für körperliche Beschwerden, die mit Trauer einhergehen können. Zumeist treten diese Symptome innerhalb der ersten Tage und Wochen nach dem Sterbefall in der Familie oder auf der Arbeit auf. Manche Trauernden werden längerfristig von derartigen Beschwerden begleitet.
Im alltäglichen Leben lassen sich verschiedene Formen der Trauer beobachten. Von antizipatorischer Trauer spricht man beispielsweise, wenn Betroffene vor dem eigentlichen Verlust Trauergefühle erleben. Diese Arten der Trauer betreffen Menschen, die todkranke Angehörige in der Sterbephase begleiten. Gerade für Betroffene, die im Berufsleben stehen, kann diese Form von Trauer eine besondere Belastung darstellen.
Wie Menschen ihrer Trauer Ausdruck verleihen, ist eine höchst individuelle Angelegenheit. Manche halten am Arbeitsplatz Emotionen zurück, während andere viel weinen. Das Tragen von schwarzer Kleidung kann ebenfalls eine Ausdrucksform von Trauer sein. Betroffene sollten ihre Emotionen keineswegs unterdrücken. Wenn Trauer nicht verarbeitet wird, kommt es langfristig zu emotionaler Überlastung.
Häufige Traueranlässe
Im Laufe eines Arbeitslebens müssen wir uns im Regelfall einer Reihe verschiedener Trauerfälle in der Familie oder am Arbeitsplatz stellen. Wer trauert, ist nicht dazu in der Lage, seine Arbeit in gewohnter Weise zu verrichten. Dies ist Arbeitgebern bewusst, daher kommt es zumeist zu einer Freistellung von der Arbeit bei einem Todesfall. Im folgenden Abschnitt gehen wir auf einzelne häufige Anlassfälle für Trauer am Arbeitsplatz ein.
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Todesfall in der Familie
Zu den belastendsten Ereignissen im Leben zählt ein Todesfall in der Familie. An Arbeit ist da oftmals nicht zu denken. Neben der Trauer sehen sich Angehörige mit einer Vielzahl von Aufgaben konfrontiert, vor allem der Planung der Beerdigung.
Wenn ein Familienmitglied verstirbt, empfiehlt es sich, auf dem Arbeitsplatz offen damit umzugehen. Kontaktieren Sie am besten sofort Ihren Vorgesetzten und informieren Sie ihn darüber, dass Sie wegen des Todesfalls nicht zur Arbeit erscheinen werden. Üblicherweise zeigen sich Arbeitgeber hier verständnisvoll.
Sonderurlaub bei Todesfall
Die hierbei am häufigsten gestellte Frage lautet: „Wie viele Tage hat man frei bei einem Todesfall in der Familie?“ Eine allgemeingültige Antwort gibt es darauf nicht. Ein genereller Anspruch auf Sonderurlaub im Todesfall ist in § 616 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) festgeschrieben, sofern dieser im Arbeitsvertrag nicht ausgeschlossen wird.
Wie lange ein solcher Sonderurlaub bei Todesfall der Eltern, Schwiegereltern, Geschwister oder Ehepartner konkret dauert, ist nicht eindeutig geregelt. So ist von einer angemessenen Dauer die Rede. Häufig beläuft sich der Sonderurlaub bei Todesfall auf zwei Tage: den Todestag sowie den Tag der Beerdigung.
Über die tatsächliche Dauer des Sonderurlaubs bei Todesfall entscheiden maßgeblich die folgenden Faktoren:
- Verwandtschaftsgrad zum Verstorbenen
- Dauer der Betriebszugehörigkeit
- Vertragliche Vereinbarungen
- Aktuelle Situation im Betrieb
- Kulanz des Arbeitgebers
Wer länger als die vom Arbeitgeber gewährten Sonderurlaubstage von der Arbeit fernbleiben möchte, um zu trauern, kann zusätzliche Urlaubstage beantragen.
Der Sonderurlaub beim Todesfall der Geschwister beträgt ein bis zwei Tage. Ein Sonderurlaub bei Todesfall der Schwiegereltern wird wiederum für gewöhnlich nicht gewährt. Sie müssten sich also Urlaub nehmen. Einen Anspruch auf Sonderurlaub bei Todesfall der Großeltern gibt es in Deutschland ebenfalls nicht, wobei Arbeitgeber sich in diesem Fall erfahrungsgemäß kulant zeigen.
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Arbeitskollege verstorben
Der Tod eines Arbeitskollegen kann für trauernde Mitarbeiter eine große Belastung darstellen, welche die Arbeitsleistung des Teams beeinflusst. Wenn Mitarbeiter erfahren, dass ein geschätzter Kollege verstorben ist, ist dies für enge Vertraute schockierend. Noch dramatischer ist es, wenn er direkt am Arbeitsplatz ums Leben kommt. Bei diesem tragischen Ereignis, das zu einem Sterbefall im Betrieb führt, gehen viele Unternehmen kulant mit den Betroffenen um.
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Chef verstorben
Wenn der Chef verstorben ist, kommen zur Trauer häufig Zukunfts- und Existenzängste hinzu. Schließlich ist die Nachfolge insbesondere bei einem plötzlichen Todesfall nicht immer geregelt. In diesen Situationen muss das Unternehmen rasch Maßnahmen ergreifen, um den Mitarbeitern ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln.
Alle Angestellten sollten so schnell wie möglich darüber informiert werden, was nun passiert. Zu diesem Zweck empfiehlt es sich, eine Versammlung mit allen Arbeitnehmern abzuhalten oder das weitere Vorgehen in einer Rundmail an die Belegschaft zu erklären.
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Fehlgeburt/Totgeburt
Eine Fehlgeburt oder Totgeburt ist eine schmerzhafte Ausnahmesituation im Leben einer Frau sowie der gesamten Familie. Wie Betroffene mit dem Schicksalsschlag am Arbeitsplatz umgehen, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Fehlgeburten treten häufig ein, bevor die Schwangerschaft am Arbeitsplatz verkündet wurde. Betroffene können den Verlust des ungeborenen Kindes für sich behalten und sich nach der Fehlgeburt vom Arzt eine Krankschreibung holen.
Wer am Arbeitsplatz offen über die traurige Erfahrung spricht, kann auf die Unterstützung und das Verständnis der Kollegen und des Vorgesetzten hoffen. Da für Betroffene der besondere Kündigungsschutz gilt, kann bei einer Fehlgeburt eine Meldung an den Arbeitgeber von Vorteil sein.
Für Frauen, die nach der 24. Schwangerschaftswoche ein Kind verlieren oder tot zur Welt bringen, gilt die allgemeine Schutzfrist nach dem Mutterschutzgesetz. Diese endet im Regelfall acht Wochen nach der Geburt. Wenn die Mutter dies ausdrücklich verlangt, kann der Arbeitgeber sie frühestens drei Wochen nach der Totgeburt wieder beschäftigen. Voraussetzung ist jedoch ein ärztliches Attest.
Auch starker Liebeskummer erzeugt Trauer. Zwar ist Ursache des Verlustes nicht der Tod eines geliebten Menschen, dennoch kann eine Trennung zu ernsthaften Beschwerden führen.
Nach Trauerfall wieder arbeiten
Vielen Menschen fällt es nach einem Trauerfall in der Familie schwer, wieder zurück zur Normalität zu finden. Die Rückkehr an den Arbeitsplatz kann jedoch einen wichtigen Bestandteil des Heilungsprozesses darstellen. Der Arbeitsalltag bietet Trauernden Ablenkung und Struktur, was ihnen dabei hilft, die Kontrolle über das eigene Leben zurückzugewinnen.
Wenn Sie nach einem Trauerfall wieder arbeiten gehen, sprechen Sie am besten mit Ihrem Vorgesetzten und Ihren Kollegen über Ihre Bedürfnisse. Üblicherweise wird Ihnen die Belegschaft rücksichtsvoll entgegenkommen und Sie unterstützen. Manchmal kann ein Todesfall in der Familie auch das Arbeitsleben auf den Kopf stellen. Wer minderjährige Kinder hat und den Ehepartner verliert, wird nach dem Sonderurlaub bei Todesfall möglicherweise erst einmal im Homeoffice oder in Teilzeit arbeiten.
Bedenken Sie, dass jeder Mensch anders mit Trauer am Arbeitsplatz umgeht. Für manche Menschen ist die Arbeit eine willkommene Ablenkung, während andere eine längere Auszeit nach dem Todesfall brauchen. Wenn Sie mehr Zeit benötigen, sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber darüber. Fragen Sie, ob es die Möglichkeit einer bezahlten oder unbezahlten Auszeit nach einem Todesfall gibt.
Tipps zum Wiedereinstieg
Trauer und Arbeit lassen sich zumeist nicht gut miteinander vereinbaren. Wenn Sie die folgenden Punkte beachten, wird Ihnen die Rückkehr in den Job nach einem Trauerfall in der Familie aber erheblich leichter fallen.
- Der Prozess des Trauerns braucht Zeit. Nehmen Sie sich diese und seien Sie mit sich selbst geduldig.
- Suchen Sie sich Unterstützung bei Kollegen oder anderen Vertrauenspersonen. Ferner können Sie Trauerhilfe von außen in Anspruch nehmen.
- Erklären Sie Ihren Kollegen Ihre Situation. Selbstverständlich müssen Sie keine privaten Details preisgeben. Arbeitgeber und Kollegen können Sie aber nur dann entsprechend unterstützen, wenn sie über den Sterbefall in Ihrer Familie Bescheid wissen.
- Halten Sie an beruflichen und privaten Routineaktivitäten fest. Das Mittagessen mit den Kollegen oder Ihre Hobbys geben Ihnen ein Gefühl von Stabilität.
- Überlegen Sie, welche Aufgaben Sie tatsächlich selbst übernehmen müssen. Delegieren Sie andere Tätigkeiten an Kollegen, sofern dies möglich ist.
Nicht arbeitsfähig nach Trauerfall
Einige Betroffene fühlen sich nach dem Sonderurlaub bei Trauerfall noch nicht dazu in der Lage, sofort wieder ihre Arbeit aufzunehmen. Hin und wieder kommt es vor, dass Trauer arbeitsunfähig macht. Betroffene können mit ihrem Hausarzt oder einem Facharzt über eine Krankschreibung wegen Todesfall sprechen, um die notwendige Zeit zur Verarbeitung der Trauer zu erhalten.
Ebenso bemerken manche Trauernde, die nach einem Trauerfall arbeiten gehen, dass sie mehr Zeit benötigen, um mit dem Verlust zurechtzukommen. Durch eine Krankschreibung erhalten Betroffene die Möglichkeit, sich auf die Trauerarbeit zu konzentrieren und in Ruhe zu genesen.
Sollten Sie krankgeschrieben worden sein und merken, dass Ihnen die Rückkehr in einen geregelten Tagesablauf guttun würde, besteht die Möglichkeit dazu. Lesen Sie, wann es sinnvoll ist und wie Sie Probleme vermeiden im Artikel „Arbeiten trotz Krankschreibung”.
Trauerhilfe
Trauerphasen sind im privaten sowie im beruflichen Bereich eine große Herausforderung. Die gute Nachricht: Niemand muss diesen Prozess allein durchstehen. Es gibt zahlreiche Unterstützungsangebote, auf die trauernde Menschen zurückgreifen können. Dazu zählen:
- Selbsthilfegruppen für Trauernde
- Einzel- oder Familientherapie beim Trauerbegleiter oder Therapeuten
- Online-Foren für Trauernde
- Ratgeber über Trauerbewältigung
- Spirituelle Praxis (zum Beispiel in der eigenen Kirchengemeinde)
Für welche Form der Unterstützung man sich entscheidet, steht jedem frei. Wichtig ist allerdings, dass man Hilfe in Anspruch zu nimmt, wenn man sie benötigt. Trauer kann ein langer und schmerzhafter Prozess mit Höhen und Tiefen sein. Mit der richtigen Unterstützung können Betroffene lernen, damit umzugehen und zu heilen.
Kondolieren
Generell gebietet es der Anstand, einem Kollegen bei einem Todesfall in der Familie zu kondolieren. Auf die häufig gestellte Frage „Wie kondoliert man einem Arbeitskollegen?“ gibt es keine pauschale Antwort. In der Regel empfiehlt es sich, der Trauerfamilie eine Beileidskarte mit tröstenden Worten zu senden. Die Beileidsbekundung kann im persönlichen Kontakt wiederholt werden. Aufrichtigkeit ist hierbei das A und O.
Was Trauernde brauchen
Kollegen und Arbeitgeber haben oftmals Schwierigkeiten, die Bedürfnisse trauernder Mitarbeiter zu verstehen und Unterstützung anzubieten. Aus Angst davor, falsch zu reagieren, gehen viele den Betroffenen aus dem Weg oder sie verfallen in Schweigen.
Doch Nichtstun ist bei Trauer am Arbeitsplatz immer verkehrt. Viele Trauernde empfinden es als verletzend, wenn Kollegen Gespräche mit ihnen vermeiden oder beim Mittagessen plötzlich das Weite suchen. Betroffene sollten sich in dieser schweren Situation nicht wie Aussätzige fühlen, sondern am alltäglichen Miteinander teilhaben können.
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Zuhören und Gespräche führen
Gerade in den ersten Wochen haben Betroffene das Bedürfnis, über die verstorbene Person oder das Geschehene zu sprechen. Hören Sie zu und zeigen Sie Interesse, indem Sie Fragen stellen.
Versuchen Sie, Trost zu spenden, aber vermeiden Sie Plattitüden oder taktlose Äußerungen wie die folgenden:
- „Alles wird wieder gut.“
- „Das wird schon wieder.“
- „Die Zeit heilt alle Wunden.“
- „Er/sie war doch schon so alt/krank.“
- „Ich weiß genau, wie du dich fühlst.“
- „Wenigstens hast du es jetzt hinter dir.“
- „Ihr hattet doch sowieso kein gutes Verhältnis zueinander.“
- „Stell dich nicht so an.“
Sprechen Sie mit Trauernden über eigene Erfahrungen mit Trauer, aber vermeiden Sie unangebrachte Vergleiche mit Trennungen oder anderen Situationen. Wenn Sie selbst bisher keinen geliebten Menschen verloren haben und sich nicht in die Lage des Betroffenen hineinversetzen können, ist das vollkommen in Ordnung. Gehen Sie gegebenenfalls lieber offen mit Ihrer eigenen Ratlosigkeit um, anstatt den trauernden Kollegen zu brüskieren.
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Hilfe anbieten
Unterstützen Sie den Betroffenen bei alltäglichen Aufgaben im beruflichen oder im privaten Bereich. Fragen Sie Ihren Kollegen direkt, ob er Ihre Unterstützung braucht. Allerdings sollten Sie nicht zu aufdringlich agieren. Zeigen Sie sich verständnisvoll und akzeptieren Sie, wie Ihr Kollege mit seiner Trauer umgeht. Dazu gehört auch, dass Sie etwaige Zurückweisungen nicht persönlich nehmen. Seien Sie geduldig und erkundigen Sie sich gegebenfalls einige Monate nach dem Trauerfall erneut, wie es Ihrem Kollegen mit dem Verlust geht und ob er Hilfe benötigt.
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Den Trauernden einbeziehen
Gemeinsame Unternehmungen sorgen in Phasen der Trauer für Ablenkung. Nehmen Sie Ihren trauernden Kollegen wie gewohnt zum Mittagessen in die Betriebskantine oder zum Absacker am Freitagabend mit. Womöglich hat Ihr Kollege ja Lust auf einen gemeinsamen Spaziergang, einen Konzertbesuch oder ein Abendessen mit Freunden. Wenn er noch nicht bereit dazu ist, fragen Sie einige Wochen später nach.
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Verständnis und Geduld aufbringen
Was Trauernde brauchen, ist in erster Linie Verständnis und Geduld. Bedenken Sie, dass Trauerphasen nicht linear verlaufen. Selbst nach längerer Zeit löst sich Trauer nicht in Luft auf. Viele Trauernde leiden nicht nur in den ersten Wochen nach der Beerdigung, sondern auch in den Monaten und Jahren danach unter dem Verlust.
Ein liebevoller Kollege mit einem offenen Ohr kann ein wertvoller Anker sein, der die Einsamkeit des Trauernden mildert. Manchmal ist hingegen professionelle Hilfe eines Psychologen, Psychotherapeuten oder Trauerbegleiters erforderlich. Unterstützen Sie Ihren Kollegen bei der Suche nach einem entsprechenden Therapieangebot.
Trauern im Unternehmen
Schlechte Neuigkeiten verbreiten sich in Unternehmen wie ein Lauffeuer. Wenn ein Arbeitskollege oder der Chef verstorben ist, ist vonseiten der Unternehmensführung Offenheit gefragt. Je nach Verhältnis zum Verstorbenen und der eigenen Persönlichkeit, können die Reaktionen der Mitarbeiter auf die Todesnachricht unterschiedlich ausfallen. Während einige weinen und aufgrund ihrer Trauer arbeitsunfähig sind, wird das Ableben des Kollegen andere Mitarbeiter weniger belasten. Nun ist gezieltes Trauermanagement angesagt.
Trauerkultur als Teil des Qualitäts- und betrieblichen Gesundheitsmanagements
In Zeiten der Trauer ist es wichtiger denn je, ein angenehmes und offenes Arbeitsklima zu schaffen. Präventiv sollten Unternehmen eine angemessene Trauerkultur als Teil des Qualitätsmanagements und des betrieblichen Gesundheitsmanagements etablieren.
Bei einem konkreten Trauerfall im Betrieb ist Handeln gefragt. Das Unternehmen sollte die betroffenen Mitarbeiter so gut wie möglich bei der Bewältigung der Trauer unterstützen. Mögliche Maßnahmen wären etwa:
- Organisation von Trauerfeiern
- Betriebsinterne Therapieangebote
- Zusätzliche Urlaubstage bzw. Freistellungen
- Bereitstellung von Informationen zu Hilfsangeboten
Schlechte Nachrichten mitteilen zu müssen, kann eine echte Herausforderung sein. Lesen Sie, wie Sie mit dieser Situation sourverän umgehen.
weiterlesenFragen und Antworten
Hier finden Sie Antworten auf Fragen zum Thema „Trauer am Arbeitsplatz“
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Wie mit trauernden Kollegen umgehen?
Es ist wichtig, den betroffenen Kollegen in dieser schwierigen Situation zu unterstützen. Vor allem brauchen Trauernde Verständnis und Geduld sowie jemanden, der ihnen zuhört. Bieten Sie Ihre Hilfe an, indem Sie als Gesprächspartner zur Verfügung stehen oder Ihren Kollegen bei der Erledigung seiner Aufgaben unterstützen.
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Wie viele Tage Sonderurlaub bei einem Todesfall?
In Deutschland ist die Dauer des Sonderurlaubs im Todesfall nicht einheitlich gesetzlich geregelt. Sie hängt vom Arbeits- und Tarifvertrag, der Dauer der Betriebszugehörigkeit und dem Verwandtschaftsgrad ab. Meistens beläuft sie sich auf ein bis drei Tage.
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Wie lange nach Trauerfall nicht arbeiten?
Wann man nach einer Auszeit nach einem Todesfall wieder zur Arbeit geht, ist eine individuelle Entscheidung. Schließlich erlebt jeder Mensch die Phasen der Trauer anders. Einige schätzen die Ablenkung und Stabilität, die der Arbeitsplatz bietet, andere wollen sich nach einem Todesfall in der Familie mehr Zeit nehmen. Am besten besprechen Sie das Vorgehen in diesem Zusammenhang mit einem Arzt sowie Ihrem Arbeitgeber.