So zeigt sich eine toxische Arbeitssituation
Ein toxischer Arbeitsplatz ist ein Arbeitsumfeld, in dem negative und schädliche Bedingungen herrschen. Sie beeinflussen das Wohlbefinden und die Gesundheit der Beschäftigten negativ. Unprofessionelle Führungskräfte und destruktive Mitarbeiter schaffen mit ihrem Verhalten ein vergiftetes Arbeitsklima für alle, worunter am Ende auch der Unternehmenserfolg leidet.
Diese Umstände können zu einer insgesamt geringeren Motivation, einer erhöhten Personalfluktuation (ständiger Mitarbeiterwechsel) und einer sinkenden Produktivität im Unternehmen führen. Ein toxischer Arbeitsplatz wirkt sich oft sogar auf das Privatleben von den betroffenen Personen aus und schadet durch verschiedene Stressfolgen langfristig ihrer Gesundheit. Auf mentaler Ebene kommt es zu geringem Selbstwertgefühl oder Depressionen, im schlimmsten Fall zum Burnout.
Das Problem, ein toxisches Arbeitsumfeld zu erkennen
Damit ein toxisches Arbeitsklima überhaupt entstehen kann, müssen toxische Persönlichkeiten die Möglichkeit haben, dieses dauerhaft zu vergiften. Der Nährboden und die Basis hierfür sind Handlungsspielraum zum Missbrauchen der eigenen Macht am Arbeitsplatz. Dies geschieht hauptsächlich durch Führungskräfte, die ihre schädlichen Verhaltensweisen zur Unternehmenskultur erheben. Es hat sich hier die Redewendung: „Der Fisch stinkt vom Kopf!“ etabliert, was darauf anspielt, dass bereits von der oberen Ebene aus toxische Elemente bestehen.
Selbstverständlich kann jeder am Arbeitsplatz auch auf problematische Kollegen treffen, doch in einem Team oder einer Abteilung ohne eine ebenfalls schädliche Führung können sich solche Menschen nicht lange ungehindert entfalten. Deshalb ist gewissermaßen „toxische Führung” die Definition für toxische Arbeitsverhältnisse.
So beginnt das toxische Spiel/Szenario
Eine toxische Person in der Unternehmensführung bewirkt nahezu zwangsläufig, dass sich der schädliche Führungsstil nach unten ausweitet. Dysfunktionale Strukturen am Arbeitsplatz sind daher häufig mit toxischen Führungskräften verbunden, die Mitarbeitende herabwürdigen, verspotten, belügen oder persönliche Grenzen überschreiten. Dysfunktional bedeutet, dass es der Unternehmensfunktion und dem Betriebsleben in seiner Funktion nicht dient, sondern es sogar verhindert bzw. von innen zerstört. Nicht selten schieben toxische Personen ihre Fehler anderen in die Schuhe und verbuchen dafür deren Leistungen auf dem eigenen Konto.
Die unmittelbare Folge einer solchen Behandlung durch Vorgesetzte und Kollegen sind Mitarbeitende, die sich eingeschüchtert fühlen und ihr Selbstvertrauen verlieren. Wer dem langfristig ausgesetzt ist und seine Ohnmacht alltäglich als real wahrnimmt, verliert schnell den Blick dafür, dass der Fehler gar nicht bei ihm selbst liegt. Die seelische Belastung und der Stress vernichten zuerst jede Freude an der Arbeit und dann die Motivation. Eine Abwärtsspirale kommt in Gang. Später können sich psychosomatische Erkrankungen und Störungen der psychischen Gesundheit entwickeln.
Toxisches Arbeitsklima kostet Geld
Toxische Arbeitsplätze schaden Mitarbeitenden, Unternehmen, Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen. Während die Opfer dieser Arbeitsverhältnisse mit den gesundheitlichen Folgen kämpfen, ist ihre Arbeitskraft eingeschränkt und sie benötigen medizinische Versorgung sowie eventuell auch finanzielle Unterstützung zum Lebensunterhalt. Grund dafür ist, dass sie mehr und mehr erkranken und dann letztlich ganz ausfallen.
Unternehmen, die ein toxisches Arbeitsklima zulassen, sind ihrerseits mit erheblichen Personalkosten durch hohe Krankenstände und gesteigerte Personalwechsel konfrontiert. Hinzu kommt, dass die Performance unter schlechten Arbeitsbedingungen ebenso leidet wie die betroffenen Personen, was sie weniger produktiv arbeiten lässt.
Zu den direkten finanziellen Belastungen kommen weitere, die sich auf indirekten Wegen einstellen: Werden miserable Arbeitsbedingungen als strukturelles Problem eines Unternehmens öffentlich bekannt, tritt ein Imageschaden ein, der kurzfristig kaum zu beheben ist und zahlende Kunden und potentielle Bewerber abschreckt. Gerät ein Unternehmen daraufhin zusätzlich finanziell unter Druck, ist es unter diesen Umständen nahezu unmöglich, die Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern.
Angesichts der weitreichenden und teuren Folgen toxischer Arbeitsverhältnisse müsste die gesamte Wirtschaft großes Interesse an der Vermeidung und Bekämpfung solcher Arbeitsbedingungen zeigen.
Toxische Kollegen erkennen
Toxische Arbeitsplätze sind zu Beginn eines Arbeitsverhältnisses nur sehr schwer zu identifizieren, weil toxische Personen sich grundsätzlich zuerst nur von ihrer Schokoladenseite zeigen. Bis die Fassade bröckelt und die Masken fallen, vergehen in der Regel einige Monate. Das führt dazu, dass Beschäftigte fassungslos erleben, wie sich der eben noch so liebenswürdige Chef oder die eigentlich immer hilfsbereite Kollegin in wahre Monster zu verwandeln scheinen.
Viele suchen die Schuld bei sich und glauben, sie müssten sich nur richtig verhalten, Fehler vermeiden oder netter zu den Betreffenden sein, damit alles wieder in Ordnung kommt. Diese Hoffnung ist vergeblich, denn toxische Personen spulen ihr giftiges Verhaltensrepertoire völlig unabhängig von ihrer Umgebung ab. Ihre Launen lassen sich durch nichts und niemanden beeinflussen.
Eine gute Gelegenheit, toxische Arbeitsplätze zu erkennen und zu vermeiden, besteht aber schon vor der Arbeitsaufnahme. Wer den Stellenmarkt in seiner Branche regelmäßig sichtet, bemerkt schnell, dass beispielsweise ein bestimmtes Restaurant in jedem Quartal neue Servicekräfte sucht. Auch dringliche Stellenanzeigen weisen auf mögliche Probleme hin. Es gibt selbstverständlich Ausnahmen, doch eine gute Personalplanung macht es üblicherweise nicht nötig, dass das Arbeitsverhältnis noch am Tag des Vorstellungsgesprächs beginnen muss.
Anzeichen für ein toxisches Arbeitsverhältnis kann auch der Arbeitsvertrag liefern, den eine Firma neuem Personal vorlegt. Befinden sich darin unzulässige Klauseln, die Angestellte übermäßig benachteiligen, ist Vorsicht geboten. Solche Vereinbarungen betreffen z. B. übertriebene Vertragsstrafen, Definitionen angeblicher Pflichtverletzungen, eine zu geringe Zahl an Urlaubstagen oder die Verpflichtung, regelmäßig unbezahlte Überstunden zu leisten.
Doch auch ehemals normale oder sogar besonders angenehme Arbeitsverhältnisse können sich in eine toxische Richtung verändern, wenn Kollegen oder Vorgesetzte wechseln.
Warnzeichen erkennen – das sind die Eckpfeiler
Wer sich fragt, ob sein Arbeitsplatz toxisch ist, achtet am besten auf diese Warnzeichen:
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Mobbing
Der Begriff Mobbing beschreibt eine Form von wiederholtem und systematischem Verhalten, das darauf abzielt, eine Person oder Gruppe zu belästigen, zu demütigen, zu beleidigen oder zu schikanieren. Dieses Verhalten kann von Kollegen, Vorgesetzten oder anderen Personen in einer Position der Macht gegenüber dem Opfer ausgehen.
Lesetipps:
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Gaslighting
Gaslighting ist eine Manipulationstechnik, die darin besteht, dass der Täter dem Opfer schlicht seine eigene Wahrnehmung abspricht, bis dieses irgendwann seiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr vertraut.
Sie wissen zum Beispiel genau, dass die Chefin Ihnen nichts von dem wichtigen Termin gesagt hat. Doch nun behauptet sie, Sie hätten ihn vergessen.
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Schuldumkehr
Hier handelt es sich um eine Manipulationstechnik, mit der Verantwortliche jede Verantwortung von sich weisen und dem Opfer die Schuld geben.
Ein typischer Satz könnte lauten: „Ja, wenn Sie nicht so viele Fehler machen würden, müsste ich Sie auch nicht dauernd anschreien.“
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Unzureichende oder gewalttätige Kommunikation ohne Wertschätzung
Ein toxischer Kommunikationsstil ist leicht zu erkennen. Betreffende kommunizieren gar nicht, auch wenn es nötig wäre (ignorieren oder verschweigen), sind unhöflich bis hin zu Beleidigungen und drücken selten bis niemals Anerkennung oder Wertschätzung für andere und deren Arbeit aus.
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Keine Fehlerkultur
Ein produktives Arbeitsklima braucht unbedingt eine konstruktive Fehlerkultur ohne Verurteilung. Nur so ist es allen Beteiligten möglich, Fehler sofort einzuräumen, damit sie sich schnellstmöglich beheben lassen.
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Mikromanagement
Toxische Arbeitsplätze sind oft davon gekennzeichnet, dass sie durch Vorgesetzte überreguliert sind, die nichts aus der Hand geben können. Selbst bei kleinen Details besteht keine Entscheidungsfreiheit. Das Resultat sind völlig verunsicherte Beschäftigte und unnötiger organisatorischer Aufwand.
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Hoher Krankenstand
Die gesundheitlichen Folgen toxischer Bedingungen liegen auf der Hand und führen dazu, dass die Arbeitsbelastung der noch gesunden Mitarbeiter im Unternehmen steigt.
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Eingeschränkte Work-Life-Balance
Narzisstische Kollegen oder der toxische Chef sorgen ständig für ungeplante Überstunden und kurzfristig gestrichene freie Tage, so dass eine ausgeglichene Work-Life Balance nicht möglich ist. Das Handy klingelt noch am späten Abend, sodass die Freizeit und die Lebensqualität von Beschäftigten auf ein Minimum schrumpfen.
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Fehlende Karrierechancen
Ein Unternehmen, das nicht möchte, dass sich seine Angestellten wohlfühlen, ist nicht an deren persönlicher Weiterentwicklung interessiert. Zu groß wäre die Gefahr, dass Weiterentwicklung zu einem Arbeitsplatzwechsel führt.
Selbstcheck toxischer Arbeitsplatz
Woran kann man selbst erkennen, ob man sich in einem toxischen Arbeitsverhältnis befindet? Hier finden Sie eine Checkliste, mit der Sie herausfinden, ob Ihr Arbeitsplatz toxisch ist:
- Sind Sie dauerhaft überlastet mit den Anforderungen und Erwartungen an Ihre Arbeitsleistung?
- Gibt es ständige Konflikte zwischen Kollegen, Abteilungen oder Vorgesetzten, die nicht offen und konstruktiv ausgetragen werden?
- Spüren Sie eine von Neid und Missgunst geprägte Arbeitsatmosphäre?
- Ist die Kommunikation am Arbeitsplatz unklar, unsicher oder von Heimlichkeiten geprägt?
- Sind Beförderungen oder Gehaltserhöhungen nicht nachvollziehbar begründet oder gibt es Diskriminierung aufgrund von Religion, Alter, Herkunft bzw. anderer Gründe?
- Fördern Führungskräfte ungesundes Konkurrenzverhalten unter den Mitarbeitenden und sind Sie dadurch einem übermäßigen Wettbewerb ausgesetzt?
- Sind Überstunden an der Tagesordnung oder nehmen Sie regelmäßig Arbeit mit nach Hause, sodass Ihre Work-Life-Balance nie ausgeglichen ist? Müssen Sie trotz Krankheit arbeiten?
- Sind die physischen Arbeitsbedingungen unangenehm? Gibt es beispielsweise schlechte Belüftung, Lärm, unzureichende Beleuchtung oder Gesundheitsgefahren?
- Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Arbeitgeber oder Kollegen Sie in unzulässiger Weise am Arbeitsplatz überwachen?
Wenn mehrere dieser Punkte auf Ihren Arbeitsplatz zutreffen, legt das nahe, dass er tatsächlich toxisch ist.
So schützen Sie sich vor toxischen Arbeitsplätzen
Haben Sie Ihren Arbeitsplatz als toxisch identifiziert, können Sie daran eventuell nicht viel ändern. In diesem Fall achten Sie am besten strikt auf Ihr eigenes Wohlergehen. Diese Punkte helfen dabei:
- Reduzieren Sie Stress durch Übungen wie Yoga oder Meditation.
- Versuchen Sie stets, sachlich zu bleiben und Ihre Emotionen zu kontrollieren.
- Setzen Sie klare Grenzen. Sagen Sie „Nein", wenn Sie sich angegriffen oder überfordert fühlen.
- Suchen Sie Unterstützung bei Kollegen, anderen Vorgesetzten, Beratungsstellen oder dem Betriebsrat (falls vorhanden), um die Situation zu verändern. Hilfreich dafür ist, wenn Sie besonders problematische Situationen dokumentieren.
- Nehmen Sie professionelle Hilfe von Mediatoren, Juristen, Psychologen und Coaches in Anspruch.
- Pflegen Sie einen gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßiger Bewegung, um den Stress am Arbeitsplatz besser zu bewältigen.
Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihre Gesundheit ernsthaft gefährdet ist, ziehen Sie unbedingt in Betracht, zu kündigen und den Job zu wechseln.
Fragen und Antworten
Hier finden Sie Antworten auf Fragen zum Thema „toxischer Arbeitsplatz“.
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Woran erkenne ich einen toxischen Arbeitsplatz?
Ein toxischer Arbeitsplatz ist von einem schlechten Arbeitsklima geprägt, das von übermäßigem Stress, mangelnder Unterstützung, ungesunden Konkurrenzverhalten, Konflikten, unklarer Kommunikation und unfairer Behandlung geprägt ist. Beschäftigte fühlen sich oft unsicher und unterbewertet, was zu Erkrankungen, verringerter Arbeitsleistung und einer hohen Kündigungsrate führen kann.
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Wie mit toxischen Kollegen umgehen?
Im Umgang mit toxischen Kollegen wahren Sie am besten die professionelle Distanz und kontrollieren emotionale Reaktionen. Klare und sachliche Kommunikation hilft, Missverständnisse zu vermeiden. Setzen Sie persönliche Grenzen und lassen Sie sich nicht in negative Dynamiken hineinziehen. Suchen Sie bei Konflikten nach konstruktiven Lösungen. Dokumentieren Sie problematische Vorfälle. In extremen Fällen kann es hilfreich sein, Vorgesetzte oder die Personalabteilung einzubeziehen. Selbstfürsorge und der Austausch mit unterstützenden Kollegen oder Freunden können helfen, den Stress zu bewältigen und die eigene mentale Gesundheit zu schützen.