Wenn Sie Schichtarbeit ausüben, verschwimmen die Grenzen zwischen Tag und Nacht. Kaffee ist womöglich Ihr bester Freund. Diese Arbeitsform steigert zweifellos die Produktivität eines Unternehmens, birgt jedoch auch Herausforderungen für die körperliche und psychische Gesundheit sowie das Privatleben der Schichtarbeiter.
Was bedeutet Schichtarbeit?
Laut dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) handelt es sich um Schichtarbeit per Definition, „wenn mehrere Beschäftigte sich an einem Arbeitsplatz nach geregelter zeitlicher Reihenfolge abwechseln.“
Das heißt: Während die einen Schicht arbeiten, haben die anderen Arbeitnehmer Ruhezeit. Dieses Modell ist in vielen Branchen verbreitet und umfasst eine Vielzahl von Arbeitszeitregelungen.
Arbeitsrechtliche Regelungen und Schichtmodelle
Für eine optimale Arbeitsplatzgestaltung und effektive Planung der Vorgänge im Unternehmen ist es entscheidend, angemessene Arbeitszeiten sicherzustellen. Hierfür gibt es verschiedene Vorgaben und Modelle.
Arbeitszeitgesetz und Schichtarbeit
Im Arbeitszeitgesetz (ArbZG) § 6 Abs.1 ist festgehalten, dass „(...) die Arbeitszeit der Nacht- und Schichtarbeitnehmer nach den gesicherten arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen über die menschengerechte Gestaltung der Arbeit festzulegen (...)“ ist.
Dieser Abschnitt zielt darauf ab, die Gesundheit der Arbeitnehmer zu schützen, indem die Schichtarbeit-Zeiten so gestaltet werden müssen, dass sie den menschlichen Bedürfnissen gerecht werden. Dabei spielen Faktoren wie Regeneration und psychische Entlastung eine wichtige Rolle.
Welche Arbeitnehmer dürfen Schichtarbeit ausüben?
In einigen Berufen ist Schichtbereitschaft eine grundlegende Anforderung, auf die sich die Mitarbeiter einstellen müssen. Arbeitnehmer sind am besten für Schichtarbeit geeignet, wenn sie körperlich und mental so belastbar sind, dass sie unregelmäßigen Arbeitszeiten nachkommen können – zum Beispiel Menschen ohne familiäre Verpflichtungen. Schichtarbeit kann die Work-Life-Balance stark beeinträchtigen und erfordert individuelle Anpassungsfähigkeit.
Bei Minderjährigen gelten besondere Regeln, da sie grundsätzlich nur von 6 bis 20 Uhr arbeiten dürfen. Schwangeren Frauen und stillenden Müttern ist die Nachtarbeit verwehrt, um ihre Gesundheit zu schützen.
Verschiedene Schichtmodelle
Ein verbreitetes Schichtarbeit-Modell ist das Drei-Schicht-System. Hierbei teilt sich der Arbeitstag in drei 8-Stunden-Schichten in Form von Früh-, Spät- und Nachtschicht auf. Auf diese Weise lassen sich Produktionsprozesse rund um die Uhr aufrechterhalten. Man spricht hier vom vollkontinuierlichen Schichtmodell, auch Contischicht genannt, denn der Betrieb läuft unaufhörlich.
Darüber hinaus gibt es das Zwei-Schicht-Modell mit einer jeweils achtstündigen Früh- und Spätschicht, das üblicherweise im Einzelhandel eingesetzt wird. Daneben kommen in Krankenhäusern oder Fabriken mitunter 4- oder 5-Schicht-Modelle zum Einsatz, um die Patientenversorgung beziehungsweise die Produktion täglich für 24 Stunden sicherzustellen.
In welchen Branchen und Berufen gilt Schichtarbeit?
Arbeiten im Schichtdienst ist in zahlreichen Branchen gängig, insbesondere dort, wo eine kontinuierliche Betriebsabwicklung oder Versorgung erforderlich ist.
Berufe mit Schichtarbeit sind zum Beispiel:
- Gesundheitswesen: Pflegekräfte, Ärzte, Rettungsdienstmitarbeiter
- Gastgewerbe: Kellner, Hotelangestellte
- Kommunikation: Call-Center-Personal
- Produktion: Fabrikarbeiter, Montagearbeiter
- Transport: Zugführer, Lkw-Fahrer
- Sicherheitsbranche: Polizei, Feuerwehr, Wachpersonal
- Handwerk: Bäcker, Elektriker
- Industrie: Industriemechaniker, Produktionsmitarbeiter
Vorteile der Schichtarbeit
In erster Linie hat Schichtarbeit Vorteile für das Unternehmen und die Kunden. Sie ermöglicht lange Öffnungszeiten, ständige Erreichbarkeit und eine optimale Auslastung von Produktionsanlagen.
Doch auch für Arbeitnehmer ist die Arbeit im Schichtbetrieb interessant:
- Es ist zeitlich gesehen einfacher, alltägliche Besorgungen zu erledigen.
- Die Mitarbeiter profitieren finanziell durch Schichtzuschläge.
- Schichtearbeiter pendeln häufig außerhalb der Stoßzeiten.
- Klar definierte Schichtzeiten tragen zur Vermeidung von Überstunden bei.
Nachteile der Schichtarbeit
Es gibt bei der Schichtarbeit Nachteile, die nicht unberücksichtigt bleiben sollen:
- Das Arbeiten in einem Schichtmodell belastet das Sozialleben und die familiären Beziehungen.
- Schichtarbeit kann physischen und psychischen Stress bedeuten und das Herz-Kreislauf-System belasten.
- Der Biorhythmus gerät durcheinander, was zu Schlafstörungen führen kann.
- Schichtarbeit begünstigt Übergewicht, Diabetes und Burnout.
Gesundheitliche Auswirkungen
Arbeitgeber müssen die gesetzlichen Bestimmungen und die speziellen Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter genau beachten. Sie sind in der Pflicht, das Wohlbefinden ihrer Angestellten durch ein gesundes und produktives Arbeitsumfeld, regelmäßige Pausen und einen ergonomischen Arbeitsplatz zu fördern.
Die gesundheitlichen Risiken der Schichtarbeit ergeben sich maßgeblich aus den ständigen Wechseln. Der Körper hat Probleme damit, sich auf einen einheitlichen Schlaf-Wach-Rhythmus einzustellen, was das Wohlbefinden und Verhalten beeinflusst, und auf Dauer sogar zu Krankheiten führen kann. Zudem zeigt sich, dass Schichtarbeiter häufiger ungesunde Essgewohnheiten haben als Menschen mit festen Arbeitszeiten.
Regelmäßiger Schichtdienst kann zu folgenden negativen gesundheitlichen Effekten führen:
- Schlafstörungen
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Kopfschmerzen
- Stress und Depressionen
- Erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Stoffwechselstörungen
- Magen-Darm-Beschwerden
Wie schwerwiegend die Einschränkungen sind und wie gut der Einzelne mit der Schichtarbeit klar kommt, hängt von der individuellen Situation ab. Wenn Sie Beschwerden feststellen, sollten Sie möglichst früh mit Ihrem Arzt darüber sprechen.
Gesundheitsfürsorge
Wenn Sie in Schicht arbeiten, sollten Sie darauf achten, übermäßigen Alkohol- und Koffeinkonsum zu vermeiden. Obwohl es mit Sicherheit Nächte gibt, die nur mit drei bis vier Tassen Kaffee zu bewältigen sind, sollte dies die Ausnahme bleiben.
Regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung verringern die Risiken der Schichtarbeit für Ihre Gesundheit. Sportkurse zu festen Uhrzeiten sind meist schwer wahrzunehmen, aber Joggen, Walken, Schwimmen oder der Besuch eines Fitness-Studios mit langen Öffnungszeiten bieten zeitunabhängige Aktivitäten.
Ausgewogene Mahlzeiten mit Obst, Gemüse und Vollkornprodukten sind wichtig, damit Sie alle Nährstoffe erhalten, die Ihr Körper braucht. Trinken Sie außerdem ausreichend Wasser.
Feste Essenszeiten und vorbereitete Gerichte erleichtern die Ernährung trotz wechselnder Schichten.
Schlafhygiene und Schlafmanagement
Diejenigen, die ausschließlich in Früh- und Spätschichten arbeiten, sollten jeden Tag ungefähr zur gleichen Zeit ins Bett gehen. Jedoch ist dies im Drei-Schicht-Betrieb mit Nachtschichten nicht möglich. In solchen Fällen ist es entscheidend, zwischen den Schichten für ausreichend Erholung zu sorgen.
Die Schlafqualität lässt sich verbessern, indem Sie mindestens vier Stunden vor dem Schlafen keinen Kaffee oder Alkohol trinken. Das Schlafzimmer sollte gut gelüftet sein und eine kühle Temperatur aufweisen.
Tipps für den Schlaf nach der Nachtschicht
Eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen erholsamen Schlaf nach der Nachtschicht ist eine dunkle Umgebung. Tragen Sie nach dem Verlassen des Arbeitsplatzes eine Sonnenbrille, sofern es bereits hell ist und dunkeln Sie Ihr Schlafzimmer ab.
Eliminieren Sie Lärmquellen für einen ungestörten Schlaf: Schließen Sie Fenster, nutzen Sie Ohrenstöpsel und stellen Sie Ihr Telefon auf lautlos. Bitten Sie zudem Ihr privates Umfeld um Rücksichtnahme.
Einschlafrituale helfen, den Körper auf den Schlaf vorzubereiten und den Schlafzyklus zu regulieren. Wenn das Einschlafen nach der Nachtschicht schwer fällt, erzwingen Sie nichts. Gehen Sie nur ins Bett, wenn Sie müde sind. Lesen Sie oder hören Sie Musik, nutzen Sie jedoch keine elektronischen Geräte wie Smartphones oder Tablets.
Legen Sie wichtige Termine auf den Nachmittag, so dass Sie möglichst ausschlafen können.
Strategien zur Vereinbarkeit von Schichtarbeit und Privatleben
Bei Schichtarbeit ist es wichtig, Freunde und Familie nicht zu vernachlässigen. Sozialer Austausch lenkt von der Arbeit ab, steigert das Wohlbefinden und fördert die Gesundheit. Daher sollten Sie auch bei unregelmäßigen Arbeitszeiten bewusst Zeit für persönliche Beziehungen einplanen.
Mit Randstad zum neuen Job
Ganz gleich, ob Sie Schichtarbeit übernehmen oder gleichbleibende Arbeitszeiten bevorzugen – wir haben den passenden Job für Sie. Informieren Sie sich in unserer Jobbörse und bewerben Sie sich auf Ihre Wunschstelle.
zur Jobbörse