Sabbatical – was ist das?
Sie möchten gerne für eine längere Zeit an einem anderen Ort sein, neue Erfahrungen sammeln oder einen lang ersehnten Traum verwirklichen? Dann könnte ein Sabbatical die Lösung sein.
Der Begriff leitet sich vom biblischen „Sabbat” ab, der einen Tag der Ruhe und Erneuerung in der Woche bezeichnet. Ein Sabbatical ist eine längere Freistellung von der Arbeit, die Arbeitnehmer und Arbeitgeber einvernehmlich vereinbaren. Der Arbeitnehmer steigt also eine Zeitlang aus seinem Job aus, ihm ist sein Arbeitsverhältnis in der Regel aber weiterhin sicher. Es muss sich hierbei nicht zwingend um ein ganzes Jahr handeln, auch einige Wochen bis mehrere Monate sind bei einem Sabbatical in Betracht zu ziehen.
Sabbatical: Gründe für eine berufliche Auszeit
Verspürt ein Arbeitnehmer den Wunsch nach einer längeren Auszeit vom Job, geschieht dies oft aus dem Wunsch nach mehr Flexibilität heraus.
- Persönliche Interessen und Träume:
Hobbies und private Projekte kommen im Arbeitsalltag oft zu kurz. Eine berufliche Auszeit verschafft Luft, um sich eine gewisse Zeit ausgiebig den persönlichen Interessen widmen zu können, sei es die Veröffentlichung eines Buches oder die Umsetzung eines Kreativprojektes. - Reisen:
Das Bereisen der Welt ist intensiver möglich, wenn dafür mehr Zeit als der allgemeine Urlaubsanspruch zur Verfügung steht. Für viele bedeutet Reisen, den eigenen Horizont zu erweitern, fremde Kulturen zu entdecken und damit einen großen Beitrag zur persönlichen Entwicklung. - Weiterbildung:
Wer sich beruflich durch das Erlernen neuer Fähigkeiten weiterentwickeln möchte, kann dies im Rahmen eines Sabbaticals mit voller Konzentration tun. Weiterbildungsziele lassen sich somit schneller und effizienter erreichen. - Gefühl des Ausgebranntseins:
Wer sich im Hamsterrad befindet, kann mit einem Sabbatical die Notbremse ziehen, bevor es zu spät ist und sich ein Burnout einstellt. Aber auch, wer im Job unterfordert ist, an Boreout leidet, kann bei einem Sabbatical seine Gedanken sortieren. - Karrierepause:
Eine berufliche Auszeit bedeutet auch, dass die Karriere Pause macht – zugunsten der Familie. - Pflege von Angehörigen:
Neben dem Pflegeurlaub, an den formale Bedingungen geknüpft sind, kann auch ein Sabbatical erwogen werden, um sich um pflegebedürftige Menschen zu kümmern.
Sabbatical Anspruch
Für diese spezielle Form der beruflichen Auszeit gibt es einige Fragestellungen, die bei der Planung betrachtet werden sollten.
Ist Sabbatical Urlaub?
Ein Sabbatical ist von dem herkömmlichen Urlaub zu unterscheiden. Urlaub im Sinne des Bundesurlaubsgesetzes ist eine „bezahlte Freistellung von der Arbeitsleistung zum Zwecke der Erholung“. Als Sabbatical hingegen wird gemeinhin eine längere bezahlte oder unbezahlte Auszeit bezeichnet, um z. B. die zukünftige Leistungsfähigkeit und die persönliche Entwicklung des Mitarbeiters zu fördern.
Besteht auf Sabbatical Rechtsanspruch?
Während ein Sabbatical in manch anderen Ländern als normal angesehen wird, gibt es in Deutschland für Arbeitnehmer keinen allgemeinen Sabbatical Rechtsanspruch. Lediglich für Beamte, Lehrer und Angestellte des Öffentlichen Dienstes existieren spezielle Gesetze, die eine längere Auszeit vergleichsweise gut regeln.
Muss der Arbeitgeber ein Sabbatjahr genehmigen?
Ein Arbeitnehmer hat in der Regel keinen Anspruch auf ein Sabbatjahr. Anders sieht es aus bei bestehenden Regelungen, z. B. im Arbeitsvertrag oder einer Betriebsvereinbarung, die etwas anderes besagen. Grundsätzlich gilt daher, dass zwischen dem Arbeitnehmer und dem Arbeitgeber einvernehmlich eine für beide Seiten verbindliche Vereinbarung getroffen werden sollte. Diese enthält neben den eigentlichen Bedingungen für ein Sabbatjahr idealerweise auch Regelungen für die Rückkehr des Mitarbeiters. Der Arbeitgeber muss also mit dem Sabbatical einverstanden sein.
Sabbatical vorbereiten
Eine berufliche Auszeit sollte gut geplant und nicht überstürzt werden. Wichtig sind Kenntnisse über die verschiedenen Sabbatical-Modelle. Sowohl im Gesetz zur sozialrechtlichen Absicherung flexibler Arbeitszeitregelungen, als auch im Teilzeit- und Befristungsgesetz ist die Möglichkeit einer Verkürzung oder Verlängerung der Arbeitszeit geregelt. Daraus ergeben sich unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten für ein Sabbatical.
Beispielsweise kann ein so genanntes Langzeitkonto eingerichtet werden. Der Arbeitnehmer wird in diesem Fall eine Zeitlang als Teilzeitmitarbeiter geführt, arbeitet aber Vollzeit, sodass sich Überstunden „ansparen”. Nach Ende einer Ansparphase wird das Arbeitszeitguthaben in der Freistellungsphase eingelöst. Der Arbeitnehmer erhält daher auch während der Freistellung im Rahmen des Sabbaticals Gehalt. Alternativ besteht die Möglichkeit, ein Sabbatical ohne Gehalt durchzuführen und unbezahlten Urlaub zu nehmen. In diesem Fall muss sich der Mitarbeiter allerdings freiwillig krankenversichern. Eine Freistellung von anderen Sozialabgaben kann beantragt werden.
Finanzielle Situation abwägen
Überlegen Sie im Vorfeld gut, ob Sie sich ein Sabbatical ohne Gehalt finanziell leisten können und Sie genügend Rücklagen gebildet haben. In vielen Fällen laufen die Fixkosten weiter und es kommen weitere Ausgaben hinzu. Sollten Sie zu dem Schluss kommen, dass Sie auf Ihr regelmäßiges Einkommen nicht verzichten können, versuchen Sie auf das Modell Langzeitkonto hinzuarbeiten oder Alternativen für ein Sabbatical in Betracht zu ziehen.
Zeugnis anfordern
Wenn feststeht, dass Sie das Unternehmen für einen längeren Zeitraum im Rahmen des Sabbaticals verlassen, ist es ratsam ein Zwischenzeugnis anzufordern. In der Zwischenzeit können sich die personellen Konstellationen in Ihrer Abteilung ändern, zum Beispiel Ihr Vorgesetzter ausscheiden oder Sie entscheiden sich für eine berufliche Neuorientierung. Dann ist es von Vorteil, wenn Ihnen eine solche Beurteilung vorliegt.
Ein Sabbatical ist eine sehr gute Maßnahme, wenn ein Arbeitnehmer den Wunsch nach einer beruflichen Auszeit verspürt. Er erhält dadurch die Möglichkeit, Dinge anzugehen und Projekte zu verwirklichen, für die er im beruflichen Alltag nicht die nötige Flexibilität hat. Ein Sabbatical muss aber auch hinreichend geplant und die Rückkehr in den Job gut und rechtzeitig vorbereitet werden. Aber nicht für jeden ist ein Sabbatjahr geeignet. Wer bei einem Sabbatical ohne Gehalt nicht für einen gewissen Zeitraum auf seine regelmäßigen Einkünfte verzichten kann oder nicht ganz vom Job pausieren möchte, hat aber gute Alternativen für eine bessere Lebensqualität.
Rückkehr in den Arbeitsalltag nach Sabbatical
Ein Sabbatjahr kann die persönliche Wahrnehmung verändern sowie zu anderen Einstellungen und Verhaltensweisen als zu Beginn der Auszeit führen. Viele Menschen nutzen das Sabbatical-Jahr, um ihr Leben neu zu ordnen und sich beruflich neu aufzustellen.
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Sabbatical Vor- und Nachteile
Von einer beruflichen Auszeit profitieren Arbeitnehmer und Arbeitgeber, es gibt aber auch Herausforderungen, die nicht unberücksichtigt bleiben sollen.
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Sabbatical Vorteile Arbeitnehmer
Arbeitnehmer erhalten die Flexibilität, die sie im Alltag nicht haben. Ein Sabbatical ist im Allgemeinen gut für die körperliche und geistige Erholung, da es zur Entspannung und Stressabbau beiträgt. Familien und Freunden kann mehr Zeit gewidmet werden. Durch das Sammeln neuer Erfahrungen findet persönliches Wachstum und Weiterentwicklung statt. Mitunter eröffnen sich dadurch neue Perspektiven, die Rückkehr in den Job erfolgt motivierter. Vielleicht führt es sogar zur Planung einer neuen Karriere.
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Sabbatical Nachteile Arbeitnehmer
Durch ein vermindertes oder ausbleibendes Einkommen kann die finanzielle Belastung schwierig sein. Die berufliche Auszeit muss daher gut geplant und abgewogen werden. Soll nach dem Sabbatical an den gleichen Arbeitsplatz zurückgekehrt werden, muss der Arbeitnehmer wieder Anschluss finden und sich in gewisser Weise neu einarbeiten. Arbeitsabläufe und Technologien ändern sich. Für karriereorientierte Menschen kann die Jobpause einen unerwünschten Karrierknick zur Folge haben.
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Sabbatjahr Arbeitgeber Vorteile
Nach einem Sabbatical haben sich viele Arbeitnehmer persönlich oder beruflich weiterentwickelt. Sie haben neue Fähigkeiten erlernt, die sie im Job einbringen und dadurch Impulse setzen. Wenn ein Unternehmen dem Mitarbeiter ein Sabbatical ermöglicht hat, kann dies die Mitarbeiterzufriedenheit und damit dessen Bindung zum Unternehmen positiv beeinflussen. Gut motivierte Mitarbeiter sind in der Regel auch produktiver. Arbeitgeber sollten den Wunsch nach einer beruflichen Auszeit eines Arbeitnehmers also nicht per se ausschlagen.
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Sabbatical Nachteile Arbeitgeber
Gewährt ein Unternehmen einem Mitarbeiter eine berufliche Auszeit, ist dessen Arbeitsplatz für diese Zeit nicht von ihm besetzt. Es muss also Vorkehrungen treffen, z. B. temporär für Ersatz sorgen oder die Arbeiten im Team so umstrukturieren, dass die Tätigkeiten zwischen den verbliebenen Teammitgliedern aufgeteilt werden. Dies kann vorübergehend dazu führen, dass sie weniger produktiv arbeiten. Kehrt der Mitarbeiter an seinen Arbeitsplatz zurück, muss sein Wissen aufgefrischt werden, z. B. durch Schulungen. Er ist also in der ersten Zeit nach seiner Rückkehr in der Regel noch nicht voll produktiv.
Alternativen zum Sabbatical
Wer sich nicht vorstellen kann, für eine gewisse Zeit komplett aus dem Beruf auszusteigen, hat gute Alternativen.
Beruflich kürzer treten
Beim „Downshifting” geht der Arbeitnehmer bewusst einen Schritt auf der Karriereleiter zurück – zugunsten von mehr Lebensqualität und einer höheren Zufriedenheit.
Reisen und Arbeiten verbinden
Bei dem Arbeitstrend „Workation” gehen Beruf (work) und Reisen (vacation) Hand in Hand. Remote Work ermöglicht das Arbeiten theoretisch von jedem beliebigen Ort aus, sofern man einen entsprechenden Beruf ausübt, der keine Anwesenheitspflicht erfordert.
Fragen und Antworten
Hier finden Sie Antworten auf Fragen zum Thema Sabbatical.
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Was ist ein Sabbatical?
Ein Sabbatical ist eine längere unbezahlte oder bezahlte Freistellung vom Job. Sie kann einige Wochen, mehrere Monate, ein Jahr oder länger dauern.
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Sabbatical – wer hat Anspruch?
Der Anspruch auf ein Sabbatical ist rechtlich nicht geregelt. Lediglich für Beamte, Lehrer und Angestellte des Öffentlichen Dienstes gibt es Gesetze, die berufliche Auszeiten vergleichsweise gut regeln. Sofern ein Sabbatical im Arbeitsvertrag oder anderweitig nicht geregelt ist, müssen Arbeitnehmer und Arbeitgeber eine einvernehmliche Vereinbarung treffen.
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Sabbatical wie nutzen?
Die berufliche Auszeit kann unterschiedlich lange dauern und somit entsprechend vielfältig genutzt werden: zum Beispiel für eine längere Reise, persönliche oder berufliche Weiterentwicklung oder zur Pflege eines Angehörigen.
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Wer zahlt das Sabbatical?
Es gibt unterschiedliche Sabbatical-Modelle. Ob der Arbeitnehmer während des Sabbaticals Gehalt bekommt oder das Sabbatical ohne Gehalt durchführt, hängt von der jeweiligen Vereinbarung mit dem Arbeitgeber ab.
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Wie Sabbatical im Lebenslauf angeben?
Mit der Jobpause sollte bei einer Bewerbung offen umgegangen werden. Geben Sie das Sabbatical im Lebenslauf an und schildern Sie, wie Sie für die Ausübung Ihrer beruflichen Tätigkeit davon profitieren.