Eine Beförderung ablehnen? In vielen Fällen gibt es keine Gründe, ein Aufstiegsangebot auszuschlagen. Schließlich arbeiten die meisten Arbeitnehmer jahrelang auf diesen Moment hin. Dennoch kommt es vor, dass die Rahmenbedingungen nicht passen oder die Beförderung schlichtweg zum falschen Zeitpunkt im Raum steht. Diese heikle Situation bringt die betroffene Person oft in die Bredouille. Denn wer zum Beispiel eine Führungsposition ablehnt und dem Chef eine Absage erteilt, riskiert womöglich die eigene Zukunft im Unternehmen. Aus diesem Grund ist beim Ablehnen der Beförderung Fingerspitzengefühl gefragt.
Warum eine Beförderung ablehnen?
Wenn der Vorgesetzte endlich die lang ersehnte Beförderung anbietet, ist das für viele Arbeitnehmer ein freudiges Ereignis. In einigen Fällen liegen jedoch gute Gründe zu denken, „ich möchte nicht befördert werden”. Diese können sowohl privater als auch beruflicher Natur sein.
Auswirkungen auf das Privatleben
Der berufliche Aufstieg bringt gelegentlich gravierende Veränderungen und Auswirkungen auf das Privatleben mit sich. Zum Beispiel erfordert eine neue Position manchmal einen berufsbedingten Umzug in eine neue Stadt. Gerade für Arbeitnehmer mit Familie ist das oftmals keine Option. Ebenso bedeutet eine gehobene Stelle meist ein höheres Arbeitspensum. Wer kleine Kinder oder andere Betreuungspflichten hat, ist im Regelfall aber schon ausgelastet.
Fehlende Work-Life-Balance
Der zusätzliche Workload, der üblicherweise mit der Beförderung einhergeht, kann zunächst auf viele Beschäftigte einschüchternd wirken. Arbeitnehmer, bei denen die Work-Life-Balance im aktuellen Job bereits in Schieflage geraten ist, sind daher zögerlich, wenn sie ein entsprechendes Aufstiegsangebot erhalten.
Beförderung passt nicht zur Lebensphase
Denkbar ist auch, dass sich die Person in einer Lebensphase befindet, in der sie ihre Karriere eher zurückschrauben möchte. Beim sogenannten „Downshifting” akzeptieren Berufstätige weniger Geld, Einfluss und Ansehen, um mehr Zeit für sich selbst zu haben. Bei diesem Vorhaben würde sich eine Beförderung eher kontraproduktiv auswirken. Gewohnheitsmenschen und Angestellte, die in ihrer aktuellen Position zufrieden sind, scheuen eventuell jede Form der Veränderung und lehnen deshalb Beförderungen ab.
Selbstzweifel
Eine besondere Situation liegt vor, wenn der Arbeitnehmer zur Führungskraft befördert werden soll, diese Rolle neu für ihn ist und er daran zweifelt, dass sie ihm liegt. Wenn Sie als Experte auf Ihrem Gebiet bislang eher eine Fach- als eine Führungskarriere angestrebt haben, können Sie zu dem Schluss kommen, dass Sie Führungsverantwortung ablehnen möchten – und damit die Beförderung.
Vergiftete Beförderung
Nicht immer stecken vonseiten der Vorgesetzten oder Personalverantwortlichen positive Intentionen hinter dem Aufstiegsangebot. Bei sogenannten „vergifteten Beförderungen“ ist größte Vorsicht geboten. Wenngleich es glücklicherweise eher selten vorkommt, ist es in einigen Konzernen gängige Praxis, unliebsame Mitarbeitende mittels Beförderung aufs Abstellgleis zu verfrachten.
Betroffen sind davon für gewöhnlich Beschäftigte, die der Führungsebene schon länger ein Dorn im Auge sind, allerdings nicht so einfach gekündigt werden können. Die neu geschaffene Stelle bringt dann üblicherweise Anforderungen mit sich, die sich schwer erfüllen lassen, weil das Pensum zu hoch ist oder die vorhandenen Mittel gar nicht vorhanden sind. Schützen Sie sich vor solchen nachteiligen Beförderungen – indem Sie sich vor der Zusage eingehend über die Rahmenbedingungen informieren.
Wenn Ihnen selbst kein Grund einfällt, weshalb man Sie befördern würde, könnte es sich um eine vergiftete Beförderung handeln.
Überlegen Sie selbst:
- Inwiefern hat das Unternehmen in den letzten Monaten von Ihrer Arbeitsleistung profitiert?
- Wurden Sie in der jüngeren Vergangenheit häufig zu Recht von Ihren Vorgesetzten gelobt?
- Haben Sie tatsächlich bedeutende Meilensteine erreicht?
- Welche Vorteile bietet Ihnen die neue Position?
Sprechen Sie mit Kollegen Ihres Teams und bitten Sie diese um eine ehrliche Einschätzung Ihrer Leistung. Betrachten Sie diese Äußerungen dennoch kritisch und reflektieren Sie sich.
Beförderung ablehnen – oder doch annehmen?
Der ein oder andere hadert lange mit sich, ob er die angebotene Beförderung annehmen oder ablehnen sollen. Mancher hat sogar regelrecht Angst vor Beförderung. In dieser Situation gilt es, Ruhe zu bewahren. Eine sofortige Zu- oder Absage lässt sich fallweise nicht mehr zurücknehmen und eine Entscheidung dieser Tragweite sollte gut überlegt sein. Deshalb haben die Personalverantwortlichen oder Vorgesetzten im Normalfall nichts dagegen, wenn der betroffene Arbeitnehmer um ein wenig Bedenkzeit bittet.
Ist Ihnen die Sache mit dem Aufstiegsangebot nicht geheuer? Gehen Sie noch einmal in sich. In den meisten Fällen handelt es sich um keine der zuvor erwähnten vergifteten Beförderungen. Viel wahrscheinlicher ist es, dass Ihnen Selbstzweifel einen Strich durch die Rechnung machen. Wer aus einem Mangel an Selbstbewusstsein und Angst vor der Verantwortung kneift, bleibt langfristig hinter dem eigenen Potenzial zurück.
Ihre persönlichen Ängste sind höchstwahrscheinlich unbegründet. Wenn die Führungsebene Ihnen die Beförderung anbietet, bedeutet das im Regelfall, dass sie von Ihnen überzeugt ist. Schließlich denken Personalverantwortliche in diesen Belangen unternehmerisch und agieren zum Wohle der Firma. Auf das Urteil erfahrener Führungskräfte können Sie in dieser Hinsicht vertrauen – auch wenn diese Ihnen mehr zutrauen, als womöglich Sie selbst es tun.
Lesetipp
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weiterlesenNehmen Sie sich ausreichend Zeit, um zu einer Entscheidung zu kommen. Je mehr Informationen Sie zur neuen Position erhalten, umso leichter fällt es, die Beförderung abzulehnen oder anzunehmen. Stellen Sie viele Fragen zur potenziellen zukünftigen Stelle, damit Sie sich ein klares Bild davon machen können. Es gibt eine Reihe von Methoden und Tools, die Sie im Zuge der Entscheidungsfindung nutzen können. Die klassische „Pro- und Contra-Liste“ ist eine von zahlreichen Möglichkeiten und hat sich als besonders effektiv erwiesen.
Beförderung ablehnen – so geht’s!
Sie haben das Für und Wider abgewogen und sind zum Entschluss gekommen, dass Sie die Beförderung ablehnen wollen? Nun heißt es, taktvoll zu handeln, um die Vorgesetzten nicht vor den Kopf zu stoßen. Unabhängig davon, was die Gründe für Ihre Absage an die Personalverantwortlichen sind: Klare und offene Kommunikation ist gefragt. Sobald Sie die wohlüberlegte Entscheidung gefällt haben, sollten Sie dies Ihrem Arbeitgeber unverzüglich mitteilen. Immerhin muss er sich jetzt um eine andere Lösung bemühen.
Ein direktes Zwei-Augen-Gespräch an einem ruhigen Ort eignet sich am besten dafür, um die Nachricht zu übermitteln. Vereinbaren Sie dafür einen Termin mit der verantwortlichen Führungskraft. Alternativ können Sie Ihre Beweggründe per E-Mail darlegen. Dies hat den Vorteil, dass Sie überlegen können, wie Sie Ihre Absage formulieren. Telefonisch sollten Sie die angebotene Beförderung besser nicht ablehnen, da Gesprächspartner hier oft kurz angebunden sind.
Im Laufe Ihrer weiteren Karriere sollten Sie im Unternehmen keine Nachteile befürchten müssen. Berücksichtigen Sie dafür folgende Tipps im Gespräch mit Ihren Vorgesetzten, wenn Sie eine Beförderung ablehnen:
- Absolute Ehrlichkeit: Reden Sie nicht um den heißen Brei herum und seien Sie ehrlich in Bezug auf Ihre Motivlage. Natürlich müssen Sie dabei nicht ins Detail gehen, wenn die Gründe für Ihre Absage im privaten Bereich liegen.
- Kompromissbereitschaft signalisieren: Seien Sie kompromissbereit und zeigen Sie der Führungsebene einen Mittelweg auf. Vielleicht besteht die Möglichkeit, eine neue Stelle zu schaffen, die Ihren Vorstellungen entspricht.
- Dankbarkeit zeigen: Vergessen Sie nicht, sich für das Aufstiegsangebot und das entgegengebrachte Vertrauen zu bedanken.
- Bereitschaft zur Weiterentwicklung: Ihr Arbeitgeber sollte nicht den Eindruck bekommen, dass Sie es sich bis zur Rente auf Ihrer bisherigen Stelle bequem machen möchten. Signalisieren Sie Ihren Willen zur kontinuierlichen Weiterentwicklung.
Was Ihre Zukunft im Unternehmen nach Ihrer Absage anbelangt, müssen Sie sich vermutlich keine Sorgen machen. Das Angebot einer Beförderung zeigt in der Regel auf, dass Sie als Arbeitnehmer geschätzt sind.