Die Zeitfalle – Risiken & Arbeitssucht
Da möchte ein Mitarbeiter zum Feierabend noch schnell das aktuelle Projekt fertigstellen oder die Agenda für das Meeting am nächsten Tag versenden und schon sind zwei weitere Stunden vergangen. Wenn Beschäftigte nicht nach der Stechuhr arbeiten, sondern freie Zeiten haben, läppern sich Überstunden schneller, als es vielen Mitarbeitern bewusst ist. Der Übergang vom ambitionierten Angestellten zum Workaholic ist fließend und nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. Das macht dieses Syndrom so gefährlich. Denn im Gegensatz zu der Sucht nach Glücksspiel, Drogen oder Zucker liegt der Arbeitssucht ja zunächst erst einmal etwas Gutes zugrunde. Das Phänomen ist vergleichbar mit der Sportsucht, denn auch hier entwickelt sich aus einer Begeisterung heraus allmählich ein zwanghaftes Verhalten.
Arbeitssucht: Definition
Fällt es Menschen schwer, am Abend oder Wochenende abzuschalten und kreisen die Gedanken weiterhin um den Job, muss noch keine Arbeitssucht vorliegen. Können Menschen einen Tag ohne Arbeit allerdings schwer ertragen und beschäftigen sie sich an den meisten Abenden weiterhin mit aktuellen Projekten, liegt der Verdacht nahe. Ein arbeitssüchtiger Mensch ist im medizinischen Sinne abhängig. Das Krankheitsbild gleicht dem anderer süchtiger Menschen und wirkt ähnlich zerstörerisch bzw. selbstzerstörerisch. Auch wenn Betroffene ihrer Familie zuliebe die Arbeit ein Wochenende ruhen lassen wollen oder der Chef keinen neuen Auftrag erteilt, ist es dem Mitarbeiter einfach nicht möglich, abzuschalten und die Zeit zu genießen. Der Zwang, sich nahezu durchgehend mit beruflichen Dingen zu beschäftigen, lässt sich partout nicht ignorieren. Arbeitssucht geht weit über Ehrgeiz oder Pflichterfüllung in stressigen Zeiten hinaus.
Arbeitssucht-Anzeichen
Die Merkmale für eine Arbeitssucht ähneln dem Verhalten eines ehrgeizigen Mitarbeiters, nur ist alles eine Spur extremer. Letztlich beeinträchtigt die Sucht nach übermäßigem Arbeiten das Privatleben und führt zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen.
Möchten Sie einen Verdacht bestätigen, prüfen Sie Ihre Vermutung anhand dieser Kriterien:
- Haben Sie oder die Person, bei der Sie eine Arbeitssucht vermuten, noch die Kontrolle über die Arbeitszeit?
- Zeigen sich Entzugssymptome, wenn die Arbeit für den Tag oder die Woche beendet werden soll?
- Kreisen die Gedanken auch während der Mittagspause nur um die Arbeit?
- Erholung findet nicht statt, weil alle Aktivitäten in der Freizeit von beruflichen Gedanken überschattet werden?
- Zieht sich das soziale Umfeld als Reaktion auf häufige Absagen durch den vermeintlich Arbeitssüchtigen weiter zurück?
- Beeinträchtigt ein gestörtes Schlafverhalten die Ruhephase und Einschlafen oder Durchschlafen fallen schwer?
- Die Intensität der Zufriedenheit nach einem erfolgreichen Arbeitstag oder einem guten Ergebnis ist wesentlich höher als bei privaten Ereignissen?
Wer sich diese Fragen ergebnisoffen stellt, ist der Diagnose Arbeitssucht einen Schritt näher. Das Suchtverhalten wird leicht mit einem besonderen Einsatz während arbeitsintensiver Phasen verwechselt, z. B. bei großen Projekten oder wenn lange Ausfallzeiten von Kollegen kompensiert werden müssen. Daher sollten Betroffene bei der Selbstdiagnose zunächst den Zeitraum eingrenzen und sich fragen, ob es nur an einer anspruchsvollen Phase liegen könnte. Endet diese Phase demnächst, weil der Kollege wiederkommt oder das Projekt nächste Woche abgeschlossen wird? Wer sich sicher ist, dann wieder zum normalen Arbeitsablauf zurückkehren zu können, kann aufatmen – und sollte sich zur Sicherheit in einigen Wochen nochmals mit den Fragen beschäftigen. Denn der Übergang ist fließend und das unbewusste Abdriften ist typisch für die Entstehung einer Sucht.
Unterschied Workaholismus und Arbeitswut?
Sind die Symptome einer Arbeitssucht, auch bekannt als Workaholismus, mit denen einer Arbeitswut vergleichbar? Durchaus, doch während sich das Verhalten bei der Arbeitswut wieder normalisiert, ist das bei der Sucht nicht der Fall. Ist jemand arbeitswütig, so begeistert das aktuelle Projekt momentan so sehr, dass der Betroffene kein Ende finden kann. Wir alle kennen die Faszination für ein bestimmtes Vorhaben. Das kann ein Renovierungsprojekt in den eigenen vier Wänden sein, das Baumhaus für die Kinder oder der perfekte Käsekuchen. Im Job ist es die Kunst des Vorgesetzten, im Team den Funken für einen Kunden, ein Projekt oder die Challenge um den besten Monatsumsatz zu entzünden. All das kann in Arbeitswut münden und das ist etwas Gutes.
Wer im Flow ist, kommt auch für einen begrenzten Zeitraum hervorragend mit überdurchschnittlicher Arbeitsbelastung und Stress klar. Anders sieht es aus, wenn die Anforderungen dauerhaft auf diesem Niveau bleiben und zum einzigen Gradmesser für die eigene Zufriedenheit werden. Der Unterschied liegt in den Prozessen, die im Gehirn stattfinden. Wenn nur konstante Produktivität und Stress Endorphine freisetzen, stehen Arbeitnehmer und Selbstständige vor dem Problem der Arbeitssucht. Denn eines ist ganz sicher: Auf lange Sicht entwickelt sich Workaholismus zum gesundheitlichen und sozialen Problem. Damit es gar nicht erst so weit kommt, sollten gefährdete Personen die Ursachen der Arbeitssucht kennen.
Arbeitssucht-Ursachen
Nicht jeder, der viel und gerne arbeitet oder über dem Brüten an einer Aufgabe den Feierabend vergisst, ist gleich arbeitssüchtig. Dennoch lassen sich eine Reihe gängiger Ursachen finden, die eine Arbeitssucht auslösen können.
Psychologische und soziologische Ursachen
Verbergen sich die Ursachen für Arbeitssucht in der eigenen Psyche, sind sie besonders schwer zu identifizieren. Äußere Bedingungen lassen sich viel leichter erkennen als tief verwurzelte Eigenheiten. Daher sollten die psychologischen und soziologischen Ursachen sowohl von Betroffenen selbst als auch vom Umfeld sensibel hinterfragt werden.
-
Minderwertigkeitskomplexe
Leiden Menschen unter Minderwertigkeitskomplexen, so versuchen sie dieses Gefühl zu kompensieren. Der aktive Beweisdrang beeinflusst, wie sehr sich Betroffene in die Arbeit reinknien, um sich selbst und anderen ihren Wert zu beweisen. Aus der Angst heraus, nicht zu genügen, übernehmen sie immer mehr Aufgaben und komplexere Projekte. Dabei ist es unerheblich, ob im Team tatsächlich der Gedanke an Inkompetenz des Kollegen geäußert wurde oder in jüngster Vergangenheit ein Projekt in die Binsen ging. Die meisten Minderwertigkeitskomplexe sind tief verwurzelt und bereits vor vielen Jahren entstanden. Ursache kann die vernichtende Prognose einer Lehrerin über die mathematische Entwicklung sein, oder der Vater, der zwei linke Hände bescheinigte. Komplexe lassen sich mit gutem Willen, netten Kollegen und erfolgreichen Projekten zwar besänftigen, aber nicht im Handumdrehen beseitigen.
-
Ein außerordentliches Bedürfnis nach Anerkennung
Das außerordentliche Bedürfnis nach Anerkennung geht Hand in Hand mit Minderwertigkeitskomplexen, kann aber auch für sich allein existieren. Wessen Selbstbild davon abhängt, dass sein Umfeld sich immer wieder lobend äußert, der gerät schnell in eine Spirale. „Phishing for compliments“ wird dieses Phänomen auch gerne genannt. Wer ständig besondere Ergebnisse vorweisen will, um die Anerkennung dafür zu ernten, muss zwangsläufig mehr und intensiver arbeiten. Insbesondere, wenn das Lob nicht in dem Maße ausfällt, wie es sich der Betroffene erhofft, treibt es ihn zu immer höherem Arbeitsengagement an.
-
Einsamkeit
Einsamkeit ist ein häufiger Entstehungsgrund für eine Arbeitssucht, weil es im Leben der Betroffenen wenig anderes gibt. Die Extraschicht übernimmt selbstredend der Kollege ohne Kinder und feste Beziehung, keine Frage. Aus diesem Verhalten kann schnell ein Selbstzweck werden. Wenn die Aufforderung zur Mehrarbeit nicht mehr von außen, sprich von Vorgesetzten oder Kollegen, kommt, so entwickelt sich ein eigendynamisches Verhalten, das zwanghafte Züge annehmen kann. Dann kompensiert das Arbeitsleben Defizite in der Freizeit.
-
Flucht vor der Familie oder dem Umfeld
Ähnlich geartet ist eine gegensätzliche Ursache: Bei der Flucht vor dem privaten Umfeld vergraben sich Betroffene unter einem Berg von Arbeit, um sich vor Problemen innerhalb der Familie zu schützen. Auch das kann schleichend entstehen, wenn etwa der Besuch der Schwiegereltern zu längeren Arbeitszeiten anspornt, um Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen. Reist die angeheiratete Familie nach einigen Tagen oder Wochen wieder ab und die Arbeitszeit normalisiert sich, ist das ungefährlich. Anders sieht es aus, wenn Beschäftigte sich langfristig aus dem sozialen Umfeld entfernen und sich am Arbeitsplatz ganz einfach wohler fühlen als im Kreis der Freunde und Familie bzw. in der Beziehung.
Ursachen am Arbeitsplatz
Begünstigen Faktoren am Arbeitsplatz die Sucht, sind Betroffene oftmals auf Hilfe aus dem Kollegenkreis oder durch den Vorgesetzten angewiesen. Denn nur in den seltensten Fällen liegt dann die Lösung in der Hand des Arbeitnehmers.
Die Gründe sind auf den ersten Blick schwer zu erkennen, denn sie tarnen sich als Vorteil:
-
Freie Arbeitszeiten
New Work, Remote Work und Homeoffice machen es vor: Die freie Arbeitszeit ist eines der Pro-Argumente, wenn Arbeitgeber neue Mitarbeiter anwerben. Schließlich lassen sich dank dieser Vorzüge Familie und Job prima miteinander vereinbaren und auch Kinderlosen bietet die freie Zeiteinteilung mehr Möglichkeiten zur privaten Entfaltung. Die Gefahren der flexiblen Arbeitszeiten liegen in der Erwartung, denn wird nicht mehr nach der Stechuhr gearbeitet, ist die Bemessungsgrundlage eine andere. Statt also pünktlich in den Feierabend zu gehen, wird die Präsentation noch schnell beendet und der Kundentermin einfach in die frühen Abendstunden gelegt. Kein Problem, denn die flexible Arbeitszeit macht es möglich.
Doch Vorsicht: Wer nicht auf sich selbst aufpasst, verliert leicht das richtige Maß und arbeitet Tag für Tag ein wenig länger. Auch wenn es zunächst nur eine Stunde am Tag ist, besteht die Gefahr einer weiteren Ausdehnung. Schließlich wird die To-do-Liste mit jedem erfüllten Projekt länger, wenn der Vorgesetzte sofort den nächsten Auftrag delegiert.
-
Karrierechancen
„Wollen Sie Karriere machen? Dann beweisen Sie erst einmal, was Sie können!“ Ein beliebter Spruch, der sowohl vom Vorgesetzten als auch von den Kollegen stammen könnte. Es klingt auch ganz vernünftig, denn je verantwortungsvoller die Position, desto größer die erwartete Kompetenz. Daher ist die Forderung nach Erfahrung und Know-how gar nicht so abwegig. Im Umkehrschluss steigt dadurch jedoch der Druck auf den Arbeitnehmer. Wer sich beweisen will, muss vermeintlich mehr leisten, als die Kollegen und Erfolge nachweisen können.
-
Angst vor Erwerbslosigkeit
In Zeiten des Fachkräftemangels ist die Furcht vor Erwerbslosigkeit glücklicherweise nicht mehr so brisant, dennoch kann es auch heutzutage noch zur Ursache für Arbeitssucht werden. Wem der Jobverlust droht, der zeigt mehr Einsatz und macht freiwillig Überstunden. Aus diesem Verhalten kann ein Zwang werden, auch wenn die Bedrohung später nicht mehr existiert.
-
Motivationstreiber
Führungskräfte werden in der Kunst der Motivation geschult. So gelingt es ihnen, das Team für die aktuellen Aufgaben zu begeistern, auch wenn eine anstrengende und arbeitsintensive Zeit ansteht. Trifft ein brillanter Motivator auf jemanden, der sich auch ohne zusätzlichen Ansporn bereits dem Job verschrieben hat, kann unverhältnismäßiger Einsatz die Folge sein.
-
Prämien
Prämien sind ein effektives Mittel, um die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter zu steigern. Die Aussicht auf mehr Gehalt am Ende des Monats ist ein verführerischer Ansporn, länger und intensiver zu arbeiten.
Führungskräfte, aber auch das Betriebsklima können neben einer persönlichen Anfälligkeit verantwortlich für die Entstehung von Arbeitssucht sein.
Auswirkungen von Arbeitssucht
Bis Beschäftigte spürbar unter den Auswirkungen der Arbeitssucht leiden, vergeht in den meisten Fällen einige Zeit. Der Übergang von einem ambitionierten Projekt und Mehrarbeit hin zu einem zwanghaften Arbeitsverhalten dauert seine Zeit. Diese Phase wirkt sich aber bereits auf die Gesundheit der Betroffenen aus und wird zur Belastung für die Beziehung, Familie und gute Freunde.
Gesundheitliche Risiken und Folgen
Die gesundheitlichen Folgen der Arbeitssucht können sehr gefährlich werden. Sie ähneln den Symptomen bei zu viel Stress und Burnout. Zunächst sinkt die Konzentrationsfähigkeit und das allgemeine Wohlbefinden wird beeinträchtigt. Damit geht auch ein Mangel an Belastbarkeit einher, denn je mehr der Betroffene leisten möchte, desto schwerer fällt es ihm. Chronische Schmerzen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychosomatische Krankheiten können in schweren Fällen hinzukommen und im allerschlimmsten Fall mit dem Tod durch Herzinfarkt oder Suizid aus Verzweiflung enden.
Betriebliche Folgen und Produktivitätsrückgang
Für den Arbeitgeber mag ein arbeitssüchtiger Mitarbeiter zunächst wie ein Jackpot erscheinen, immerhin verbringt der Beschäftigte viel Zeit am Arbeitsplatz und verschreibt sich dem Erfolg mit Herz und Seele. Langfristig führt eine ständige Überforderung zu schlechteren Ergebnissen oder sogar zu völligem Ausbrennen. Betroffene entwickeln einen Tunnelblick und verlieren das Gespür für das große Ganze. Damit können sie zur Belastung für das Team werden und kostenintensive Fehler machen.
Herausforderungen bei der Bekämpfung von Arbeitssucht
Steht die Diagnose Arbeitssucht, können Betroffene mit der Heilung beginnen. Dazu müssen sie sich allerdings, wie jeder andere Suchtbetroffene auch, zunächst einmal über die Gefahren im Klaren sein und sich den Konsequenzen stellen.
Das Tabu einer psychischen Krankheit
Eine wenig sichtbare Erkrankung wie eine Sucht stößt im beruflichen und privaten Umfeld häufig auf Unverständnis. Suchtverhalten wird von vielen Menschen immer noch stigmatisiert, insbesondere die Arbeitssucht ist häufig unbekannt und wird von falschem Wohlwollen begleitet. Es ist ja immerhin eine produktive und damit ehrbare Sucht. Wer seinen Workaholismus aktiv bekämpfen möchte, muss sich zunächst beim Arbeitgeber outen und für sich eine Auszeit durchsetzen oder z. B. Überstunden ablehnen oder bewusst mit der Karriere kürzer treten. In der Folge könnte der ehemals übereifrige Arbeitnehmer als Verweigerer gelten. Doch so weit darf es nicht kommen.
Die daraus entstehenden Konflikte mit dem Arbeitgeber und dem sozialen Umfeld können belastend sein und für eine zusätzliche Verschärfung sorgen. Wer keinen Rückhalt im Job und in der Familie erfährt, trägt ein hohes Rückfallrisiko. Eine langfristige Prävention ist nur möglich, wenn das Umfeld den Betroffenen unterstützt, statt durch offene Stigmatisierung zu einer zusätzlichen Belastung zu werden.
Wenn im aktuellen Job nachhaltig kein Verständnis beim Arbeitgeber erreicht werden kann, wäre auch ein Neuanfang in Form eines Jobwechsels in Betracht zu ziehen.
Welche Therapie hilft bei Arbeitssucht?
Ob mit oder ohne Rückhalt vom Arbeitgeber und des sozialen Umfeldes: An einer Bewältigung der Arbeitssucht geht kein Weg vorbei. Die gesundheitlichen Risiken sind hoch, außerdem droht der Verlust von Freunden und Familie. Der Abschied vom Leistungsdenken hin zu einer ausgeglichenen Work-Life-Balance ist für Betroffene nicht einfach.
Zunächst einmal werden die körperlichen und psychischen Folgeerscheinungen behandelt, z. B. damit Betroffene wieder schlafen können und Schmerzen gedämpft werden. Anschließend kann je nach Schweregrad eine ambulante oder stationäre Psychotherapie folgen, um Wege aus der Sucht zu finden. Gemeinsam arbeiten Patient und Therapeut daran, dass ein gesundes Verhältnis zur Arbeit aufgebaut wird. Vom Erkennen und Akzeptieren der eigenen Probleme bis zur Entwicklung von Strategien zur Stressbewältigung ist es ein langer Weg. Vielen Betroffenen hilft der Austausch mit Gleichgesinnten innerhalb einer Selbsthilfegruppe, den Anonymen Arbeitssüchtigen oder Menschen mit Arbeitsproblemen.
Familie und Freunde sind eine große Hilfe, wenn sie Betroffene unterstützen, statt wegzusehen oder das Problem kleinzureden. Wer Alternativen zur Arbeit findet und sich dadurch vom zwanghaften Verhalten ablenken kann, ist auf einem guten Weg. Ein Hobby, das regelmäßige Treffen mit anderen erfordert, ist eine sehr gute Basis. Die Kunst besteht darin, etwas zu finden, das den Betroffenen wirklich fasziniert, um somit ein Gegengewicht zur Arbeit zu schaffen.
Die Arbeitssucht mit ihren Auswirkungen auf Körper und Geist kann zur Krankschreibung durch den Arzt führen. Dennoch ist es möglich, dass im Lauf der Zeit der Wunsch aufkommt, wieder einem geregelten Tagesablauf nachzugehen und die Arbeit in moderatem Maße aufzunehmen. Wenn Sie mit Krankschreibung arbeiten, darf das Ihrer Gesundheit nicht schaden. Lesen Sie, wann es sinnvoll ist und wie Sie Probleme vermeiden.
mehr erfahrenFragen und Antworten
Hier finden Sie Antworten auf Fragen zum Thema Arbeitssucht.
-
Kann Arbeitssucht jeden treffen?
Ja, theoretisch kann jeder ambitionierte Beschäftigte arbeitssüchtig werden. Das gilt sowohl für Angestellte als auch für Selbstständige, für Männer und Frauen jeden Alters und unabhängig von der Qualifikation. Da Arbeitssucht verschiedene Ursachen hat, betrifft das Syndrom nicht nur Top-Manager oder Führungskräfte.
-
Ist Arbeitssucht behandelbar?
Arbeitssucht ist behandelbar, wenn sich Betroffene der Sucht bewusst sind und ihre Abhängigkeit akzeptieren. Ähnlich wie bei anderen Suchtverhalten lernen Betroffene, mit dem zwanghaften Verhalten umzugehen und Strategien zu erarbeiten. Damit soll der Rückfall in unkontrolliertes Arbeitsverhalten vermieden werden. Betroffene haben oftmals mit Stigmatisierung zu kämpfen und stoßen auf Unverständnis im beruflichen und sozialen Umfeld. Hilfe finden Beschäftigte, die sich aus der Arbeitssucht befreien wollen, bei Ärzten, Therapeuten und Selbsthilfegruppen.
-
Ist Arbeitssucht eine anerkannte Krankheit?
Im Gegensatz zu anderen diagnostizierten Suchtverhalten, die als Abhängigkeitssyndrom bezeichnet und allgemein als Krankheit anerkannt werden, ist die Arbeitssucht laut internationaler Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) bislang keine Krankheit. Die im Kontext der Arbeitssucht auftretenden Symptome sind es allerdings schon. Noch gilt die Arbeitssucht als nicht ausreichend erforscht.