Schlechte Noten sind nicht immer ein Zeichen für mangelnde Reife oder ein schlagkräftiger Beweis für Faulheit. Sie sind auch oft die Folge einer Lernschwäche oder resultieren aus langen, krankheitsbedingten Fehlzeiten in der Schule. Eine Bewerbung mit weniger guten Noten verfügt daher ebenso über Erfolgspotenzial. Viele Unternehmen setzen auf Soft Skills wie Teamfähigkeit oder Sorgfalt. Diese Fähigkeiten spiegeln sich nicht unbedingt in Schulnoten wider. Lesen Sie hier, warum eine Bewerbung mit schlechten Noten erfolgreich sein kann.
Darauf kommt es an
Schulnoten stellen eine Momentaufnahme dar. Sie weisen auf die Lernbereitschaft, das Lernvermögen oder den Fleiß eines Schülers hin, zeigen aber nicht, welche Persönlichkeit dahintersteckt. Außerdem beschränken sich Noten nur auf bestimmte Fachbereiche wie Mathematik, Deutsch oder Fremdsprachen. Nicht jeder ist ein passionierter Mathematiker und nicht jedem liegt es, sich in einer Sprache richtig gut auszudrücken. Überdies liegen mangelhafte Schulnoten unterschiedlichen Ursachen zugrunde. Manchmal steckt eine Krankheit dahinter – oder ein schlechter Lehrer.
Unternehmen suchen heute vor allem nach Mitarbeitern, die über besondere fachliche Fähigkeiten verfügen und ein gutes Maß an Sozialkompetenz mitbringen. Auch Soft Skills wie Teamfähigkeit, Organisationstalent oder Sorgfalt spielen dabei eine große Rolle.
Gerade in Zeiten des enormen Fachkräftemangels achten Unternehmen bei Bewerbern nicht mehr vorrangig auf die Schulnoten. Stattdessen stehen andere Faktoren im Vordergrund, wie beispielsweise soziale Kompetenzen und praktische Erfahrungen.
Sozialkompetenz und emotionale Intelligenz
Menschen, die über eine hohe soziale Intelligenz verfügen, kommen mit Anderen leichter aus. Sie sind gute Zuhörer, stellen sich auf ihr Umfeld ein und verhalten sich angemessen. Sie nehmen nonverbale Signale von Mitmenschen rasch wahr und reagieren entsprechend. Diese Gabe geht eng mit der emotionalen Intelligenz einher. Für emotional intelligente Menschen ist es einfach, ihre Gefühle zu kontrollieren. Sie verfügen zudem über Empathie und lernen schnell, die Emotionen ihres Gegenübers zu verstehen und zu respektieren.
Praktische Erfahrungen
Praktische Erfahrungen beschränken sich nicht nur auf Kenntnisse und Fähigkeiten, die in einer Berufsausbildung erworben wurden. Daneben sind auch Erfahrungen aus praktischen Aufgaben – wie beispielsweise der Ausübung von ehrenamtlichen Tätigkeiten – wichtig. Gerade bei Schulnoten kommt es darauf an, wann man sich auf eine Stelle bewirbt. Liegt die Schulzeit schon lange zurück und hat man Erfolge im bisherigen Beruf aufzuweisen, sind Schulnoten nicht mehr ausschlaggebend für den Erfolg einer Bewerbung.
Job trotz schlechter Noten
Wer sich trotz schlechter Noten bewirbt, hat dennoch Aussicht auf Erfolg. Das gilt vor allem dann, wenn man einige Dinge bei der Bewerbung beachtet.
Wichtig: Man sollte seine schulischen Misserfolge nicht bereits im Anschreiben erwähnen. Stattdessen unterstreicht man in diesem Schreiben sowie im Lebenslauf die bisher erworbenen Fähigkeiten und stellt seine individuellen Vorzüge in den Vordergrund. Die Zeugnisse sind dann lediglich ein formaler Anhang.
Natürlich lesen Personalverantwortliche auch die Zeugnisse. Spricht Sie ein Personaler in einem Bewerbungsgespräch direkt auf die Noten an, kommentieren Sie diesen Umstand nicht eingehend. Schlechte Noten rechtfertigen bewirkt oft das Gegenteil. Sie können mit einer kurzen Bemerkung reagieren. Ein Beispiel dafür ist: „Über diese Noten war ich auch nicht glücklich.“ Lenken Sie die Aufmerksamkeit danach sofort auf Ihre Fähigkeiten und Kenntnisse oder Ihre bisherigen Berufserfahrungen. In zahlreichen Fachbereichen sind Erfahrungen ohnehin wichtiger als Noten.
In vielen Fällen ist es zudem möglich, schlechte Noten in bestimmten Fächern rational zu erklären. Ein Beispiel dafür ist: „Meine rechnerische Begabung ist nicht gut. Meine Fähigkeiten liegen eher im sprachlichen Bereich.” Eine schlechte Note in Mathematik ist weniger bedeutsam, wenn diese Kenntnisse im Job ohnehin nicht wichtig sind, dafür aber gute Sprachkenntnisse verlangt werden.
Nicht zuletzt ist oft die Durchschnittsnote entscheidend und nicht die Note in einem bestimmten Schuljahr oder Halbjahr. In vielen Berufen reicht ein positiver Schulabschluss aus. Unter Umständen sind schlechte Noten aus einem guten Grund entstanden. Das kann zum Beispiel ein Schulwechsel sein.
Raus aus der Schule – hinein ins Arbeitsleben. Lesen Sie alles Wissenswerte für diesen neuen Lebensabschnitt.
Tipps erhaltenGefragte Soft Skills
In den letzten Jahren hat die Bedeutung von „Soft Skills” bei Bewerbungen in Unternehmen deutlich zugenommen. Die Bertelsmann Stiftung hat bei der Analyse von rund 70 Millionen Stellenangeboten die wichtigsten allgemeinen Eigenschaften herausgefiltert. Demnach setzen Unternehmen heute auf folgende Fähigkeiten bei Bewerbern:
- Einsatzbereitschaft
- Teamfähigkeit
- Fähigkeit zum selbstständigen Arbeiten
- Gute Deutschkenntnisse
- Verlässlichkeit
- Planungskompetenz
- Fähigkeit zum kritischen Denken
- Kommunikationsfähigkeit
- Kundenorientierung
(Quelle: Bertelsmann-Stiftung, Stand: September 2022)
Mit Ausnahme von Deutschkenntnissen geben Schulnoten keine Auskunft über andere dieser Eignungen. Das Beherrschen von Deutsch ist vor allem in Unternehmen wichtig, die auf Homeoffice setzen oder in denen viel kommuniziert werden muss. Hier sind eine gute schriftliche Ausdrucksfähigkeit und korrekte Rechtschreibung sowie Grammatik von Bedeutung.
Die einzelnen Soft Skills sind jedoch in unterschiedlichen Branchen verschieden gewichtet. Auch regional gibt es Unterschiede.
Schlechte Noten – kein Hindernis
Wer in seiner Ausbildungszeit schlechte Noten in bestimmten Fächern erhalten hat, hat keinen Grund zu verzweifeln. Gerade in der heutigen Zeit setzen viele Unternehmen auf andere Fähigkeiten, die man in der Schule nicht erwirbt. Vor allem Fachkräfte sind sehr gefragt. Aufgrund des akuten Fachkräftemangels haben Unternehmen bei der Bewerberauswahl nicht mehr einen so großen Entscheidungsspielraum. Wichtiger als Schulnoten sind daher Fertigkeiten, die Sie in der Praxis oder in Ihrem bisherigen Beruf erworben haben. Punkten Sie zudem mit sozialer und emotionaler Intelligenz, haben Sie gute Chancen bei Ihrer Bewerbung.