Sie haben sich auf eine Stelle beworben und wurden schon zum Vorstellungsgespräch eingeladen? Oder haben Sie vielleicht sogar schon ein Jobangebot in der Tasche? Was, wenn Sie die Stelle jetzt doch nicht mehr wollen? Keine Sorge: Natürlich können Sie Ihre Bewerbung jederzeit zurückziehen. Aber Sie sollten sich überlegen, wie Sie das tun. Wir helfen Ihnen – mit ein paar Tipps und einer Mustervorlage zur Formulierung Ihrer Absage.
Muss ich meine Bewerbung überhaupt zurückziehen?
„Job Ghosting“? Lieber nicht. Vielmehr sollten Sie in Ihrem eigenen Interesse und aus Gründen der Transparenz und Fairness gegenüber dem Unternehmen Ihre Bewerbung ganz offiziell zurückziehen. Bedenken Sie auch: Während Ihrer beruflichen Laufbahn begegnen Sie mitunter denselben Organisationen und Menschen. Und vielleicht besetzen diese zu einem anderen Zeitpunkt genau den Job, den Sie gerne haben möchten. Dann wäre es gut, wenn Sie in guter Erinnerung geblieben sind.
Bis wann kann ich meine Bewerbung zurückziehen?
Sie können Ihre Bewerbung zu jedem Zeitpunkt im Bewerbungsprozess zurückzuziehen. Je nachdem, wie weit Sie im Auswahlverfahren schon gekommen sind, sollten Sie die Form Ihrer Absage anpassen. Kurz nach Ihrer Bewerbung ist es sicherlich für beide Seiten einfacher, wenn Sie Ihre Bewerbung möglichst umstandslos mit einer kurzen Nachricht absagen. Wenn Sie aber schon im Vorstellungsgespräch waren oder vielleicht sogar schon eine Zusage für den neuen Job haben, sieht die Sache anders aus. Dann haben sich schon mehrere Personen mit Ihrer Bewerbung, Ihrer Person und Ihrer Zukunft im neuen Unternehmen befasst und womöglich einiges in Bewegung gesetzt. In diesem Fall ist es angebracht, Ihre Entscheidung etwas ausführlicher zu begründen – auch wenn Sie dazu nicht verpflichtet sind.
Lesetipp
Die Wahl ist bereits auf Sie gefallen? Ein Jobangebot ablehnen zu müssen, kann Unbehagen verursachen. Doch keine Sorge – mit diesen Tipps machen Sie alles richtig.
mehr erfahrenSollte ich Gründe für die Absage nennen?
Wenn Sie Ihre Bewerbung zurückziehen, müssen Sie offiziell keine Gründe dafür nennen. Aber es ist einfach eine Frage des Stils. Und Ghosting im Bewerbungsprozess ist von Bewerbern genauso unhöflich wie von Unternehmen.
Normalerweise steht einer Begründung nichts entgegen. Aus folgenden Gründen ziehen Bewerber üblicherweise ihre Bewerbung zurück:
- Private Gründe
Dazu gehören etwa Umzug, familiäre Veränderungen oder Krankheit. Hier müssen Sie natürlich nicht ins Detail gehen. Die Angabe „private Gründe“ reicht völlig aus. - Der Job passt inhaltlich einfach nicht
Die Stellenanzeige ist eins. Das Bewerbungsgespräch etwas anderes. Hier erfahren Sie aus erster Hand, wie Ihr zukünftiger Job im Detail aussehen würde. Da kann es schon vorkommen, dass Ihnen die Stelle auf einmal nicht mehr so gut gefällt, wie sie zunächst auf dem Papier aussah. - Die Gehaltsvorstellungen gehen zu stark auseinander
Es kann durchaus passieren, dass Ihnen im Vorstellungsgespräch eröffnet wird, dass höchstens die Hälfte „drin sei“. Natürlich sind Sie nicht bereit, diesem Angebot zuzustimmen. - Ein anderes Jobangebot ist attraktiver
Gerade haben Sie das Jobangebot erhalten – und bekommen gleichzeitig ein anderes, das sie bevorzugen. - Haltung oder Kultur des Arbeitgebers passen nicht
Im Vorstellungsgespräch demonstriert der Arbeitgeber persönliche Werte oder präsentiert eine Unternehmenskultur, die nicht mit Ihren Wertvorstellungen übereinstimmt.
Anruf oder E-Mail?
Wie Sie Ihre Bewerbung zurückziehen, bleibt Ihnen überlassen. Am naheliegendsten sind die beiden Varianten Telefon oder E-Mail. In beiden Fällen gilt: Bedanken Sie sich für den bisherigen Bewerbungsprozess und das Vertrauen. Seien Sie verbindlich und sachlich, lassen Sie sich nicht zu unangebrachten Aussagen hinreißen.
Vorteile eines Telefonats oder Video-Calls
Das Gespräch kann sich entwickeln, Fragen können noch einmal erörtert und Missverständnisse schnell ausgeräumt werden. Eventuell ergibt sich im persönlichen Gespräch sogar doch noch eine Möglichkeit zur Zusammenarbeit. Nachteil eines Telefonats ist es, dass Sie Fragen unvorbereitet treffen können, etwa zu den Gründen Ihrer Absage. Deshalb sollten Sie sich auf ein Gespräch vorbereiten – etwa indem Sie sich überlegen, ob Sie Gründe nennen wollen oder nicht. Und wenn ja, welche.
Vorteil E-Mail
Eine E-Mail hat den Vorteil, dass Sie mit ihr gleichzeitig schnell mehrere Personen erreichen können, die am Bewerbungsprozess beteiligt waren. So stellen Sie sicher, dass Ihre Nachricht unverfälscht bei den richtigen Empfängern ankommt. Allerdings hat eine schriftliche Variante auch immer auch etwas Endgültiges und lässt im Vergleich zum persönlichen Gespräch keinen Raum für eine dynamische Entwicklung.
Bewerbung zurückzuziehen: Muster für die Formulierung
Sie haben sich dazu entschieden, Ihre Bewerbung per E-Mail zurückzuziehen? Wir haben Ihnen hier ein paar Bausteine für Ihre Nachricht an den potentiellen Arbeitgeber vorformuliert. Kombinieren Sie die Bausteine aus den 6 Abschnitten je nach individueller Situation. Natürlich können Sie die Vorschläge Ihrem eigenen Geschmack und Stil anpassen.
Tipp: Die Bausteine eignen sich auch gut als Grundlage für einen Gesprächsleitfaden, falls Sie doch lieber anrufen wollen.
1. Begrüßung
- „Sehr geehrte/r Frau/Herr …,“
2. Situation einordnen
- Nach Einladung zum Bewerbungsgespräch:
„Vielen Dank für Ihre positive Antwort auf meine Bewerbung vom [Datum] auf die Stelle [Stellenbezeichnung]. Über Ihre Einladung zu einem Gespräch freue ich mich. - Nach dem Bewerbungsgespräch:
„Vielen Dank für Ihre Zeit und unser Gespräch am [Datum] .“ - Nach der Jobzusage:
„Vielen Dank für Ihre Zusage, mich als [Stellenbezeichnung] ab dem [Datum] beschäftigen zu wollen.
3. Eigentliche Absage
- „Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass ich meine Bewerbung hiermit zurückziehe.“
4. Begründung
- „Nach Abwägung aller Kriterien erscheint mir ein anderes Jobangebot attraktiver.“
- „Zwar finde ich Ihr Jobangebot nach wie vor interessant, jedoch gehen unsere Gehaltsvorstellungen zu weit auseinander.“
- „Die Gründe dafür sind persönlicher Natur.“
- Eigenen oder gar keinen Grund angeben.
5. Schlusswort
- „Ich bitte um Ihr Verständnis und hoffe, dass Sie die Position bald adäquat besetzen können.“
- „Vielen Dank für Ihr Vertrauen. Ich hoffe, dass Sie möglichst schnell eine passende Kandidatin oder einen passenden Kandidaten für diese Stelle finden. Vielleicht ergibt sich ja in Zukunft eine andere Gelegenheit zur Zusammenarbeit.“
Falls Sie die Löschung Ihrer personenbezogenen Daten wünschen, können Sie noch ergänzen
„Ich bitte um das zeitnahe Löschen meiner personenbezogenen Daten, die Sie während des Bewerbungsverfahrens gespeichert haben.”
6. Abschiedsgruß
- „Beste Grüße“
- „Mit freundlichen Grüßen“
3 Tipps für das Zurückziehen Ihrer Bewerbung
- Handeln Sie nicht voreilig
Sie sind ein Bauchmensch? Überschlafen Sie Ihre Entscheidung, Ihre Bewerbung zurückzuziehen, trotzdem ruhig noch einmal. Vielleicht eröffnen sich Ihnen am nächsten Tag noch andere Perspektiven. - Bleiben Sie freundlich
Auch wenn Sie Ihre Bewerbung verärgert zurückziehen, etwa weil Ihrem Gehaltswunsch nicht entsprochen wurde: Handeln Sie professionell, seien Sie höflich und formulieren Sie wertschätzend. - Seien Sie selbstbewusst
Sie müssen wegen einer Absage nicht um Entschuldigung bitten. Auch der zurückgewiesene Arbeitgeber muss Ihre sachliche Entscheidung professionell zur Kenntnis nehmen.