Mängel in der Führungsarbeit gehören mit zu den häufigsten Gründen für Kündigungen der Mitarbeiter. Dies kann enorme Auswirkungen auf deren Leistung und Engagement haben. Einen besonderen Fokus verfolgt die Führungsdisziplin Positive Leadership. Sie stellt das Wohlbefinden und die positiven Erfahrungen der Mitarbeiter in den Vordergrund, um diese zu einer konstant hohen Leistung und Arbeitsproduktivität zu motivieren. Erfahren Sie hier, was es mit Positive Leadership auf sich hat, welche Vorteile das Modell bietet und wie Sie es im Unternehmen einführen.
Definition: Was ist Positive Leadership?
Positive Leadership bedeutet wörtlich übersetzt „positive Führung“. Das Konzept geht davon aus, dass gute Mitarbeiterführung nur möglich ist, wenn die Führungskräfte die positiven Emotionen ihrer Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellen und deren Stärken nutzen. Damit steigern sie die Mitarbeiterzufriedenheit und tragen zu einer höheren Unternehmensproduktivität bei.
„Wer sich an seinem Arbeitsplatz, mit seinem Team und den Vorgesetzten wohlfühlt, arbeitet produktiver und motivierter.“ Das ist vereinfacht gesagt Kern der Idee der positiven Führung. Positive Leadership zielt darauf ab, ein angenehmes Arbeitsklima zu schaffen, in dem die Mitarbeiter sich mit ihren Emotionen und Ansichten ernst genommen fühlen.
Typische Elemente einer positiven Führungskultur:
- Lob und positives Feedback auf Arbeitsergebnisse
- Gemeinsames Feiern von Erfolgen
- Eine offene Kommunikationskultur
- Gelebter Teamgeist
- Freiraum für eine selbstbestimmte und eigenverantwortliche Arbeitsweise
- Einsatz der Mitarbeiter entsprechend ihren individuellen Stärken
- Wertschätzendes Interesse für die individuellen Ziele der Mitarbeiter
- Positiver Umgang mit Fehlern
Positive Leadership nach dem PERMA-Modell
Der US-amerikanische Psychologe Martin Seligman definierte Positive Leadership vor einigen Jahren in Form des aus der Psychologie entlehnten PERMA-Lead-Modells. Die fünf Buchstaben stehen für die fünf Elemente des Wohlbefindens, auf denen die positive Führung beruht:
- P – Positive Emotions (positive Gefühle)
Ein angenehmer Umgangston, Anerkennung für gute Leistungen und eine verlässliche Ansprechperson für die Mitarbeiter und deren Bedürfnisse sind die Basis, damit die Arbeitnehmer positive Gefühle erleben und zuversichtlich an ihre Arbeit herangehen können. Positive Leadership bedeutet nicht, Negatives nicht zuzulassen. Es geht vielmehr darum, sich auf die Aspekte des Miteinanders zu konzentrieren, die sich beeinflussen lassen – statt auf jene, die nicht zu ändern sind. - E – Engagement (Engagement)
Im PERMA-Lead-Modell kennt die Führungskraft die Stärken und Kompetenzen der Mitarbeiter und nutzt diese gezielt. So kann sie den Mitarbeitern Verantwortung übertragen und ihnen den nötigen Freiraum für Selbstbestimmung und Eigeninitiative einräumen. - R – Relationships (Beziehungen)
Eine positive Führungskraft fördert gezielt die Beziehungen der Mitarbeiter untereinander sowie mit den Vorgesetzten oder Abteilungen. Wichtig ist dabei, den nötigen Raum für den gegenseitigen Austausch zu schaffen, etwa durch gemeinsam verbrachte Pausen oder Ausflüge außerhalb der Arbeitszeit. - M – Meaning (Sinn)
Mitarbeiter sind umso motivierter, je genauer sie den Sinn ihrer Aufgaben kennen, auch in Hinblick auf das große Ganze. Aufgabe der Führungskraft ist, diesen Wert und die Bedeutung der Tätigkeit zu unterstreichen. - A – Accomplishment (Errungenschaften)
Von Zielen geht für die Mitarbeiter eine hohe Motivation aus. Dies gilt jedoch nur, wenn sie erreichbar sind. Stehen sehr umfangreiche Projekte an, ist es daher wichtig, die Ziele in erreichbare Meilensteine aufzuteilen.
Positive Leadership nach dem PERMA-Modell umzusetzen, erfordert von der Führungskraft einen gesunden Optimismus und eine zuversichtliche Herangehensweise an Herausforderungen und Rückschläge. Ein Perma Lead zeichnet sich durch ein ausgeglichenes Wesen und die Fähigkeit zur Resilienz aus und meistert so auch schwierige Situationen.
Vorteile von positiver Führung
Positive Leadership ist die Grundlage für ein angenehmes Arbeitsumfeld, in dem sich die Mitarbeiter wohlfühlen und gerne ihre volle Leistung abrufen. Das Führungskonzept hat außerdem noch weitere Vorteile:
- Wachsende Zufriedenheit der Mitarbeiter
- Höhere Arbeitsmotivation
- Positive Auswirkungen auf die Produktivität und Leistungsfähigkeit
- Eigenverantwortlichere Arbeitsweise der Mitarbeiter
- Geringere Fluktuation dank höherer Mitarbeiterbindung
- Senkung der Krankenstände
Herausforderungen bei der Einführung von Positive Leadership
Die größte Herausforderung bei der Anwendung von Positive Leadership ist der Mensch selbst. Der Erfolg des Prinzips steht und fällt nämlich mit der Führungskraft. Nur wenn sie in der Lage ist, in allen Situationen das Positive zu sehen und diese Einstellung anderen vorzuleben, kann diese Sichtweise auf die anderen Mitarbeiter übergreifen. Diese Fähigkeit zu erlernen, ist jedoch kaum möglich – vielmehr handelt es sich um ein tief verankertes Persönlichkeitsmerkmal.
Setzt die Führungskraft die positive Führungskultur nicht optimal um, kann das Konzept auch unter anderen Problemen leiden:
- Unklare Zuständigkeiten durch mehr Eigenverantwortlichkeit
- Langsameres Treffen von Entscheidungen
- Orientierungslosigkeit bei den Mitarbeitern
- Unzureichende Absprachen
- Fehlende Anleitung
- Zu wenig Eigeninitiative der Mitarbeiter
Zudem hat Positive Leadership nur Aussicht auf Erfolg, wenn es sich durch alle Ebenen des Unternehmens zieht. Es reicht nicht, wenn eine einzelne Abteilung positiv geführt wird – die Überzeugung sollte bis hin zum Top-Management reichen. Ebenso wenig lässt sich Positive Leadership von oben herab anordnen.
Eine positive Führungskultur im Unternehmen verankern
Um Positive Leadership im Unternehmen umzusetzen, müssen zunächst die Führungskräfte und Mitarbeiter auf das Konzept eingestimmt werden. Voraussetzung ist, dass alle Beteiligten dem PERMA-Modell offen gegenüberstehen und die optimistische Sichtweise bewusst zulassen. Modelle wie Mentoring und Coaching können helfen, Führungskräfte in ihrer Weiterentwicklung zu unterstützen.
Entscheidend ist jedoch Geduld. Eine Führungskultur entsteht nicht über Nacht und muss sich Stück für Stück auf natürliche Weise entwickeln. Dabei hilft eine positive Feedback-Kultur, in der ein offener Erfahrungsaustausch und gemeinsames Lernen aus Fehlern im Vordergrund steht.
Lesetipp
Ebenso wie Positive Leadership ist auch Mindful Leadership ein Ansatz, um die Mitarbeiterführung im Unternehmen positiver und erfolgreicher zu gestalten. Erfahren Sie mehr darüber in unserem Beitrag zu Mindful Leadership.
mehr erfahrenDie Zukunft von Positive Leadership
Positive Leadership ist ein spannender Trend der modernen Arbeitswelt, der in Zukunft immer mehr Verbreitung finden könnte. Dabei handelt es sich jedoch nicht um einen klar abgegrenzten Führungsstil, sondern vielmehr um eine sinnvolle Ergänzung, die sich mit anderen Führungsstilen verbinden lässt. In jedem Fall steckt viel Potenzial darin, die Macht der Emotionen zu nutzen, um den Unternehmenserfolg zu steigern.