Bedeutung der nachhaltigen Digitalisierung für Umwelt, Klima und Ressourcen
Digitalisierung und Nachhaltigkeit gehören zusammen wie das Meer und die Gezeiten. Denn nur digitalisierte Unternehmen können ihren Energie- und Ressourcenverbrauch senken und zugleich die bestmöglichen Produkte und Dienstleistungen für ihre Kunden abliefern. Da sie klima- und ressourcenschonend wirtschaften, setzen sie selbstverständlich auch ihre Digitalisierung möglichst nachhaltig um.
Das ist nicht selbstverständlich und für die Betriebe nicht immer leicht zu meistern. Digitale Technologien haben einen gewaltigen Energiebedarf. Weltweit verursacht die Digitalisierung durch ihren Energiehunger zudem 8 % der Kohlendioxidemissionen, hat der renommierte französische Think Tank „The Shift Project“ berechnet.
Die Produktion von Lap- und Desktops, Smartphones, Monitoren und Netzwerkkomponenten sowie ihr Transport zum Endkunden benötigen dabei besonders viel Energie. Über die gesamte Lebensspanne der Geräte betrachtet, verbraucht deren Herstellung und Entsorgung neun Mal so viel Strom wie ihr Betrieb. Für die Produktion sind außerdem gewaltige Mengen Wasser und Rohstoffe wie seltene Erden, Platin, Gold, Silber oder Lithium, Wolfram und Kobalt erforderlich. Diese werden nicht immer sozial- und umweltverträglich abgebaut und sind daher zu wertvoll, um sie mit den Endgeräten zu entsorgen, in denen sie verbaut sind. Dennoch werden in der EU bislang nur vier von zehn ausgedienten Geräten recycelt (Stand 2024).
Nachhaltig Digitalisieren
Sowohl Müllberge als auch der ungezügelte Energiebedarf der Digitalisierung lassen sich begrenzen. Digitalisierung und Nachhaltigkeit stehen nicht in einem Zielkonflikt. Im Gegenteil! Wenn das technische Potenzial der Digitalisierung für den Schutz des Klimas und der Ressourcen der Erde genutzt und zugleich ihre negativen Auswirkungen möglichst gering gehalten werden, entsteht digitale Nachhaltigkeit. Setzen Unternehmen diese in ihren IT- und Digitalisierungsprojekten um, entfaltet das gewaltige positive Auswirkungen auf:
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Klima
Durch die Digitalisierung können die Industrie, der Verkehr und Immobilieneigentümer ihren Energie- und Ressourcenverbrauch massiv senken. Tun sie dies konsequent, kann Deutschland 2030 mit Hilfe der Digitalisierung bis zu 80 Millionen Tonnen Kohlendioxid einsparen. Das ist gut ein Viertel der Emissionen, die Deutschland vermeiden muss, um seine Klimaziele zu erreichen, hat der Digitalverband Bitkom berechnet.
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Geschäftsergebnis
Kaum etwas belastet Unternehmen momentan derart wie die hohen Strompreise. Drei Viertel ihrer Energiekosten können Betriebe durch nachhaltige Digitalisierung sparen, versichert die Deutsche Energie-Agentur.
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Lokale Communities und die Umwelt
Weltweit entstehen derzeit jedes Jahr 54 Millionen Tonnen Elektroschrott (Stand 2024). Schon 2030 werden es 74 Millionen Tonnen sein, stellen die Vereinten Nationen in ihrem „E-Waste-Monitor“ fest. Das belastet Länder im globalen Süden oft doppelt, denn ein Großteil des Mülls landet auf ihren Deponien. Zugleich haben sie viele der in den entsorgten Geräten verbauten Rohstoffe oft unter wenig arbeitnehmer- und umweltfreundlichen Bedingungen abgebaut.
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Das Potenzial der Digitalisierung für die grüne Transformation der Wirtschaft ist in der Tat gewaltig.
- Maschinen, Anlagen und Gebäude lassen sich mit Sensorik, Mobilfunkstandards wie 5G und 6G sowie dem Internet der Dinge mit Plattformen vernetzen, auf denen künstliche Intelligenz (KI) ihren Energie- und Ressourcenverbrauch in Echtzeit analysiert und optimiert. So können gewünschte Produktionsmengen, Qualitäten oder Durchlaufzeiten zu jeder Zeit mit dem kleinstmöglichen Einsatz an Material, Rohstoffen, Energie und Emissionen erreicht werden.
- Im Idealfall entsteht durch die Verknüpfung der Technologien ein digitaler Zwilling des Betriebs, mit dem sich dieser nicht nur nachhaltig steuern lässt. Entscheider können mit ihm auch simulieren und planen, wie sich Veränderungen in der Fertigung, die Herstellung neuer Produkte oder die Verarbeitung von Material alternativer Zulieferer auf die Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens auswirken.
- KI, digitale Zwillinge und Plattformtechnologien ermöglichen auch die vorausschauende Wartung von Maschinen und Anlagen. Diese Predictive Maintenance verhindert, dass Geräte unnötig schnell verschleißen und bereits vor ihrem technisch möglichen Lebensende ausgetauscht werden müssen. Unternehmen sparen so neben den Ausgaben für vorzeitige Investitionen das Material und die graue Energie, welche die Produktion der neuen Maschinen erfordert.
- Auf Plattformen für den Einkauf wiederum führen Entscheider Daten aus einer Vielzahl von Quellen zusammen, um möglichst viel Transparenz über die ökologische und soziale Performance ihrer Zulieferer zu gewinnen. Das hilft ihnen, ihre Verpflichtungen nach dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz zu erfüllen und die Risiken in ihrer Supply Chain im Griff zu behalten.
- Mit Blockchain-Technologien lassen sich die Echtheit der Nachhaltigkeitszertifikate von Lieferanten und die Integrität der Transport- und Lieferkette gewährleisten. Mit ihnen lässt sich auch sicherstellen, dass Strom, der im Rahmen moderner Vertragsformen wie Power Purchase Agreements beschafft wird, wirklich nur mit erneuerbaren Energien erzeugt wurde.
- In Routenplanungssystemen optimiert künstliche Intelligenz schließlich die Lieferfahrten eines Betriebs und verhindert, dass Fahrzeuge unnötige Kilometer zurücklegen oder leer fahren.
Grüne IT: technische Lösungen
Digitale Nachhaltigkeit erreichen Unternehmen nur, wenn sie nicht nur digitalisieren, um Kosten zu senken und produktiver zu werden. Sie achten dabei auch darauf, dass die von ihnen gewählten IT-Lösungen möglichst sozialverträglich und klimaschonend produziert wurden und zu betreiben sind. Nachhaltige Unternehmen setzen vor allem auf:
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Cloud-Computing
Betreiben Unternehmen Anwendungen auch künftig in eigenen Rechenzentren, werden diese 2030 ein Fünftel des weltweit erzeugten Stroms verbrauchen. Migrieren sie dagegen in die Cloud können sie den Energiebedarf für ihre Digitalisierung um mehr als die Hälfte auf 8 % des globalen Elektrizitätsverbrauchs senken. Denn da viele Unternehmen die Infrastruktur der Cloud gemeinsam nutzen, lässt sich diese effizienter betreiben. Zugleich können Betriebe die in der Cloud genutzten Kapazitäten genau an ihren Bedarf anpassen. In Summe lassen sich so jedes Jahr 60 Millionen Tonnen Kohlendioxidemissionen einsparen.
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Energieeffiziente Rechenzentren
Treibhausgase, die durch den Betrieb von IT-Anwendungen in Rechenzentren oder der Cloud entstehen, müssen Unternehmen künftig als Scope 3-Emissionen in ihren Nachhaltigkeitsberichten ausweisen. Dieser Scope umfasst den Ausstoß aller Klimagase, die nicht im Unternehmen selbst oder bei dessen Energielieferanten, sondern in seiner Wertschöpfungskette entstehen.
Nachhaltige Unternehmen achten daher bei der Auswahl von Rechenzentren darauf, dass diese ihre Technik effizient betreiben. Das erfüllen die Dienstleister, wenn sie nach den DIN-Normen DIN EN ISO 50001 und 50003 zertifiziert sind. Das Energieeffizienzgesetz für Rechenzentren verpflichtet sie ab 2027 zudem, ihre Anlagen nur noch mit grünem Strom zu betreiben. Aktuell liegt der verpflichtende Anteil bei 50 %.
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Nachhaltiger Umgang mit Hardware
Desktop-Rechner haben eine durchschnittliche Lebensdauer von vier bis sechs Jahren. Laptops halten sogar nur bis zu fünf Jahre. Das ist in Anbetracht der zu ihrer Herstellung nötigen Energie und der in ihnen enthaltenen Rohstoffe zu wenig. Nachhaltige Digitalisierung heißt daher, die Geräte so lange zu nutzen wie möglich, bei ihrer Anschaffung auf Langlebigkeit sowie darauf zu achten, dass sich Endgeräte, Server und Netzwerkkomponenten reparieren lassen und ihr Hersteller dazu Ersatzteile und einen Service anbietet. Noch nachhaltiger agieren Unternehmen, wenn sie Refurbished-IT nutzen.
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Bedarfsgerechte Dimensionierung von Hard- und Software
Wichtiges Auswahlkriterium ist neben der Energieeffizienz von IT schließlich auch, dass diese nicht unnötig größer dimensioniert wird als benötigt. Mini-PCs und Thin Clients beispielsweise leisten das gleiche wie klassische Desktoprechner, verbrauchen aber bis zu 70 % weniger Strom.
Wer IT nachhaltig auswählt, passt auch „as a Service“ genutzte Software und andere Dienste seinem Bedarf an. Nicht immer brauchen Unternehmen Anwendungen in ihrem vollen Leistungsumfang. Wer ein kleineres Paket wählt, spart Kosten, Strom und Emissionen.
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Weiterverwendung ausgemusterter IT
Ob Laptop, Monitor, Drucker oder Smartphone, viele IT-Geräte lassen sich über ihr Abschreibungsende hinaus außerhalb des Unternehmens noch lange sinnvoll nutzen. Unternehmen tragen dazu bei, den globalen Elektromüllberg nicht unnötig zu vergrößern, indem sie beispielsweise ausgemusterte Hardware an Mitarbeiter verschenken oder an wohltätige Organisationen und Schulen spenden.
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Grüner Code in der Software
Programme können Entwickler so schreiben, dass die Ausführung des Codes mehr oder weniger Energie erfordert. Enthält dieser beispielsweise viele redundante Abschnitte, oder solche, die mitlaufen, obwohl sie für eine Aufgabe nicht benötigt werden, ist das nicht effizient und nachhaltig. Grüne Software ist deshalb modular aufgebaut. So kann die Anwendung Microservices abschalten, wenn sie diese nicht braucht. Mit einer Tree-Shaking-Engine lässt sich zudem „toter“ Code, der nie genutzt wird, regelmäßig entfernen. Auch das ist nachhaltig. Denn schlankere Systeme sind effizienter.
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Effizient programmierte Webseiten
Wem User ebenso am Herzen liegen wie das Klima, der verpflichtet Entwickler und Webdesigner darauf, Internetseiten schlank zu programmieren, ihre Ladegeschwindigkeit zu minimieren und Videos sowie Bilder nur in komprimierten Formaten wie MP4, WEBP oder JPEG 2000 zu integrieren. Das erfordert weniger Rechenkapazität, eine geringere Serverlast und weniger Strom. Optimierte Webseiten sind deshalb nachhaltiger und machen mehr Spaß beim Surfen.
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Energiebilanz von KI-Modellen
KI wird weltweit 2027 bis zu 134 Terrawattstunden Strom verbrauchen – so viel wie die gesamten Niederlande. Wer bei der Digitalisierung auf die Technologie setzt, muss daher besonders großes Augenmerk auf ihren nachhaltigen Betrieb sowie ein möglichst energiesparsames Training der genutzten Datenmodelle legen. Dieses verschlingt beim Einsatz der Technologie 80 bis 90 % der Energie, so der Hersteller von KI-Chips, Nvidia. Die restlichen zehn bis 20 % des Stromverbrauchs entfallen auf den eigentlichen Betrieb der Modelle und Algorithmen. Da bei diesem besonders viel Hitze entsteht, erfordert die Kühlung der entsprechenden Server allerdings bis zu zehn Mal mehr Energie als die gewöhnlicher Racks. Rechenzentren müssen dafür baulich vorbereitet sein und sollten ausschließlich grünen Strom beziehen.
Digitale Nachhaltigkeit – so profitieren Unternehmen
Die Liste digitaler Technologien, die Unternehmen nachhaltiger machen, ist lang. Entscheidend ist, dass die Digitalisierung Unternehmen nicht nur hilft, Energiekosten zu sparen und ihren Co2-Fußabdruck zu verkleinern. Sie verschafft ihnen auch die Informationen, die sie brauchen, um die Compliance-Pflichten erfüllen zu können, die ihnen die Corporate Social-Responsibility-Reporting-Richtlinie der EU auferlegt. Diese gilt heute schon für große Kapitalgesellschaften. Ab 2026 verpflichtet sie auch Unternehmen mit wenigstens 50 Mitarbeitern, einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen, wenn sie von „öffentlichem Interesse“ sind. Ob das so ist, kann die Bundesregierung selbst festlegen. Auch um ihre Pflichten nach dem deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und der entsprechenden künftigen EU-weiten Regulierung erfüllen zu können, müssen Unternehmen viele Prozesse digitalisieren.
Dabei auf Nachhaltigkeit zu achten, liegt in ihrem eigenen Interesse. Denn nachhaltige Unternehmen sind attraktivere Arbeitgeber. Die jüngeren Generationen legen zunehmend Wert darauf, dass Unternehmen Verantwortung für Umwelt, Klima und Gesellschaft übernehmen. Nicht zuletzt unterscheiden sich nachhaltig digitalisierte Betriebe für Kunden auch als Anbieter von Produkten und Dienstleistungen positiv von Wettbewerbern.
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mehr erfahrenNachhaltige Digitalisierung lohnt sich
Rechnet sich nachhaltige Digitalisierung? Zahlen dazu, wie nachhaltige IT Unternehmen finanziell entlastet, gibt es kaum. Deshalb lässt sich schlecht sagen, ob, wie schnell und in welchem Umfang sich nachhaltige Digitalisierung rechnet. Dass sie sich für das Klima, die Umwelt, Arbeitnehmer und die Reputation eines Unternehmens auszahlt, steht außer Frage.
Zumal eventuelle zusätzliche Kosten dafür nicht übermäßig zu Buche schlagen. Richtlinien für Green Coding kosten nichts, ebenso wenig die Anweisung an Mitarbeiter, ihre Rechner am Freitagabend herunterzufahren. Die meiste Hardware müssen Betriebe zudem ohnehin regelmäßig austauschen. Dann energieeffiziente Geräte auszuwählen, kostet nichts zusätzlich – anders als eventuell die Suche nach zuverlässig nachhaltig arbeitenden Rechenzentren und IT-Dienstleistern. Sie erfordert mehr Zeit und Aufwand.
Bewusstsein schaffen
Grundsätzlich entsteht digitale Nachhaltigkeit in Unternehmen weniger durch zusätzliche Investitionen, als durch die Entwicklung und Verankerung nachhaltiger IT-Praktiken bei der Entwicklung von Software, der Nutzung von Hardware ebenso wie bei deren Beschaffung. Nichts spricht also dagegen, nicht nur Nachhaltigkeitsziele in das Leitbild und die Richtlinien einer Organisation aufzunehmen, sondern darin auch die nachhaltige Digitalisierung als Ziel festzulegen - schon gar nicht mögliche zusätzliche Kosten.
Grenzen und Lösungen
An ihre Grenzen können nachhaltige Digitalisierungsprojekte stoßen, wenn Unternehmen dafür die Fachleute fehlen. Doch dann können sie sich externe Hilfe von Energie- und Nachhaltigkeitsberatern ebenso wie von freien IT-Experten holen. Diese haben neben dem technischen Know-how einen vorbehaltlos nüchternen Blick auf die Organisation und ihre Möglichkeiten, sich nachhaltig zu digitalisieren. Von dieser Expertise profitiert das Unternehmen, ebenso wie die Gesellschaft und unser Planet.
Know-how für Ihr Digitalisierungsprojekt
Sie benötigen Fachkräfte, die die Digitalisierung in Ihrem Unternehmen vorantreiben? Dann vertrauen Sie auf das Know-how von Randstad. Wir sorgen für den „Perfect Match“, wenn es darum geht, die die digitale Transformation in Ihrem Unternehmen voranzutreiben.
mehr erfahrenFragen und Antworten
Hier finden Sie alle Fragen und Antworten zum Thema nachhaltige Digitalisierung:
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Was ist nachhaltige Digitalisierung?
Bei der nachhaltigen Digitalisierung geht es darum, Technologien in Unternehmen so einzusetzen, dass sie sozial, ökologisch und ökonomisch verträglich sind. Innovationen sollen genutzt werden, um mehr Effizienz zu erreichen. Dabei sollen negative Umweltauswirkungen minimiert werden.
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Was sind Green IT Unternehmen?
Green IT-Unternehmen gestalten ihre IT-Infrastruktur so, dass sie die Umwelt so wenig wie nötig belasten, d. h. Green IT-Unternehmen nutzen energieeffiziente Technologien, umweltfreundliche Produktionsverfahren und nachhaltige Strategien zur Ressourcennutzung.
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Wie können Unternehmen ihre Digitalisierung nachhaltig gestalten?
Unternehmen können ihre Digitalisierung mit einer Kombination aus technologischen, organisatorischen und strategischen Ansätzen nachhaltig gestalten. Dazu gehören beispielsweise das Wiederverwenden alter Hardware, das Einsetzen von Software, die wenig Rechenleistung benötigt oder das Nutzen von erneuerbaren Energien.