Strukturiertes Onboarding: neue Mitarbeiter willkommen heißen
Das Onboarding neuer Mitarbeiter beginnt nicht erst mit dem ersten Arbeitstag, sondern bereits mit der Unterschrift des Arbeitsvertrages. Um einen vorzeitigen Absprung zu vermeiden und sie ans Unternehmen zu binden, sollten Arbeitgeber frühzeitig ein geeignetes Onboarding-Konzept entwickeln. Dieses gibt neuen Kollegen Orientierung, versorgt sie mit wichtigen Informationen und holt sie dort ab, wo sie stehen. Nehmen Arbeitgeber diesen Schritt nicht ausreichend ernst, droht eine vorzeitige Kündigung. Erfahren Sie in diesem Beitrag, was Onboarding ist, warum es für Arbeitgeber und Arbeitnehmer wichtig ist und wie Sie die einzelnen Phasen richtig gestalten.
Definition: Was ist Onboarding?
Beim Onboarding drehen sich alle Maßnahmen darum, neue Mitarbeiter zügig in das Unternehmen zu integrieren und ihnen zu helfen, sich zurechtzufinden. Onboarding ist weiter gefasst als die reine Einarbeitung, die sich lediglich auf die Vorbereitung für spätere Aufgaben bezieht und Kenntnisse sowie Erfahrungen vermitteln soll. Der Onboarding-Prozess geht deutlich darüber hinaus und umfasst beispielsweise diese Aspekte:
- Vermittlung von Unternehmenskultur und Gepflogenheiten (z. B. gemeinsames Mittagessen)
- Produkte und USPs des Unternehmens
- Aufbau- und Ablauforganisation
- Integration in den Arbeitsalltag
- Vision und Mission des Unternehmens
Es handelt sich also um einen systematischen Ansatz, um neue Mitarbeiter in ein Unternehmen zu integrieren. Der Onboarding-Prozess beginnt im Gegensatz zur Einarbeitung auch nicht am ersten Arbeitstag, sondern bereits mit der Unterschrift des Vertrages. Mit einem cleveren Onboarding-Management senken Arbeitgeber die Wahrscheinlichkeit einer Kündigung vor Arbeitsantritt oder in den ersten Monaten der Probezeit.
In den meisten Fällen endet der Onboarding-Plan mit dem Ende der Probezeit. Je nach Unternehmen, Branche und Komplexität der Aufgabe kann er aber auch bereits früher beendet werden oder länger dauern.
Bedeutung Onboarding
Ziel von Onboarding ist, neue Mitarbeiter schnell an ihre Aufgaben heranzuführen und in den Betriebsalltag zu integrieren. So bauen sie Kontakte auf und werden in ein soziales Netz eingebunden. Onboarding bietet viele Vorteile:
- Die Motivation des neuen Mitarbeiters wächst, weil er nicht alleine gelassen und in der herausfordernden Anfangszeit optimal unterstützt wird.
- Durch die schnelle Integration sinkt die Wahrscheinlichkeit verfrühter Kündigungen.
- Die Produktivität des neuen Kollegen steigt an, weil er schneller aktiv mitarbeiten kann.
- Ein strukturiertes Onboarding kann sich positiv auf das Employer Branding und damit auf die Arbeitgeberattraktivität auswirken.
- Vom Onboarding profitieren alle Beteiligten durch eine höhere Mitarbeiterbindung.
- Durch eine gute Begleitung in den ersten Monaten passieren weniger Fehler.
Onboarding bindet zwar zunächst interne Kapazitäten und kostet damit Geld. Langfristig spart sich das Unternehmen aber Kosten. Zum einen arbeitet der Mitarbeiter schneller produktiv und leistet somit einen Beitrag zum Unternehmenserfolg. Zum anderen erspart die Senkung der Fluktuation hohe Kosten für die Rekrutierung neuer Mitarbeiter. Insbesondere der Ersatz spezialisierter Fachkräfte kann sehr kostenintensiv sein. Eine vergleichsweise geringe initiale Investition zahlt sich also über viele Jahre hinweg aus.
Und noch ein weiterer Faktor macht das Onboarding attraktiv: In Zeiten des Fachkräftemangels können Arbeitgeber es sich nicht leisten, Arbeitnehmer nach kurzer Zeit gehen zu lassen, nur weil nicht genügend Zeit in ihre Integration investiert wurde. Im schlimmsten Fall ist eine direkte Nachbesetzung unmöglich und der ausscheidende Mitarbeiter hinterlässt eine Lücke.
Ein strukturiertes Onboarding ist nicht nur bei Mitarbeitern auf der operativen Ebene ein wichtiger Schritt. Auch ein gezieltes Onboarding für Führungskräfte ist wichtig, um sie schnell in das Unternehmen zu integrieren und auf ihre herausfordernden Aufgaben vorzubereiten. Lesen Sie in unserem Beitrag, wie Onboarding für Führungskräfte funktioniert:
mehr erfahrenOnboarding-Phasen
Onboarding beruht im Regelfall auf drei Phasen.
Phase 1: Preboarding
Diese Vorbereitungsphase beginnt mit der Vertragsunterzeichnung und endet mit dem ersten Arbeitstag. Während dieser Zeit kann noch vieles passieren, das den erfolgreichen Start des Mitarbeiters im Unternehmen verhindert. Er könnte etwa von der Konkurrenz abgeworben werden oder sich doch für eine andere angebotene Stelle entscheiden. Deshalb sollte sich der Arbeitgeber während des Preboardings darum bemühen, den Kontakt zu halten und wichtige Informationen zu übermitteln. Dies beginnt bei so banalen Dingen wie dem Arbeitsbeginn am ersten Tag, geht aber noch viel weiter. Die wichtigsten Punkte der Onboarding-Checkliste für die Phase des Preboardings:
-
Formalitäten
Schon vor Arbeitsbeginn können Formalitäten geklärt werden, etwa die Anforderung von lohnrelevanten Unterlagen, die Ausgabe von Schlüsseln und Dienstkleidung oder die Vergabe von Zugriffsrechten.
-
Arbeitsplatz
Idealerweise erwartet den neuen Kollegen ein vollwertiger Arbeitsplatz. Ob Computer, Schreibwerkzeug oder Stuhl, alle erforderlichen Arbeitsmittel bereitet der Arbeitgeber schon vor dem ersten Arbeitstag vor. Auch Softwarelizenzen und Passwörter sowie die Bereitstellung des eigenen Smartphone oder Laptop lassen sich schon Wochen im Voraus in die Wege leiten.
-
Informationen
Der Arbeitnehmer erhält vorab die wichtigsten Informationen für einen entspannten Start. Neben Informationen zum Ablauf des ersten Arbeitstages gehören dazu auch das Organigramm oder Broschüren des Unternehmens.
-
Fragen
Aufkommende Fragen beantwortet der Arbeitgeber umgehend. Vergeht eine längere Zeitspanne zwischen der Vertragsunterzeichnung und dem Arbeitsantritt, ist es sinnvoll, zwischendurch einfach anzurufen und zu fragen, ob es offene, zu klärende Punkte gibt. So hält der Arbeitgeber gleichzeitig den Kontakt zu dem neuen Kollegen und gibt ihm das Gefühl, dass man sich bereits auf ihn freut.
-
Kennenlernen
Besonders entspannt wird der Arbeitsantritt, wenn der neue Mitarbeiter schon einige Kollegen kennt. Dazu bieten sich organisierte Mittagessen oder die Teilnahme an Betriebsfesten oder -ausflügen vor dem ersten Tag an. Auch gezielte Vorstellungstermine mit bestimmten Abteilungen oder Personen können für die Onboarding-Strategie sinnvoll sein.
-
Schulungen
Benötigt der neue Mitarbeiter Schulungen? Diese sollten frühzeitig gebucht werden, um das Timing der Einarbeitung zu optimieren. Werden sie erst nach Arbeitsantritt gebucht, verzögern Wartezeiten auf den nächsten Termin die Einführung.
-
Zuständigkeiten
Der Arbeitgeber klärt zu Beginn des Onboarding-Programms, welcher Mitarbeiter für die Einarbeitung zuständig ist. Verschieben sich durch eine neu geschaffene Stelle Zuständigkeiten, sollten die Verantwortungsbereiche klar definiert und an die betroffenen Mitarbeiter kommuniziert werden. So lassen sich interne Machtkämpfe vermeiden.
-
Einarbeitungsplan
Ein frühzeitig erstellter Onboarding-Plan verleiht dem Ablauf Struktur und vermeidet Leerlauf.
Wie diese vorbereitende Onboarding-Phase positiv gestaltet werden kann, lesen Sie in unserem Beitrag zum Preboarding.
Phase 2: Orientierung
Während der ersten Arbeitswoche sind neue Mitarbeiter noch vollauf damit beschäftigt, sich im Unternehmen und mit ihrer neuen Aufgabe zurechtzufinden. Idealerweise startet der neue Kollege etwas später als alle anderen in den Tag, um das morgendliche Chaos zu umgehen. Nun gilt es die Räumlichkeiten, den Arbeitsplatz und die wichtigsten Kollegen kennenzulernen. Gibt es einen persönlichen Ansprechpartner oder Mentor, übernimmt dieser am besten die Koordination des ersten Tages.
Ist der erste Arbeitstag geschafft, geht das Onboarding-Programm natürlich weiter. In den nächsten Tagen stehen vor allem diese Punkte auf der Tagesordnung:
- Ausblick auf den weiteren Verlauf des Onboardings
- Klärung der gegenseitigen Erwartungen und Vorstellungen
- Schaffung einer entspannten Arbeitsatmosphäre
- Übernahme erster Aufgaben, die stets in den Zusammenhang mit den Unternehmens- oder Stellenzielen gesetzt werden
- Ausführlicher Rundgang durchs Unternehmen (z. B. Vorstellung des Produktionsbereiches)
- Kennenlernen der neuen Produkte
- Sofern es sich anbietet, Vernetzung mehrerer neuer Mitarbeiter zur gegenseitigen Unterstützung
- Vermittlung der Unternehmenswerte
- Vermittlung der Unternehmenskultur mit all ihren Besonderheiten und Gepflogenheiten
- Gemeinsames Verbringen der Mittagspause, um neue Kollegen nicht alleine zu lassen
- Schrittweises Kennenlernen von Tools und Software
Phase 3: Integration
Nach der ersten Arbeitswoche sollte ein Feedback stattfinden. Der Arbeitgeber ermuntert den neuen Mitarbeiter, Positives ebenso wie Negatives zu berichten. In dieser Onboarding-Phase lassen sich Probleme möglicherweise noch unkompliziert lösen. Auch in den kommenden Monaten sollte es diese Gespräche regelmäßig geben. Ziel ist, dass der Mitarbeiter alles bekommt, was er benötigt, um seine volle Leistung zu bringen. Zudem sollte der Arbeitgeber die Eindrücke aus den Gesprächen nutzen, um die Mitarbeitererfahrung zu verbessern und künftige Onboarding-Programme noch effektiver zu gestalten.
Nach und nach wird der Mitarbeiter zunehmend in seinem Aufgabengebiet ankommen und zusätzliche Verantwortung übernehmen. Mit Schulungen und Workshops kann der Arbeitgeber ihn dabei unterstützen. Auch der Aufbau neuer Kontakte zu Kollegen und die interne Vernetzung nehmen in der dritten Onboarding-Phase eine wichtige Rolle ein. Teambuilding-Events können dabei helfen, ob gemeinsame Betriebsausflüge, Hütten-Wochenenden oder Betriebssport oder Drinks nach der Arbeit.
Kommunikation im Onboarding-Prozess
Hört ein Bewerber direkt nach der Vertragsunterzeichnung wochen- oder gar monatelang nichts vom Arbeitgeber, hinterlässt das bei ihm mitunter ein schlechtes Gefühl in der Magengrube. Er fragt sich: „Ist der Arbeitgeber überhaupt noch an mir interessiert? So groß kann die Vorfreude auf meinen ersten Arbeitstag kaum sein? Das Stellenangebot des anderen Arbeitgebers war eigentlich doch ganz spannend….“
Reißt die Kommunikation nach Abschluss des Arbeitsvertrags plötzlich ab, kann dies im schlimmsten Fall zu einer vorzeitigen Kündigung führen. Auch Missverständnisse tragen dazu bei. Gutes Onboarding beruht deshalb auf einer klaren und effektiven Kommunikation. Ihr Ziel ist, den Kontakt zu halten und dem neuen Kollegen das Gefühl zu geben, willkommen zu sein und bereits freudig erwartet zu werden. Arbeitgeber sollten eine klare Kommunikationsstrategie erarbeiten. Benötigte Informationen weiterzugeben, Feedback einzuholen und die Erwartungen zu ermitteln, steht dabei im Vordergrund. Diese Strategie ist jeweils an die Art des Onboardings anzupassen.
Alternative Onboarding-Ideen sorgen beispielsweise dafür, dass auch Remote-Mitarbeiter im Homeoffice zwischenmenschliche Beziehungen aufbauen und vom Team aufgenommen werden. Auch hybride Arbeitsmodelle erfordern die Anpassung der Kommunikation.
Lesetipp
Die Candidate Experience steigert den Erfolg im Recruiting und die Arbeitgeberattraktivität. Lesen Sie, wie Sie sie langfristig verbessern.
weiterlesenFragen und Antworten
Hier beantworten wir Fragen rund um das Thema Onboarding.
-
Was ist Onboarding?
Onboarding ist ein Prozess, der sich mit der systematischen Integration neuer Mitarbeiter in das Unternehmen beschäftigt. Er geht über die reine Einarbeitung hinaus und umfasst neben arbeitsplatzbezogenen Informationen unter anderem die Unternehmenskultur und -ziele sowie die internen Abläufe.
-
Wie lange dauert der Onboarding-Prozess?
Onboarding beginnt mit der Unterzeichnung des Arbeitsvertrages und endet meist mit dem Ende der Probezeit. In Abhängigkeit von Unternehmen und Stelle kann der Ablauf jedoch auch kürzer oder länger gestaltet werden.
-
Welche Vorteile hat Onboarding?
Onboarding steigert die Mitarbeiterbindung sowie deren Produktivität. Die Mitarbeiter sind motivierter und die Wahrscheinlichkeit einer frühen Kündigung sinkt. Zudem profitiert der Arbeitgeber von positiven Auswirkungen auf die Arbeitgeberattraktivität und sein Employer Branding.