Konfliktlösung – im Team profitieren hier alle
Rauchende Köpfe, dicke Luft, platzende Hutschnüre: Die deutsche Sprache ist sehr plastisch im Umgang mit dem Thema „Konflikte“. Wenn Auseinandersetzungen eskalieren, werden die negativen Auswirkungen schnell greifbar und können auch den Umgang im Team dauerhaft schädigen.
Die Kollegin kommt immer zu spät? Der gutgemeinte Ratschlag stößt auf taube Ohren? Derselbe Fehler passiert dem Angestellten immer wieder? Konflikte im Job lauern an jeder Ecke. Wer mit ihnen umgehen und sie entschärfen kann, ist klar im Vorteil – und gibt diesen ans ganze Team weiter. Konfliktfähigkeit stärken heißt somit immer: Team stärken.
Nur wenige kennen die verschiedenen Formen der Konfliktfähigkeit und können sie zielführend einsetzen. Was bedeutet Konfliktfähigkeit also? Zunächst hilft hier ein Blick auf die allgemeine Begriffserklärung.
Konfliktfähigkeit Definition
Konflikte am Arbeitsplatz sind oft vorprogrammiert und schwer zu verhindern – schließlich treten sie in vielen Formen auf: etwa offen oder verdeckt, innerlich in Gedanken oder äußerlich im Gespräch, sachlich oder wertebasiert. Man kann wohl davon ausgehen: Kein Job ohne gelegentlichen Streit.
Konfliktfähigkeit oder Konfliktbereitschaft bezeichnet das Vermögen, Konflikte aufzunehmen, konstruktiv zu bewältigen oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Dies bezieht sich grundsätzlich auf Beziehungskonflikte (Unvereinbarkeit von Persönlichkeiten – „Wie tickt das Gegenüber?”) und Sachkonflikte (sachbezogene Entscheidungen – z. B. „Was wollen wir erreichen?”).
Wichtig ist hierbei nicht nur die Lösungssuche, sondern auch das Ermöglichen einer gemeinsamen Basis für Offenheit, Toleranz und einer fairen Streitkultur. Eine zentrale Voraussetzung für gutes Konfliktmanagement bildet Empathie. Wer all dies einsetzt, kann sich gleich über mehrere positive Entwicklungen in seinem Arbeitsumfeld freuen.
Vorteile von Konfliktfähigkeit im Job
Vielleicht wirkt es zunächst etwas verwunderlich – aber gut ausgetragene Konflikte tragen viel zu einem verlässlichen und produktiven Team Spirit bei. Man merkt schnell: Je aktiver und lösungsorientierter mit Konflikten umgegangen wird, desto seltener treten sie auf.
Konkrete Vorteile von Konfliktfähigkeit im Beruf
- Mehr bewältigter Konflikt – mehr echte Harmonie
Wenn Dinge nicht direkt ausgesprochen werden, passiert es schnell indirekt: mit Blicken, Schweigen, Ironie – kein angenehmer Zustand. Dies vermeiden Sie durch aktive Konfliktführung. - Tiefgreifendere Lösungen:
Konstruktive Konfliktaustragung schafft Vertrauen, Ehrlichkeit, proaktives Verhalten – und somit auch eine intensivere Auseinandersetzung mit Kernproblemen. Oberflächliche Stellvertreter-Streits („Hast Du wieder das Fenster aufgelassen?”) werden weniger. - Flexiblere persönliche Rollen
Klärung bricht das Dreieck aus Verfolger, Opfer und Retter auf. Niemand fühlt sich in einer dieser Rollen gefangen – so lässt das Berufsleben automatisch mehr Raum für Wohlbefinden. - Emotionale Entspannung und erhöhte Stressresistenz
Es fühlt sich einfach erwachsen und richtig an, Verantwortung für das eigene (und fremde) Handeln zu übernehmen. Wer darauf bei sich und Kollegen zählen kann, hat weniger Stressfaktoren. - Konfliktfähigkeit verbessern – Karriere fördern
Heute sind in vielen Unternehmen Menschen gefragt, die mit eigenen und fremden Fehlern offen und konstruktiv umgehen. Scheuen Sie den Austausch daher nicht, auch das Eingestehen von Schwächen ist Stärke!
Arten der Konfliktfähigkeit
Es klingt banal, aber wer Konflikten professionell begegnen möchte, muss sie zuallererst erkennen. Eine wichtige Säule der Konfliktfähigkeit ist somit die Fähigkeit, Probleme wahrzunehmen. Dafür lohnt es sich, das eigene Team kritisch zu hinterfragen:
- Bilden sich Grüppchen?
- Werden Arbeiten nicht erledigt?
- Wird Kompetenz oft in Frage gestellt?
- Gibt es wiederkehrende Diskussionen?
- Werden Fristen nicht eingehalten?
Die zweite, darauf folgende Kernsäule der Konfliktfähigkeit ist die Problemanalyse. Auch hier gibt es eine Anzahl lohnender Fragen, die Sie sich stellen können – ob als Verantwortlicher oder Kollege:
- Wer ist zentral beteiligt?
- Wer oder was war der Auslöser?
- Wer blockiert Lösungen?
- Müssen Entscheider einbezogen werden?
- Hat sich der Konflikt wiederholt?
Erst nach Bewusstwerdung und Analyse des Problems kommen weitere konkrete Konfliktfähigkeiten zum Einsatz.
Köpfe zusammenstecken – statt aneinander schlagen
Wichtig bei einem Konflikt ist ganz allgemein, das Interesse an der gemeinsamen Lösung zu entfachen. Ob aktives Zuhören, konstruktives Feedback oder die Annahme von Kritik – die Wege, die im Konflikt gemeinsam gegangen werden können und sollten, sind vielfältig. Dies gilt übrigens nicht nur im Job, sondern auch bei privaten Auseinandersetzungen wie einem Ehestreit.
Konfliktfähigkeit und Teamfähigkeit gehen Hand in Hand. Hier finden Sie einige gute Strategien zur Konfliktlösung in der Übersicht:
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Kritik als Chance
Konstruktive Kritik und Rückmeldungen, etwa zu Aspekten der Arbeitsweise, sind immer bereichernd. Wenn dieses Feedback mit Dankbarkeit entgegengenommen wird, vermeidet dies weitere Eskalationen – schließlich riskiert auch das äußernde Gegenüber dabei immer Zurückweisung.
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Lösung vor recht haben
Mag sein, dass das Lieblingsessen des Kollegen tatsächlich stark riecht. Doch wo und wie kann er es dennoch genießen? Bieten Sie Lösungen an, egal wer im Recht ist. Einen Schritt weiter zu denken hilft.
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Mut zum Nein
Manchmal hat man keine Zeit, um zu helfen. Oder man erkennt den Sinn der Rückmeldung nicht. Ein offenes Nein schlägt den Nutzen eines halbherzigen oder nicht durchführbaren Jas – für alle Beteiligten. Konfliktfähigkeit heißt dann auch: Konfrontation in Kauf nehmen. An dieser Stelle lassen sich Konflikte eindämmen, wenn einem Nein eine nachvollziehbare Begründung mitgeliefert wird.
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Kernproblem definieren
Worum geht es bei dem spontanen Streit um die Angemessenheit der Hemdfarbe für einen bestimmten Anlass wirklich? Sind es tieferliegende Interessenkonflikte? Geht es um allgemeine Werte wie Seriosität? Oder ist es doch ein persönlicher Beziehungskonflikt?
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Zivilcourage
Ob etwa Gaslighting, eine Form der Manipulation, Mobbing oder Narzissmus – wer schwer erträgliche Situationen offen und früh anspricht, nutzt dem Team immer – und sich selbst. Denn konstruktive Konfrontation trägt auch zur Produktivität und psychischen Gesundheit aller Mitarbeitenden bei.
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Drei Schritte zur Lösung
- Den Beweis erbringen, dass die andere Seite verstanden wird.
- Die Anerkennung des eigenen Anteils am Problem.
- Wenn es im Gespräch nicht funktioniert hat – erneut versuchen.
Lesetipp
Konflikte belasten das ganze Team. Erfahren Sie, wie Sie Teamkonflikte lösen und welche Ursachen häufig verantwortlich sind.
Tipps erhaltenKann man Konfliktfähigkeit lernen?
Ob für Teammitglieder oder Führungskräfte – Konfliktfähigkeit lernt, wer auch das eigene Verhalten unter die Lupe nimmt.
Konfliktfähigkeit ist Teamwork
Wer positive Veränderung möchte, fängt am besten bei sich selbst an. Das gilt für das ganze Team und auf allen Ebenen der Verantwortung. Fragen Sie sich regelmäßig:
- Schaffe ich es, Ich-Botschaften („Mir fehlt…”) statt Du-Botschaften („Du musst…”) zu senden?
- Spreche ich Probleme gleich offen an, ohne herunterzuschlucken?
- Nutze ich Chancen in Konflikten, etwa zur allgemeinen Prozessoptimierung?
- Diskutiere ich gerade sachlich oder emotional?
- Zeige ich meinem Gegenüber genug Wertschätzung?
Führung mit Stil – wie werde ich konfliktfähig?
Am besten ist es für Führungskräfte, Konflikte gar nicht erst entstehen zu lassen. Hier helfen klare Ziele und klar definierte Maßnahmen. Wenn in Ihrem Unternehmen beispielsweise die Kundenzufriedenheit niedrig ist, definieren Sie detaillierte Vorgaben, wie z. B. eine Steigerung der Kundenzufriedenheit im nächsten Quartal um 20 %, und erarbeiten Sie die erforderlichen Maßnahmen zusammen mit Ihrem Team. Achten Sie dabei aber darauf, realistische Ziele zu definieren, um nicht gleich das nächste Konfliktpotential heraufzubeschwören.
Es gibt vier konkrete Punkte, wenn es doch zu Konflikten kommt:
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Führungsstil reflektieren
Was können Sie an Ihrem Führungsstil verbessern? Recherchieren Sie auch, wie andere Chefs mit dem Thema umgehen.
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Problemlösung statt Befehle
Wer ein Machtwort spricht, sorgt meist nicht für dauerhafte Lösungen. Trainieren Sie Ihre Problemlösungskompetenz, bleiben Sie geduldig und diskutieren Sie auf Augenhöhe. Die nachhaltigsten Ergebnisse erreichen Sie mit Konsens. Indem Sie die Betroffenen an der Erarbeitung einer Lösung beteiligen, erhöhen Sie die Chancen auf eine dauerhafte Lösung des Konflikts.
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Mut zum Konflikt fördern
Konfliktkultur ist Unternehmenskultur. Ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter, sich offen zu äußern – bestrafen Sie Ehrlichkeit nicht. Es muss aber nicht immer gleich in eine Beschwerde über Kollegen beim Chef münden – Mitarbeiter können Konflikte auch bis zu einem gewissen Punkt unter sich regeln. Fördern Sie den aktiven Austausch, um frühzeitig gegen mögliche Konfliktursachen vorgehen zu können. Dürfen Team-Mitglieder offen kommunizieren, ohne dafür Konsequenzen fürchten zu müssen, stärkt dies die konstruktive Auseinandersetzung.
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Konflikt-Management
Wenn ein Konflikt aus dem Ruder läuft und die Lösung schwer erscheint, holen Sie sich Hilfe, z. B. von Anlaufstellen im Betrieb oder anderen Führungskräften. Tauschen Sie sich aus, informieren Sie sich über etablierte Methoden, nehmen Sie Ratschläge an und binden Sie – falls erforderlich – Profis wie Mentoren und Coaches ein.
Insgesamt trägt ein guter Umgang mit Konflikten auch zur Zufriedenheit der Mitarbeiter bei. Er ist damit ein Baustein für eine höhere Mitarbeiterbindung.
Lesetipp
Durchsetzungsvermögen beinhaltet die Fähigkeit, die eigene Meinung erfolgreich zu kommunizieren, Konflikte konstruktiv zu bewältigen und dabei weder aggressiv noch unfair zu reagieren. Lesen Sie, wie Sie Ihre Durchsetzungsfähigkeit im Beruf stärken:
mehr erfahrenBerufliche Folgen fehlender Konfliktfähigkeit
Machen wir uns keine Illusionen – Spaß bringen Konflikte selten. Sie sollten allerdings bedenken, dass mangelnde Konfliktbereitschaft auch Ihr Standing im Job negativ beeinflusst. Konfliktscheue Menschen werden etwa bei Beförderungen übergangen, während Personen, die häufig aus einer Art Grund-Opposition heraus agieren, schnell als schwierige Mitarbeiter gelten – mit allen Nachteilen. In beiden Fällen ist das berufliche Vorankommen gefährdet. Es lohnt sich daher, die genannten Methoden beständig zu üben und anzuwenden. Auch externe Mediatoren oder Coaches können hier im Team hervorragend unterstützen.
Wenn Sie als Führungskraft Konflikte schlecht managen, wirkt sich dies negativ auf die Zufriedenheit im Team, die Arbeitsergebnisse und die Mitarbeiterproduktivität aus. Schlimmstenfalls müssen Sie sich mit einer hohen Fluktuation auseinandersetzen – mit all ihren negativen Folgen.
Lesetipp: Grenzen setzen
Zur Konfliktfähigkeit gehört es auch, anderen Grenzen zu setzen. Einfach mal Nein sagen bereitet jedoch vielen Beschäftigten Unbehagen. Erfahren Sie, warum es trotzdem wichtig ist und wie es gelingt.
weiterlesenBerufe, für die Konfliktfähigkeit wichtig ist
Konfliktfähigkeit zu üben – sowohl im Beruf als auch im Privatleben – ist meist ein lebenslanger Prozess. Besonders bei Tätigkeiten mit direktem Kundenkontakt und erhöhtem Stresslevel profitieren Sie vom optimierten Konfliktmanagement.
In diesen Jobs sollten Sie besonders konfliktfähig sein:
Suchen Sie einen Job, in dem Konfliktfähigkeit gefragt ist? Lassen Sie sich von unserer Jobbörse inspirieren.
zur Randstad JobbörseKonfliktfähigkeit in der Bewerbung zeigen
„Was bedeutet Konfliktfähigkeit für Sie?” Diese oder ähnliche Fragen sind in Bewerbungsgesprächen nicht unüblich. Am besten, Sie zeigen von vornherein, dass Sie bei Konflikten bewusst agieren. Erwähnen Sie, dass Sie aktives Zuhören praktizieren und Ihre Rhetorik optimieren.
Wenn Konfliktfähigkeit in dem Beruf gefragt ist, können Sie Beispiele bereits im Bewerbungsschreiben erwähnen. Haben Sie an Fortbildungen teilgenommen – etwa zu Mediation oder Mindfulness? Üben Sie sozial orientierte Ehrenämter aus? Oder haben Sie ein Beispiel aus bisherigen Jobs, das Erfolge durch Ihre Kooperationsbereitschaft oder Konfliktbewältigung belegt? Letztes können Sie auch detaillierter bei Ihrer Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch durchdenken.
Auf welchem Weg auch immer – zeigen Sie, dass bei Ihnen auch im Konflikt immer eine Tür offen ist.
Weitere Bewerbungstipps erhalten Sie in unserem Bewerbungsratgeber.
zum BewerbungsratgeberFragen und Antworten
Hier finden Sie Antworten rund um das Thema „Konfliktfähigkeit im Beruf”.
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Was bedeutet Konfliktfähigkeit?
Bei Konfliktfähigkeit oder Konfliktbereitschaft geht es darum, Auseinandersetzungen zu führen, zu bewältigen und eventuell gleich im Vornherein abzuwenden. Dieser wichtige Soft Skill ermöglicht im beruflichen Zusammenhang die Lösungsfindung, liefert aber auch einen zentralen Beitrag zu einer toleranten und meinungsoffenen Streitkultur.
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Wie werde ich konfliktfähig?
Konfliktfähigkeit speist sich aus diversen Einzelkomponenten, die alle mit emotionaler Intelligenz in engem Zusammenhang stehen. Wichtig sind etwa die Möglichkeit zur Selbstbehauptung, ein Verständnis für den Unterschied zwischen Fremd- und Selbstwahrnehmung, Einfühlungsvermögen und Taktiken zur Überwindung der eigenen Konfliktscheu. Auch sollten Diskussionen aktiv von der emotionalen auf die Inhaltsebene übertragen werden.
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Kann man Konfliktfähigkeit lernen?
Konfliktfähigkeit ist strategisch erlernbar. Sie sollte immer als Teamarbeit betrachtet werden, nicht als Konfrontation zwischen Individuen oder Gruppen. Wichtig ist es, Probleme früh anzusprechen, Emotionen zu kontrollieren, Empathie zu zeigen, aktiv zuzuhören und konstruktive Kritik zu akzeptieren. Wenn es zu anhaltenden Problemen kommt, können Mediatoren oder Coaches mit entsprechenden Angeboten weiterhelfen. Auch Bildungsträger bieten Kurse und persönliche Gespräche zur Konfliktlösung an.