Ein Arbeitskollege verhält sich abweisend, glänzt durch häufige Fehlzeiten oder verrichtet seine Aufgaben fehlerhaft. Ein Mitarbeiter zeigt ein Verhalten, das moralisch und ethisch bedenklich ist. Das sind einige Beispiele für entstehende Konflikte bei der Zusammenarbeit in einem Unternehmen. Der Gang zum Chef, um sich zu beschweren, ist dann oft der einzige Ausweg aus diesem Dilemma. Hier lesen Sie, wann, warum und wie Sie Probleme mit Kollegen beim Chef ansprechen können. 

Sachliche Kritik

Es gibt manchmal gute Gründe, um sich über einen Mitarbeiter beim Vorgesetzten zu beschweren. Wer einen Arbeitskollegen bei einem Vorgesetzten anschwärzt, läuft jedoch Gefahr, als Denunziant dazustehen. Solche Leute sind in Teams und Unternehmen nicht gerne gesehen. Doch mangelnde Arbeitsleistung eines Teammitglieds kann unter Umständen die Leistung des gesamten Teams in Mitleidenschaft ziehen. Ebenso kann ein unangebrachtes Verhalten eines Kollegen das Betriebsklima stören. In solchen Fällen ist es angebracht, Meldung beim Arbeitgeber über den Kollegen zu machen. Aber wie unterscheidet man zwischen Denunzierung und dem berechtigten „Beschwerde über Kollegen einreichen”?

Auf jeden Fall sollte die Kritik sachlich vorgebracht werden. Vor allem Arbeitsfehler sind klar darzustellen. Um die Beschwerde zu entschärfen, empfiehlt es sich, die Tragweite des Fehlverhaltens für das Team oder das Unternehmen deutlich hervorzuheben. Gleichzeitig kann man darauf hinweisen, dass sich der betroffene Mitarbeiter vielleicht nicht so sehr für diese Arbeit eignet (andere Stärken hat) oder eine andere geeignete Lösung vorschlagen. 

zwei Männer sitzen mit Laptops an einem Tisch und blicken sich im Gespräch an
zwei Männer sitzen mit Laptops an einem Tisch und blicken sich im Gespräch an

Über Kollegen beschweren braucht Fingerspitzengefühl

Probleme mit Kollegen beim Chef ansprechen – das will gelernt sein. Denn wer einen Kollegen bei Vorgesetzten denunziert, gerät auch bei anderen Mitarbeitern leicht in Misskredit. Außerdem besteht die Gefahr, dass der angeschwärzte Kollege Rache nimmt und selbst nach Fehlern beim Denunzianten sucht. Dadurch schaukelt sich der Konflikt nur noch weiter hoch. Daher ist es wichtig, die Beschwerde nicht bloß sachlich, sondern auch diplomatisch vorzubringen. Doch bevor es überhaupt dazu kommt, können Sie folgende taktische Schritte in Erwägung ziehen. 

Das Gespräch suchen

Zeigt ein Mitarbeiter gravierendes Fehlverhalten, das die gemeinsame Arbeit in Mitleidenschaft zieht, hilft eventuell ein persönliches Gespräch ohne Anwesenheit von Vorgesetzten unter vier Augen. Unter Umständen sieht der Kollege seine Fehler ein und vermeidet diese in Zukunft. 

Lesetipp

Konstruktives Feedback zu geben will gelernt sein. Gekonnt formuliert hilft es anderen dabei, sich persönlich weiterzuentwickeln. Lesen Sie, wie man hilfreiches Feedback ausdrückt, welche Methoden es dazu gibt und welche Regeln dabei zu beachten sind.

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Verbündete suchen

Wenn das direkte Gespräch nicht fruchtet, ist es ratsam, eine Meldung über das Verhalten eines Kollegen gemeinsam mit anderen Mitarbeitern vorzunehmen. Vertreten mehrere Personen die gleiche Meinung, tritt niemand explizit als Denunziant auf. Eine Beschwerde beim Vorgesetzten ist allerdings nicht dazu gedacht, sich selbst in ein besseres Licht zu rücken oder die eigenen Karrierechancen zu erhöhen. Kritik ist nur dann akzeptabel, wenn sie konstruktiv und angebracht ist.

Kollegen beim Chef kritisieren, Lösungen finden

Wer sich bei seinem Vorgesetzten über einen Kollegen beschwert, bringt den Arbeitgeber ebenfalls in eine missliche Lage. Sind die Fehler des Mitarbeiters nicht direkt zu beweisen, steht bei einer Konfrontation immer Aussage gegen Aussage. Der Chef selbst kann zwar in den Konflikt eingreifen, doch ist das neutral nur sehr schwer möglich. Machen Sie daher nur konkrete Angaben und greifen Sie keine emotional gefärbten Anschuldigungen aus der Luft. Hilfreich ist außerdem, wenn Sie Ihrem Arbeitgeber aktiv eine Lösung für das Problem vorschlagen, von der auch der Betroffene profitiert. 

Wann sich das Gespräch mit Chef über Kollegen lohnt

Die Meldung über Fehler eines Kollegen ist oft notwendig, denn manchmal führt ihr Verschweigen zu ernsthaften Konsequenzen. Gefährdet etwa ein Mitarbeiter durch sein Verhalten andere, ist das Beschwerde über Kollegen Einreichen stets sinnvoll. 

Zeigt ein Kollege trotz eines persönlichen Gesprächs keine Reaktion und macht weiterhin die gleichen Fehler, ist eine Meldung beim Vorgesetzten sogar unausweichlich. 

Weisen Mitarbeiter nicht rechtzeitig auf Fehler hin, kann das mitunter negative wirtschaftliche Folgen mit sich bringen. Dabei leidet das gesamte Unternehmen unter den Auswirkungen. In solchen Fällen ist eine rechtzeitig eingebrachte Beschwerde sicherlich ein geeigneter Weg, um die Situation zu entschärfen. 

Das Beschwerderecht

In Deutschland existiert das Recht zur Beschwerde. Laut Gesetz hat jeder Arbeitnehmer das Recht, sich bei Vorgesetzten oder beim Betriebsrat zu beschweren, falls ihm Unrecht durch Vorgesetzte oder Kollegen widerfährt. Verankert ist dieses Recht im § 84 des Betriebsverfassungsgesetzes (BetrVG). Das Beschwerderecht gilt für alle Unternehmen – egal, ob diese über einen Betriebsrat verfügen oder nicht. 

Das Beschwerderecht hat den Sinn, den Arbeitgeber über aufgetretene Missstände in Kenntnis zu setzen und zu geeigneten Maßnahmen zu veranlassen. Arbeitgeber dürfen Arbeitnehmern, die von diesem Recht Gebrauch machen, keine Strafen auferlegen. Bringt ein Mitarbeiter also eine Beschwerde über Kollegen beim Chef ein, darf dieser nicht mit Kündigung bedroht oder anderen Repressalien ausgesetzt werden. Beruht die Kritik auf rational nachvollziehbaren Gründen, bewegt sich der Beschwerdeführer rechtlich auf der sicheren Seite. 

Wenn man das Beschwerderecht in die Tat umsetzt, haben Sachlichkeit und Ruhe Priorität. Einen Kollegen nur aus spontaner Wut beim Chef anzukreiden, ist sicherlich nicht Sinn der Sache. 

Fazit

Nicht immer ist Schweigen die beste Lösung. Wenn es konkrete Probleme mit Mitarbeitern gibt, können Sie die Sachlage ruhig ansprechen und eventuell Lösungen anbieten. Dieser diplomatische Weg räumt Missverständnisse aus und gefährdet auch das kollegiale Miteinander nicht. 

Ärgern Sie sich vielleicht gerade nicht über einen Kollegen sondern über Ihren Chef? Sowohl Führungskräfte geben Mitarbeitern Feedback, aber auch Mitarbeiter dürfen ihren Chef kritisieren. Lesen Sie jetzt, wie Sie Ihrem Chef gegenüber konstruktive Kritik üben.

Integrity Line und Integrity Officer bei Randstad

Randstad ist eine internationale Organisation mit einem weltweiten Schwerpunkt auf Professionalität. Daher haben wir ein Verfahren zur Meldung von Fehlverhalten implementiert. Die Richtlinie zum Melden von Fehlverhalten zeigt auf, wie Sie vorgehen können, wenn Sie ein grobes Fehlverhalten innerhalb oder in Zusammenhang mit der Randstad Gruppe vermuten oder beweisen können. Alle Angelegenheiten werden streng vertraulich behandelt. Wird ein ernsthaftes Fehlverhalten nachgewiesen, handelt das Management daraufhin schnell und angemessen.

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