So werden Sie im Arbeitsumfeld ernst genommen
Im Meeting werden Ihre Ideen nicht beachtet, bei wichtigen Entscheidungen werden Sie nicht einbezogen und Ihre Aufgaben werden belächelt. Es ist frustrierend, das Gefühl zu haben, nicht ernst genommen zu werden. Das geht oftmals vor allem Auszubildenden, Berufseinsteigern oder jungen Führungskräften so. Doch nur, wenn Sie und Ihre Aussagen ernst genommen werden, können Sie Projekte, Arbeitsabläufe und den Arbeitsalltag aktiv mitgestalten. Unternehmen Sie Schritte, um Ihre Stimme im Arbeitsumfeld zu stärken und sicherzustellen, dass Sie und Ihre Arbeit respektiert werden.
Gründe, warum Sie nicht ernst genommen werden
Dass jemand nicht ernst genommen wird, kann mehrere Gründe haben. Derjenige, der Respektlosigkeit zeigt, mag sein Verhalten als normal empfinden und hat eventuell Schwierigkeiten, seine eigenen Verhaltensmuster zu erkennen. Dies kann daran liegen, dass die Respektlosigkeit ein fester Bestandteil seiner Persönlichkeit ist oder sich auf bestimmte Personengruppen bezieht. Andererseits können die Gründe für das Problem auch in dem Verhalten oder der Persönlichkeit der Person, die nicht ernst genommen wird, liegen.
Verschiedene gesellschaftliche Gruppen werden per se weniger ernst genommen. Generell kämpfen Frauen häufiger als Männer um Anerkennung. Ältere und jüngere Arbeitnehmer sind oft Respektlosigkeiten ausgesetzt und Menschen mit Migrationshintergrund erfahren häufiger einen deutlichen Mangel an Wertschätzung in ihrem Arbeitsumfeld als andere.
Hier liegt die Verantwortung bei Kollegen und Vorgesetzten, einen diskriminierungsfreien Umgang am Arbeitsplatz zu schaffen. Betroffene sollten niemals zögern, diesen aktiv einzufordern.
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Sexismus
Die Me Too-Debatte hat Sexismus in die öffentliche Diskussion geführt. Es muss nicht immer gleich ein verbaler Kommentar sein. Werden Personen aufgrund ihres Geschlechts bestimmte negative Merkmale oder Verhaltensweisen zugeschrieben, kann auch das bereits weitreichende Folgen haben. „Frauen haben keinen Orientierungssinn und können nicht einparken“ oder „Männer können nicht zuhören und mit Kindern nicht richtig umgehen“ hat jeder schon einmal gehört. Selbstverständlich weiß jeder, dass das bloß Sprüche ohne Grundlage sind, aber getreu der Binsenweisheit „Kein Rauch ohne Feuer“ denken viele, dass doch ein Körnchen Wahrheit in diesen Geschlechterstereotypen stecken wird.
Die Folge ist, dass sich diese Überzeugungen im alltäglichen Verhalten und auch im Berufsleben vieler Menschen ganz selbstverständlich wiederfinden. Es kann sich sogar noch steigern in Vermutungen wie „sie hat die Position doch nur, weil sie ein Verhältnis mit dem Chef hat“. Wirklich bewusst sind sich dessen nur die Wenigsten und so spielt Sexismus am Arbeitsplatz eine weitaus größere Rolle, als die Beteiligten ahnen. In der Mehrheit sind Frauen die Opfer sexistischer Benachteiligung, doch auch Männer sind davon betroffen, vor allem wenn sie in weiblich dominierten Branchen arbeiten.
Fühlen Sie sich aufgrund Ihres Geschlechts nicht ernst genommen, ergreifen Sie die Gelegenheit und prüfen Sie, wie Sie selbst es mit den Geschlechterklischees halten. Entschuldigen Sie sich als Frau vielleicht mit einem achselzuckenden „Frauen und Technik halt!“, wenn Ihnen ein Missgeschick passiert ist oder Sie einen männlichen Kollegen um Hilfe bitten? Das könnte ein Grund dafür sein, dass Sie gelegentlich nicht ernst genommen werden.
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Altersdiskriminierung
„Sie wissen doch gar nicht, wie Sie mit dem PC richtig umgehen müssen. Überlassen Sie das lieber dem jüngeren Kollegen.“
Altersdiskriminierung im Beruf ist in vielen Ländern per Gesetz verboten. In Deutschland regelt das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), wann eine verbotene Diskriminierung vorliegt. Konkret geht es um eine altersbedingte Ungleichbehandlung mehrerer Arbeitnehmer oder Bewerber durch einen (potenziellen) Arbeitgeber, für die es keinen objektiven Grund gibt.
Eine Ungleichbehandlung verschiedener Personen aufgrund ihres Alters kann durchaus in Ordnung sein, wenn sie durch die Umstände gerechtfertigt ist. Zum Beispiel sind Altersgrenzen bei extrem gefahrenträchtigen Berufen wie Piloten zulässig. Unzulässig wäre es dagegen, ältere Arbeitnehmer von Weiterbildungsmaßnahmen auszuschließen. Die Rechtsfolgen unzulässiger Altersdiskriminierung sind unterschiedlich und können, je nach Sachverhalt, vom Anspruch auf Unterlassung bis hin zu Schadenersatzzahlungen reichen.
Die am häufigsten vorkommenden Altersdiskriminierungen spielen sich allerdings in einer Grauzone ab, die nicht zwangsläufig strafbar ist. Wenn Sie den Eindruck haben, diskriminiert zu werden, helfen Ihnen der Betriebsrat oder eine der zahlreichen Beratungsstellen. Sie erhalten dort Antworten, wenn Sie sich nicht ganz sicher sind und wissen möchten, wie Sie sich verhalten sollen. . Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hält Informationsmaterial und eine Liste von Beratungsstellen bereit.
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Das eigene Mindset
Es kommt vor, dass Menschen, die sich nicht ernst genommen fühlen, selbst unbewusst dazu beitragen. Unsicheres Auftreten und Schüchternheit vermitteln jedem Gegenüber, dass bei Respektlosigkeiten mit wenig Gegenwehr zu rechnen ist. Einige Menschen reagieren sich somit am vermeintlich Schwächeren ab.
Doch wie finden Sie heraus, ob Sie die nötige Souveränität vermissen lassen? Schauen Sie sich genau an, wie die Person, von der Sie sich nicht ernst genommen fühlen, mit anderen umgeht. Behandelt der Chef oder Kollege ausnahmslos jeden wie ein dummes Kind, hat das sicher wenig mit Ihnen persönlich zu tun.
Sind Sie aber öfter mit dem Problem konfrontiert und stellen fest, dass verschiedene Menschen Sie nicht ernst nehmen, könnten Sie selbst tatsächlich etwas dazu beitragen. Sehen Sie sich an, wie die betreffenden Personen mit anderen interagieren: Sind sie dort höflich, freundlich und respektvoll? Dann achten Sie darauf, wie diese anderen Menschen auftreten und wodurch sich Ihr Verhalten davon unterscheidet.
Außerdem könnten in Ihrem Unterbewusstsein falsche Glaubenssätze schlummern, die Ihnen insgeheim suggerieren, dass Sie genau diese Behandlung verdient haben. Sind Sie diesen Umgang vielleicht sogar schon aus Ihrer Kindheit gewohnt? In diesem Fall tun Sie gut daran, an Ihrem Mindset zu arbeiten und dabei mit Selbstrespekt und der Umkehr der unbewussten Glaubenssätze zu beginnen.
Tipps, um im Job ernst genommen zu werden
Um im Beruf ernst genommen zu werden, kommt es vor allem darauf an, andere Menschen wie Kollegen, Vorgesetzte, Kunden und Mitarbeiter von der eigenen Vertrauenswürdigkeit zu überzeugen. Am einfachsten funktioniert das, wenn man sich selbst vertraut und in den Dingen, die man gerade vertritt, tatsächlich recht hat. Fehlendes Selbstvertrauen lässt sich nötigenfalls sogar vortäuschen, doch sich seiner Sache sicher zu sein, ist unerlässlich.
Vielen Menschen fehlt aber genau die notwendige Selbstsicherheit und Durchsetzungsvermögen, obwohl sie in ihrem Beruf ausreichend qualifiziert sind und ihr Aufgabengebiet kompetent beherrschen. Um solche Unsicherheiten zu bekämpfen und möglichst gar nicht nach außen dringen zu lassen, lässt sich ganz praktisch an diesen Punkten arbeiten:
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Selbstbewusstsein
Eine selbstsichere Haltung und Stimme sorgen für einen überzeugenden Auftritt. Das gelingt nicht so ohne Weiteres, wenn das Selbstbewusstsein angekratzt ist. In dem Fall wirken bereits tiefes Einatmen und ein bewusstes Aufrichten, also den Rücken strecken, wie ein Signal. Wer tief in den Bauch atmet, hat eine volle Stimme. Auch wenn der Unterschied nur auf der Meta-Ebene sichtbar ist, wird das Umfeld selbst die kleinsten Anzeichen unbewusst wahrnehmen. Atem- und Stimmcoaches haben sich auf dieses Phänomen spezialisiert und trainieren, wie Unsicherheit überspielt und Selbstbewusstsein ausgestrahlt wird.
Weitere Tipps zu diesem Thema finden Sie im Beitrag „Mehr Selbstbewusstsein im Job“.
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Wissen und Vorbereitung
Wenn man gut vorbereitet ist und das Thema, über das man spricht, perfekt beherrscht, wirkt man automatisch selbstsicher und andere bemerken das. Überlegen Sie beispielsweise vor einer Präsentation auch, welche Fragen die Teilnehmer stellen könnten und bereiten Sie sich gut darauf vor.
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Körpersprache
Krummer Rücken, der Blick starr auf den eigenen Füßen oder auf dem Skript in den zittrigen Händen und ganz leises Atmen – so könnte ein Schüler vor dem Direktor stehen, der sich einen Tadel abholt. Im Job strahlt diese Körperhaltung Unsicherheit oder gar Angst aus. Das lässt sich nicht mit gutem Willen allein wegzaubern. Da hilft nur Ursachenbekämpfung. Wer den Grund für seine Unsicherheit kennt, kann gegensteuern. Fehlt generell das Know-how, dann ist der Job eventuell nicht der richtige oder Sie müssen Ihr Wissen durch Weiterbildung vertiefen. Oder liegen die Ursachen viel weiter zurück und eine Aufarbeitung der Vergangenheit kann Abhilfe schaffen? Dann wird es etwas dauern – aber der Weg lohnt sich! Denn wer anschließend mit einer positiven Körpersprache im Meeting sitzt, Augenkontakt hält und dezent gestikuliert, wird ganz anders wahrgenommen.
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Empathie
Wer aktiv zuhören kann, dabei Verständnis für die Probleme und Schwierigkeiten des anderen beweist und Mitgefühl zeigt, wirkt sympathisch. Das Miteinander im Job profitiert von diesen kleinen Dingen, die ganz nebenbei passieren. Einer erkälteten Kollegin eine Tasse Tee aus der Kantine mitbringen, einem Kollegen einen Tipp zum neuen Kunden geben oder auch nur ein aufmunterndes Lächeln, wenn der Chef das Team kritisiert hat – all das schafft eine Verbindung, die das Team im Ganzen stärkt und gegenseitige Wertschätzung erzeugt.
Einstellung zu sich selbst ändern
Macht ein Mensch ständig die Erfahrung, dass er nicht ernst genommen wird, verändert dies auf Dauer seine Selbstwahrnehmung. Der Mangel an Anerkennung und Respekt wird zur Normalität und es besteht die Gefahr, dass eine betroffene Person dies verinnerlicht. Hat sich die innere Überzeugung „Mich nimmt einfach niemand ernst“ erst einmal festgesetzt, wird der Betroffene das auch ausstrahlen.
Das wird letztlich zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung, denn andere Menschen werden das unbewusst wahrnehmen und die Person tatsächlich weniger ernst nehmen. Doch jeder kann an seiner Selbstwahrnehmung arbeiten und die negative Einstellung zu sich selbst verändern.
So gewinnen Sie die positive Haltung zu Ihrer Persönlichkeit zurück:
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Positive Selbstgespräche
Üben Sie sich darin, mit sich selbst positiv zu sprechen, ohne Forderungen zu stellen. Vermeiden Sie negative Selbstgespräche. Beginnen Sie mit Kleinigkeiten und nennen Sie sich dabei beim Vornamen. „Anna, die Pflanze hast du aber wirklich noch gerettet“ oder „Frederik, das Spiegelei ist einfach perfekt“. Sobald Sie etwas Übung haben, ist der Weg offen für ein positives Feedback zu den Aufgaben im Job. Doch Vorsicht: Führen Sie Ihre positiven Gespräche im Büro unbedingt lautlos, ansonsten werden Sie nicht nur nicht ernst genommen, sondern auch für wunderlich gehalten.
Lesetipp: Positiv denken für mehr Erfolg und Freude am Beruf
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Überwindung von Ängsten und Zweifeln
Arbeiten Sie an der Überwindung Ihrer Ängste und Zweifel und konzentrieren Sie sich auf Ihre Stärken und Fähigkeiten. Auch das gelingt am besten, indem Sie mit einfachen Dingen starten. Machen Sie sich eine Liste Ihrer Ängste – die kleinen schreiben Sie ganz oben auf den Zettel, die wirklich furchterregenden Dinge kommen nach unten. Bevor Sie also dem Chef sagen, dass sein Rasierwasser Migräne verursachen kann, bieten Sie der Lieblingskollegin erst einmal eine gemeinsame Kaffeepause an. Steigern Sie sich von Woche zu Woche und schrauben Sie die Erwartungen nicht zu hoch. Wenn Sie sich genügend Zeit nehmen, finden Sie irgendwann den richtigen Ton, um Ihrem Chef vielleicht nicht sein geliebtes Rasierwasser auszureden, aber ein neues, besseres zu empfehlen?
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Akzeptieren Sie Ihre Fehler
Lernen Sie, Ihre Fehler zu akzeptieren und aus ihnen zu lernen, anstatt sich selbst unablässig zu kritisieren. Nur wer sich selbst verzeihen kann, bleibt nicht in der Verzweiflung stecken. Geben Sie Ihre Fehler offen zu und fragen Sie Kollegen nach Rat. So können Sie Misserfolge verarbeiten und sich auf die nächsten Aufgaben konzentrieren.
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Veränderung negativer Denkmuster
Überprüfen Sie negative Gedankenmuster und ersetzen Sie sie durch positive, zum Beispiel mithilfe motivierender Affirmationen. Machen Sie sich einfach jeden Tag ein Kompliment, gerne auch mehrere, und bestärken Sie sich so in Ihren Zielen und Fähigkeiten. „Ich gebe jeden Tag mein Bestes“ oder „Ich glaube fest an meine Ziele“ sind beliebte Affirmationen.
Lesetipp: Wie Sie negative Glaubenssätze loswerden und sich von Blockaden befreien können
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Umgeben Sie sich mit positiven Menschen
Suchen Sie den Kontakt mit Menschen, die Sie unterstützen und ermutigen. Wer sich ständig zur Wehr setzen muss oder mit negativen Aussagen überflutet wird, kann positive Einstellung aufbauen. Gespräche mit Freunden, freundlichen und hilfsbereiten Kollegen sowie unkomplizierter Small Talk in der Kantine sind wahre Gute-Laune-Booster. Eine fröhliche Stimmung wirkt sich wiederum positiv auf Ihre Ausstrahlung und Ihre Arbeit aus.
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Fördern Sie Ihr Selbstbewusstsein
Engagieren Sie sich in Aktivitäten, die Ihr Selbstbewusstsein stärken, zum Beispiel Sport, Kunst oder ehrenamtliche Tätigkeiten. Ob Sie einem Boxsack das imaginäre Aussehen des größten Widersachers verleihen oder das Solo im Chor vor Publikum singen – Sie werden sich anschließend fantastisch fühlen und dürfen sich dafür feiern.
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Praktizieren Sie Selbstakzeptanz
Üben Sie Selbstakzeptanz und Anerkennung Ihrer Stärken und Schwächen. Was können Sie besonders gut und woran scheitern Sie regelmäßig? Konzentrieren Sie sich auf Ihre Stärken und bauen Sie darauf. Wie steht es mit den Schwächen? An einigen lohnt sich das aktive Arbeiten, andere dürfen getrost ignoriert werden. Sie sind kein charismatischer Alleinunterhalter, aber ihre Exceltabellen sind die besten der Abteilung? Prima – überlassen Sie anderen die Bühne beim Small Talk, Sie selbst brillieren mit Ihren Zahlen.
Unprofessionelles, respektloses Verhalten benennen
Niemand muss sich respektloses Verhalten an seinem Arbeitsplatz bieten lassen. Anderen zu vermitteln, sie werden nicht ernst genommen, ist letztlich immer unprofessionell. Dieses Verhalten vergiftet das soziale Klima und hat keinen praktischen Nutzen. Auf Dauer behindert es, wie jede Art von Diskriminierung, die Produktivität und Motivation betroffener Arbeitnehmer.
Deshalb ist es wichtig, sich nicht im Stillen darüber zu grämen, ohne etwas zu unternehmen. Im Gegenteil: Im Kontext einer Diskriminierung ist der sogenannte Call-out der erste und wichtigste Schritt der Gegenwehr. Benennt das Opfer den diskriminierenden Sachverhalt öffentlich klar und deutlich, ist dem Täter der Weg zu weiteren Untaten im Verborgenen abgeschnitten. Das Fehlverhalten wird sichtbar und es kommt eine öffentliche Debatte in Gang.
Ein Call-out wird stets kontrovers sein, da der Angesprochene ihn als angreifend oder beschämend empfindet und daraus selbstverständlich eine Konfrontation entsteht. Es ist empfehlenswert, bei einem Call-out respektvoll und konstruktiv vorzugehen. Dies trägt dazu bei, das Bewusstsein für Diskriminierung zu erhöhen, anstatt zu Spaltung und Missverständnissen zu führen. Holen Sie sich Unterstützung von Kollegen, bevor Sie in die Konfrontation gehen.
„Wie würdest du Bernd sagen, dass mich seine Bemerkungen doch sehr treffen?“ oder „Was meint ihr, soll ich Regina hier im Büro oder lieber im Zweiergespräch sagen, dass mich ihre negativen Zwischenbemerkungen immer aus dem Konzept bringen? Freitag ist ja schon das nächste Meeting mit dem Kunden, ich würde das gerne vorher ansprechen“. Im Zweifel bitten Sie einen Kollegen aus dem Betriebsrat oder eine andere Vertrauensperson als Mediator zu dem Gespräch.
Lesetipp
Sie haben Schwierigkeiten, sich passend auszudrücken und mit Menschen umzugehen, die respektlos kommunizieren? Dann erhalten Sie wertvolle Tipps im Beitrag zum Thema „Rhetorik“.
weiterlesenKleider machen Leute
Menschen, die im Job ernst genommen werden möchten, können diesen Anspruch durch ihr Outfit unterstreichen. Vielfach gilt es als oberflächlich, wenn jemand Wert auf sein Äußeres legt, doch das ist es im beruflichen Umfeld ganz und gar nicht. Die wenigsten Erwerbstätigen sind Tech-Millionäre, die in Jeans und T-Shirt cool wirken. Lässiges Understatement muss man sich leisten können und wer darum kämpft, ernst genommen zu werden, kann dies eher nicht.
Angemessene Kleidung drückt auf gleich zwei Wegen Respekt aus: Zum einen teilt ein seriöser Kleidungsstil der Umwelt mit, dass sein Träger sich nicht bequem in der Freizeit wähnt, sondern seine Aufgaben ernst nimmt und im professionellen Outfit am Arbeitsplatz erscheint. Zum anderen zeigt die eigene Art sich zu kleiden, wie viel Respekt jemand für die Menschen aufbringt, die er in dienstlichen Zusammenhängen trifft. Niemand würde zum Beispiel den Vorgesetzten im Schlafanzug begrüßen oder in dieser Form einen wichtigen Kunden treffen.
Also ziehen Sie sich gut an, aber nicht übertrieben modisch oder auffällig. Je nach Branche sind Arbeitnehmer ohnehin mit einem Dresscode konfrontiert, der nicht mehr viel Spielraum für eine sehr persönliche Note bietet. Trotzdem ist die Funktion von Kleidung als Statussymbol auch dann nicht zu unterschätzen, wenn alle dunkle Anzüge und Kostüme tragen. Insbesondere bei bestehenden Dresscodes und in speziellen Branchen kann das Thema Tattoos im Job eine Rolle spielen.
Wer Eindruck machen will, um sich bei Kollegen Respekt zu verschaffen, kann dies durchaus mit dezenter, aber hochwertiger Kleidung und eleganten Schuhen schaffen. Nachlässige Kleidung drückt schnell aus, dass jemand sich selbst nicht viel wert ist. Wie könnte er dann anderen besonders wertvoll erscheinen?
Kompetenz vs. wahrgenommene Kompetenz
Kompetenz ist nach allgemeiner Auffassung die wichtigste Eigenschaft, die jemand für seine berufliche Position mitbringen muss. Selbstverständlich hat jeder Arbeitnehmer einmal seine Zeugnisse, Diplome und Zertifikate seiner Bewerbung hinzugefügt, aber das kann oft schon geraume Zeit zurückliegen. In großen Unternehmen liegen diese Unterlagen manchmal tief verborgen in den Akten der Personalabteilung, ohne dass die Menschen im nahen beruflichen Umfeld je von ihnen gehört hätten.
So bildet sich jeder seine eigene Meinung über die Kompetenz eines Kollegen oder Mitarbeiters, die oft erschreckend wenig mit den tatsächlichen Fähigkeiten gemeinsam hat. Vielmehr werden Menschen über- oder unterschätzt in Abhängigkeit davon, wie erfolgreich sie sich selbst vermarkten.
Für den beruflichen Erfolg ist die wahrgenommene Kompetenz bedeutsamer, als es die realen Fähigkeiten sind. Wer bei der Arbeit ernst genommen werden möchte, hält mit seinem Wissen und Können besser nicht hinter dem Berg.
Es bringt erwiesenermaßen wenig, im stillen Kämmerchen fleißig zu arbeiten und bescheiden darauf zu warten, dass die Umwelt die eigenen Fähigkeiten schon entdecken und honorieren wird. Das Gegenteil ist wahrscheinlicher: Die wahrgenommene Kompetenz fällt umso geringer aus, je weniger jemand über sich und seine Erfolge verlauten lässt. Umgekehrt kann die wahrgenommene Kompetenz auch höher ausfallen als die tatsächliche, wenn jemand sie nur gut genug vortäuscht.
Wie kommunizieren Sie Ihre Kompetenz?
Zum Beispiel so:
- Sprechen Sie sachlich über Ihre Fähigkeiten, zum Beispiel, wenn ein neues Projekt ansteht und die Aufgaben im Team verteilt werden. Achten Sie darauf, Ihre Kollegen nicht schlecht dastehen zu lassen, sondern stellen Sie stattdessen Ihre Erfahrungen in den Vordergrund. Erwähnen Sie gerne ein ähnliches, erfolgreich abgeschlossenes Projekt oder sagen Sie offen, dass Ihnen die Erfahrung fehlt, Sie aber die Fortbildung dazu mit Bestnote abgeschlossen haben. Understatement ist hier fehl am Platz.
- Erzählen Sie Ihrem Chef und den Kollegen, welche Aus- und Weiterbildungen Sie erfolgreich absolviert haben. Berichten Sie über Ihre Erfahrungen sowie Problemlösungen und Erfolge, die durch Sie und Ihre Arbeit ermöglicht wurden.
- Erfinden Sie nichts, aber lassen Sie auch nichts aus, das für Sie spricht.
Freundlich bleiben und mit Lob und Anerkennung beginnen
Versöhnlich zu bleiben und den Kontrahenten nicht einfach wütend in den Boden zu rammen, ist sicher der schwierigste Teil der Auseinandersetzung mit jemandem, der einen noch nie ernst genommen hat. Doch jedem sollte klar sein, dass diese Auseinandersetzung ein großes Publikum hat. Selbst wenn Kollegen nicht persönlich dabei anwesend sind, werden sie doch indirekt daran teilnehmen.
Sie werden schlicht über den „Flurfunk“ davon hören und infolgedessen das Verhalten der Beteiligten beobachten und analysieren. Wie ernst Kollegen Sie in Zukunft nehmen werden, hängt nicht zuletzt von dem Eindruck ab, den Sie im Kampf gegen respektloses Verhalten hinterlassen haben. Deswegen ist es in Ihrem eigenen Interesse, kein übermäßig verletztes Bild zu vermitteln, sondern sachlich und professionell zu bleiben.
Sie schaffen eine möglichst positive Grundstimmung für eine schwierige Unterhaltung, indem Sie zunächst aussprechen, was Sie am anderen schätzen. Begegnen Sie ihm mit der Wertschätzung, die Sie seinerseits vermissen. So fällt es dem anderen leichter, Ihnen entgegenzukommen und seinen Standpunkt selbstkritisch zu hinterfragen. Werden Sie auf gar keinen Fall persönlich und verwenden Sie Ich-Botschaften.
Beispiel:
„Ich finde deine analytischen Fähigkeiten wirklich gut und du kannst komplexe Sachverhalte verständlich darstellen. Allerdings verletzt mich dein Verhalten in den Besprechungen.“
Weniger gut hingegen ist die Botschaft: „Du bist mir gegenüber so ein Fiesling, immer lachst du verächtlich über meine Vorschläge – noch bevor ich sie überhaupt ausgesprochen habe.“
Dem anderen helfen, das Gesicht zu wahren
Sobald jemand mit seinem respektlosen Verhalten und der Forderung, sein Gegenüber ernst zu nehmen, konfrontiert wird, entsteht eine unangenehme Situation für alle Beteiligten. Klar ist, dass man auch anschließend noch lange miteinander auskommen muss, wenn alle ihre Arbeitsplätze behalten sollen.
Deshalb lohnt es sich, den anderen in der Auseinandersetzung nicht maßlos bloßzustellen. Wer ernst genommen werden will, hat hier sogar eine ausgezeichnete Gelegenheit, sich dem gesamten Umfeld als vernünftig und souverän zu präsentieren, indem er mit gutem Vorbild vorangeht. So können Sie Ihrem Gegenüber helfen, das Gesicht zu wahren und verhindern, dass die Konfrontation aus dem Ruder läuft:
- Aktives Zuhören: Zeigen Sie Interesse für die Perspektive und Gefühle des anderen.
- Respektvoll sein: Vermeiden Sie es, den anderen übertrieben zu beschuldigen oder persönlich herabzusetzen.
- Empathie zeigen: Versuchen Sie, sich in die Lage des anderen zu versetzen und Verständnis für seine Gefühle zu entwickeln, bevor Sie das Gleiche umgekehrt einfordern.
- Kompromisse finden: Suchen Sie nach Lösungen, die für alle Beteiligten akzeptabel sind.
- Ruhig und gelassen bleiben: Vermeiden Sie es, den anderen zu überrumpeln oder zu überwältigen. Lassen Sie ihm genug Raum und Zeit, um seine Gedanken und Meinungen auszudrücken.
Vermitteln Sie dem anderen, dass Sie eine gute Meinung von ihm haben
Dazu gehört, dass Sie souverän mit Ihrem Kontrahenten umgehen und keine private Fehde aus dem Konflikt machen. Höflichkeit ist ein gutes Medium, um Selbstbeherrschung zu vermitteln und gleichzeitig persönliche Distanz zu schaffen. Mit diesem Ansatz kann man eine respektvolle und konstruktive Konversation führen und dem anderen ermöglichen, sein Verhalten zu überdenken:
- Unterscheiden Sie deutlich zwischen dem Menschen an sich und seinem Verhalten Ihnen gegenüber. Sie können einen Kollegen für seine Kreativität schätzen, ihn aber für seine mangelnde Kommunikationsfähigkeit kritisieren.
Führen Sie aus, warum Sie trotz der Differenzen eine gute Meinung über die andere Person haben.
„Auch wenn wir uns über dieses Thema nicht einig sind, möchte ich, dass Sie wissen, dass ich Sie als Kollegen schätze. Ich wünschte, ich wäre so kreativ wie Sie!“ - Formulieren Sie konkret: Benennen Sie den Punkt, bei dem Sie eine Änderung wünschen, genau und erklären Sie, warum Ihre Forderung wichtig ist.
„Ich wünsche mir, in Zukunft höflich behandelt und freundlich angesprochen zu werden, auch wenn Sie anderer Meinung sind. So können wir auf einem professionellen Niveau miteinander umgehen.“ - Bleiben Sie bei sich und seien Sie konstruktiv: Vermeiden Sie es, den anderen direkt anzugreifen. Stattdessen sollten Sie Ihre Gedanken und Gefühle ausdrücken, ohne ihn zu maßregeln. Sie haben keinen Erziehungsauftrag, sondern wehren sich gegen ein Fehlverhalten.Beschreiben Sie, welches alternative Verhalten für Sie akzeptabel wäre, und konzentrieren Sie sich ausschließlich auf das Verhalten des anderen. Kritisieren Sie das, aber nicht die gesamte Person.
„Ich erlebe solche Situationen als sehr frustrierend und für das nächste Mal möchte ich gerne ausschließlich für meine Arbeit kritisiert werden, nicht für mein Geschlecht.“ - Enden Sie positiv: Schließen Sie das Gespräch so positiv wie möglich, indem Sie dem anderen Ihre Wertschätzung ausdrücken und Ihre Zuversicht, dass er die gewünschte Veränderung bewirken kann.
„Ich bin sicher, dass wir solche Gespräche in Zukunft auf professionelle Weise führen können und ich freue mich darauf, mit Ihnen weiter an diesem Projekt zu arbeiten.“
Lesetipp
Den Chef zu kritisieren, ist vielen Beschäftigten unangenehm. Erfahren Sie jetzt, wie Sie bei passender Gelegenheit konstruktive Kritik üben und ernst genommen werden.
mehr erfahrenTipps für Auszubildende
Die meisten Menschen neigen dazu, den „Wert“ einer Person daran zu knüpfen, welche Leistungen er im Leben schon erbracht hat. Naturgemäß ist das bei Auszubildenden eine eher kurze Liste und manche Kollegen und Vorgesetzte leiten daraus ab, dass Auszubildende nicht allzu viel Wertschätzung verdient haben.
Dass Anfänger in einem Beruf nur wenige Qualifikationen und Kompetenzen erworben haben können, liegt auf der Hand. Sie sind ja gerade in der Ausbildung, um sie zu erlangen. Werden Auszubildende klein gehalten, zeugt das von mangelndem Teamgeist und schadet sowohl der Abteilung als auch dem Unternehmen. Ganz abgesehen vom menschlichen Versagen, ist es beim aktuell herrschenden Fachkräftemangel geradezu fahrlässig, Auszubildenden nicht auf Augenhöhe zu begegnen und ihr Potenzial nicht zu fördern. Als jüngste Mitarbeiter im Unternehmen sollten diese sich auf das Team verlassen und bei respektlosen Kommentaren auf die Unterstützung der Kollegen vertrauen können. Im Zweifel sollten sich Auszubildende an den direkten Vorgesetzten wenden oder aber den Ausbildungsbeauftragten oder Betriebsrat informieren. Gut zu wissen:
- Es ist nicht persönlich:
Werden Sie als jüngstes Mitglied im Team nicht ernst genommen oder häufig kritisiert, liegt das mit hoher Wahrscheinlichkeit an Ihrer Stellung im Betrieb als an Ihnen selbst. - Sie haben ein Recht auf respektvolle Behandlung:
Auch wenn Sie noch viel zu lernen haben, haben Sie das gleiche Recht auf einen wertschätzenden Umgang wie alle anderen. Persönliche Herabwürdigungen müssen Sie sich nicht gefallen lassen.
Tipps für Berufseinsteiger
Als Berufseinsteiger steckt man in einer Art Zwischenstadium: Einerseits hat man ein Diplom, Zeugnis oder Zertifikat, das einen als qualifiziert für die jeweilige Tätigkeit ausweist. Andererseits hat man aber kaum Berufserfahrung. Im Fall einer akademischen Ausbildung beschränkt sie sich vielleicht sogar auf einige kurze Praktika.
In der Berufspraxis führt das zu komplexen zwischenmenschlichen Situationen, die man erfolgreich bewältigen muss, um von Kollegen und Vorgesetzten ernst genommen zu werden. Da sind vor allem die älteren Kollegen, die sehr viel Berufserfahrung, aber möglicherweise einen geringeren Ausbildungsgrad haben. Diese Kollegen lassen sich von „Jungspunden“ nicht gern belehren.
Verzichten Sie darauf und begegnen Sie der Erfahrung der Kollegen mit Respekt. Lassen Sie sich aber in Ihren Kenntnissen und Fähigkeiten keineswegs verunsichern. Sie haben ebenfalls Respekt verdient.
Tipps für Führungskräfte
Für Führungskräfte, die von ihren Mitarbeitern ernst genommen werden möchten, gilt vor allem eines: Seien Sie ein Vorbild.
Vorbildliche Vorgesetzte erkennt man an diesen Zeichen:
- Sie verlangen nichts von anderen, was sie nicht selbst auch liefern.
- Sie haben ihr Team im Blick und wissen, wann sie bei Unstimmigkeiten eingreifen müssen.
- Sie beherrschen ihr Fachgebiet mit großer Kompetenz, erkennen aber auch die fachliche Expertise ihrer Mitarbeiter an.
- Sie sind authentische Menschen, die keine Rolle spielen und Empathie besitzen.
- Sie führen mit klarer Struktur und Transparenz. Entscheidungen kommunizieren und begründen sie offen.
- Sie übernehmen die Verantwortung und sind verlässlich für Ihre Mitarbeiter.
FAQ
Hier finden Sie häufige Fragen zum Thema „Ernst genommen werden im Job“:
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Warum werden Beschäftigte im Job häufig nicht ernst genommen?
Fehlender Respekt im Job kann viele Ursachen haben: Vorurteile gegen Menschen mit Migrationshintergrund, Sexismus oder Altersdiskriminierung sind einige davon. Auch junge Eltern werden häufig als weniger belastbar, verlässlich oder flexibel wahrgenommen. Neben der Zugehörigkeit zu einer vermeintlichen Randgruppe können auch Unsicherheit oder eine schlechtere Qualifikation der Grund für mangelnde Wertschätzung sein. Viele Gründe lassen sich in einem offenen Gespräch klären und zum Beispiel durch interne Unterstützung und Bestärkung oder eine bessere Einarbeitung aus der Welt schaffen.
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Was können Beschäftigte ändern, um von Kollegen und Vorgesetzten respektiert zu werden?
Werden Mitarbeiter im beruflichen Kontext nicht ernst genommen, sollten sie als Erstes das eigene Verhalten kritisch hinterfragen. Wer sich unbewusst klein macht, unsicher auftritt oder aus Bescheidenheit nicht für die eigenen Erfolge einsteht, läuft Gefahr, entweder als Underperformer oder unqualifiziert zu gelten. In der Folge werden Ideen, Arbeitsergebnisse und Beiträge nicht ernst genommen. Mangelt es Arbeitnehmern grundlegend an Selbstvertrauen, helfen ein externes Coaching oder das Erlernen von Strategien, um negative Verhaltensmuster zu durchbrechen und überzeugender aufzutreten.
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Müssen sich Arbeitnehmer mit mangelndem Respekt im Job abfinden?
Nein – niemand sollte sich langfristig im Job nicht wertgeschätzt fühlen oder sogar darunter leiden, von Kollegen und Vorgesetzten nicht ernst genommen zu werden. Wer wiederholt feststellen muss, dass die eigene Qualifikation und Arbeitsergebnisse nicht gewürdigt werden, sollte das Gespräch suchen. Die Ursachen für mangelnde Wertschätzung können vielfältig sein und lassen sich häufig leichter aus der Welt räumen, als Mitarbeiter befürchten. Liegen keine konkreten Ursachen vor und vermuten Mitarbeiter persönliche Gründe, kann der Betriebsrat oder eine Vertrauensperson vermitteln.