Empathen wissen, dass es nicht um sie geht
Eine Kollegin berichtet euphorisch von ihren Erfolgen bei der Präsentation ihrer Entscheidungsvorlage im Management-Team. Statt „Bei mir ist es letztes Mal auch gut gelaufen!” lässt ein empathischer Zuhörer den anderen ausreden und teilt dessen Freude. Äußert sich zum Beispiel ein Kollege zu einem familiären Problem, antwortet ein empathischer Mensch „Wie fühlst Du Dich damit?” und bietet Hilfe an statt es bei einem „Das kenne ich!” oder „Das wird schon!” zu belassen. Wer empathisch ist, dem geht es nicht um sich, sondern um den Menschen gegenüber.
Und wir alle kennen sie: Die Helden des Alltags, die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Menschen, bei denen man sich auf Anhieb gesehen und ernstgenommen fühlt. Diese Personen bezeichnet die Wissenschaft als emphatisch. Doch was verbirgt sich genau hinter dem Begriff?
Empathie Definition
Das Wort „Empathie“ entstammt dem Altgriechischen und hat mehrere Bedeutungswandel durchlaufen – eine frühe Definition lautet „intensive Gefühlsregung“. Heute versteht man darunter die Fähigkeit, Empfindungen, Gedanken und sogar Persönlichkeitsmerkmale anderer zu erfassen und nachzuempfinden.
Die zentrale Rolle, die Empathiefähigkeit in Beruf und Gesellschaft spielt, lässt sich schon an unserem Sprachgebrauch ablesen. Einfühlungsvermögen, Mitgefühl, Sensibilität, Anteilnahme, Feingefühl, Verständnis und eben auch „Empathie“ – all diese Begriffe umschreiben eigentlich das Gleiche: sich aktiv auf das Gefühlsleben seiner Mitmenschen einzulassen. Ob persönliche Stimmungen, charakterliche Eigenschaften, individuelle Absichten oder sogar unterbewusste Wünsche – für empathische Menschen wird all das schnell deutlich, praktisch intuitiv.
Empathie geht mit emotionaler Intelligenz einher. Diese Intelligenz ist beruflich oftmals bedeutender als die dem IQ zugrunde liegende Intelligenz. Erfahren Sie jetzt mehr über die Gründe!
mehr erfahrenBedeutung von Empathie im Beruf
Empathische Menschen verringern aktiv Unterschiede zwischen Beruf und Berufung – für sich selbst genau wie für andere. Mit diesem „Echoeffekt“ erhöhen Empathen auch die eigene Freude am Job, der einen großen Teil des Lebens ausmacht. Eine klassische Win-Win-Situation.
Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Verhandlungssicherheit, Konfliktbewältigung oder auch Kreativität – viele Eigenschaften, die man im Job als erstrebenswert erachtet, haben direkt mit Einfühlungsvermögen zu tun. Beruflich vorankommen und eigene Empathie stärken sind daher keine Widersprüche – ganz im Gegenteil. Wer das Ungesagte zu hören versteht, schützt sich selbst vor Überraschungen und kann zum Beispiel Teamkonflikte bewältigen, bevor sie überhaupt zu Tage treten.
Das Team voranbringen
Empathie ist eine faszinierende Fähigkeit, von der das gesamte Team profitiert. Denn ein – etwa durch regelmäßige Gespräche – erhöhtes teaminternes Zusammengehörigkeitsgefühl wirkt sich positiv auf Betriebsklima und Teamerfolg aus. Wenn man sich sicher sein kann, dass die eigenen Empfindungen wahrgenommen werden, hilft das zum Beispiel beim Eingestehen von Fehlern. Auch der Umgang mit internen Missständen ist deutlich leichter.
Stellen Sie sich im Team regelmäßig emotionale Fragen:
- Welche Kollegen sollten ein persönliches Problem beilegen?
- Wer ist vom Arbeitspensum überfordert?
- Welche Veränderungen sind gewünscht?
Je konstruktiver derartige Thematiken vom ganzen Team behandelt werden, umso geringer sind die Gefahren von Burnout oder „innerer Kündigung“.
Zudem ist es mit empathischem Gespür erheblich einfacher, den für die jeweilige Situation richtigen Tonfall anzuschlagen. So gelingt der Kompetenzbeweis vor Geschäftspartnern genauso mühelos wie das Gespräch mit den Kollegen in der Kaffeepause.
Wo es auch auf Empathie ankommt
Natürlich hilft Empathie auch im direkten Kundenkontakt: Kundenberater etwa zählen sie zu ihren Kernkompetenzen. Wer ein Produkt entwickeln oder verbessern möchte, tut ebenfalls gut daran, sich in das Nutzungsszenario der Zielgruppe einzufühlen.
Auch im Gesundheits- und Sozialwesen ist Empathie von hoher Bedeutung – schließlich spielt die psychische Komponente eine große Rolle im Genesungsprozess und überall dort, wo es um zwischenmenschliche Beziehungen geht.
Nicht zuletzt ist Ihre Empathie dann gefragt, wenn schlechte Nachrichten überbracht werden müssen oder Sie ein Kollege ins Vertrauen nimmt und von seinen Problemen berichtet, die seine Arbeit gerade beeinträchtigen. Dies können z. B. familiäre Probleme, Trauer nach einem Todesfall oder starker Liebeskummer sein.
Empathie als Karriere-Booster
Es geht nicht immer nur um die anderen: Wenn man sich als empathisch erweist, hat das auch Vorteile für die eigene Karriere – es wird in Chefetagen nicht unbemerkt bleiben. Denn ein personenbezogener Führungsstil – jenseits von reinen Fachsimpeleien oder gar übermäßig autoritärem Verhalten – gilt heute studienbelegt als besonders produktivitätssteigernd.
Lesetipp: Mehr Achtsamkeit in der Führung
Erfahren Sie, wie Sie durch Mindful Leadership mit besserer Selbstwahrnehmung empathischer führen.
weiterlesenÜber eines sollte man sich allerdings im Klaren sein: Natürlich will Empathie auch gezügelt werden. Wer eigene Bedürfnisse stets hintanstellt oder sich von fremden Emotionen zu sehr leiten lässt, läuft Gefahr, die eigene Bedeutung im Team zu untergraben.
Hier zeigt sich aber auch eine weitere Stärke echter Empathen: Sie sind durchaus in der Lage, zu erkennen, wann ihr Entgegenkommen ausgenutzt wird – und finden schnell individuell wirksame Wege, sich zu wehren. Starke Empathie bietet somit wo nötig auch Verteidigungsmittel. Denn was ist wirkungsvoller, als künftiges Verhalten von Kollegen voraussehen zu können? Empathie wird hier für persönliche Vorteile sorgen – natürlich im Interesse aller.
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Neben Einfühlungsvermögen gibt es weitere Soft Skills, die Führungskräfte mitbringen sollten. Erfahren Sie jetzt, was genau der Schlüssel zur effektiven Führung ist.
weiterlesenArten der Empathie
Empathie ist ein entscheidender Soft Skill in der Arbeitswelt, um angemessen auf verschiedene Situationen zu reagieren. Insbesondere bei der Besetzung von Führungspositionen gilt Einfühlungsvermögen daher heute als essenzielle Fähigkeit. Es gibt drei Arten von Empathie, die von Experten unterschieden werden:
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Emotionale Empathie
Diese Form ermöglicht es, die Emotionen einer anderen Person auf der eigenen Gefühlsebene aktiv nachzuvollziehen – was zu Mitgefühl und einer stärkeren Beziehung unter Mitarbeitenden führt. Die individuelle Empathie in „Reinform“: Zentraler Punkt ist aktives Zuhören oder „mindful listening“. Hier rückt man das Gesagte ins Zentrum – nicht sofort die eigene Antwort.
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Kognitive Empathie
Hierbei versteht eine Person die Gefühlswelt und das Verhalten des Gegenübers. Dies spielt beispielsweise in Verhandlungen eine wichtige Rolle, da man die Absichten und Ängste anderer nachvollziehen kann – etwa anhand der Mimik und Körpersprache. Es handelt sich um einen eher rationalen Ansatz.
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Soziale Empathie
Diese Fähigkeit ermöglicht es, Gruppendynamiken zu verstehen und Handlungen vorherzusehen, was etwa für den Teamgeist und die Unternehmenskultur von großer Bedeutung ist. Ohne soziale Empathie wäre eine zielführende Steuerung dieser Dynamiken nicht möglich.
Empathie lernen
Empathie lernen heißt somit auch, wichtige Kompetenzen im Umgang miteinander zu erwerben. Im Privatleben wie im Job birgt das für alle Beteiligten große Vorteile. Wer sich einfühlt, schafft spürbare Fortschritte: Ernstgemeinte, nicht manipulative Empathie hilft gegen Stress, erhöht die Resilienz (psychische Widerstandskraft), und verringert die Gefahr von Demotivation und Niedergeschlagenheit – und all das für sämtliche Beteiligte.
Empathie erlernen ist erwiesenermaßen möglich – in jedem Lebensalter. Dazu ist es wichtig, auch einmal die eigene Komfortzone zu verlassen, um sich neuen Einflüssen zu öffnen.
Psychologen sehen hierfür viele alltagstaugliche Möglichkeiten: Etwa das aktiv gesuchte Gespräch mit dem als „schwierig“ geltenden Kollegen. Die private Beschäftigung mit bisher ungewohnter Kunst, Filmen und Literatur sowie Freundschaften mit Andersdenkenden. Auch wer Empathie von Grund auf in einem Kurs-Umfeld erlernen will, hat dazu in Weiterbildungen unterschiedlicher Bildungsträger Gelegenheit. Eine schnelle Online-Suche ergibt zudem spielerische Quizzes, die die eigene Empathie testen.
Berufliche Folgen von fehlendem Einfühlungsvermögen
Manchem mag die professionelle Bedeutung von Einfühlsamkeit nicht klar sein – in Kommentarspalten der sozialen Medien liest man etwa öfter in herablassendem Tonfall von den sogenannten „Gutmenschen“. In diesem Zusammenhang wird Empathie oft als Form der Schwäche belächelt. Im Berufsleben erweist sich das allerdings als Trugschluss: Empathie gilt heute für Vorgesetzte als deutliches Anzeichen für Teamfähigkeit und Führungsstärke. Wer Kollegen zu mehr emotionaler Stabilität verhilft, wird auch selbst als stärker wahrgenommen – gemeinschaftsorientierte Empathie wirkt hier als Kompetenz-Indikator und sorgt zudem für Freundschaften im Job.
Umgekehrt gilt natürlich auch: Wer sich emotional isoliert oder auf Kosten anderer profilieren möchte, muss heute Nachteile in der Karriere fürchten. Folge mangelnder Empathie ist etwa ein ausbleibender Wissenstransfer mit Kollegen, was zur inhaltlichen wie beruflichen Stagnation führen kann. Dieser Zustand lässt sich überwinden.
Für eine aufrichtige Analyse Ihrer eigenen Verhaltensweisen stellen Sie sich folgende Fragen:
- „Was hindert mich daran, mich mit Kollegen offen auszutauschen? Wie kann ich das ansprechen?“
- „Höre ich zu, oder vertrete ich nur eigene Ansichten?“
- „Biete ich sofort ungefragt Lösungen an, oder frage ich aktiv nach Bedürfnissen und Gefühlen?“
- „Schaffe ich es, mich für gute Ansätze anderer zu begeistern?“
- „Wie hätte ich mein Verhalten im letzten Konflikt als Gegenüber empfunden?“
- „Wie kann ich Empathie künftig nutzen, um auch meine Verhandlungsstärke zu erhöhen?“
Auch psychologische Unterstützung oder der Austausch mit einer kompetenten Vertrauensperson (etwa im HR-Bereich oder ein Mentor) helfen hier weiter.
Berufe, für die Empathie wichtig ist
Für welche Berufe ist Empathie nötig? Die kurze Antwort lautet: für alle. Empathie üben und praktizieren ist zentraler Soft Skill mit handfesten Vorteilen. Dennoch gibt es einige Berufe, für die Empathiefähigkeit eine besonders essentielle Rolle einnimmt. Besonders in sozialen Richtungen wie Krankenhäusern ist ein empathischer Umgang mit Patienten und Angehörigen wichtig.
Zum Beispiel für diese Jobs ist Empathie unerlässlich:
Sie suchen einen Job, in dem Empathie gefragt ist? Lassen Sie sich in unserer Jobbörse inspirieren.
zur Randstad JobbörseAußerdem ist überall dort Empathie gefragt, wo Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen zusammenarbeiten. Einfühlungsvermögen und interkulturelle Kompetenz, d. h. respektvoll und verständnisvoll mit Menschen aus anderen Kulturen umzugehen, gehen hier Hand in Hand.
Empathie in der Bewerbung zeigen
Ihnen sind bei der Lektüre dieser Seite sofort Beispiele aus Ihrem Leben eingefallen, die Ihr Einfühlungsvermögen beweisen? Sagen Sie das auch gleich in der Bewerbung. Hier ist es besonders hilfreich, Empathie nicht nur als leer wirkenden Begriff zu erwähnen – überzeugen Sie durch Ihre Taten.
Fähigkeiten wie aktives Zuhören, Beispiele gelungener Kommunikation (etwa bei der Konfliktbewältigung), Ehrenämter, sozial relevante Nebenjobs, Mentoren-Tätigkeiten und absolvierte Kurse zum Thema – all dies bietet einen „roten Faden“ für ansprechende Bewerbungen. So wird Empathie im Beruf zum Erfolgsgarant.
Insbesondere bei der Jobsuche sind ausgeprägte Sozialkompetenzen wichtig, wenn schlechte Zensuren vorliegen. Vor allem dann punktet der Bewerber mit sozialen Kompetenzen wie Empathie. Lesen Sie, wie Bewerben mit schlechten Noten gelingt.
Weitere Bewerbungstipps erhalten Sie in unserem Bewerbungsratgeber.
zum BewerbungsratgeberFragen und Antworten
Hier finden Sie Antworten rund um das Thema „Empathie im Beruf”.
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Was ist Empathie?
Empathie bedeutet Einfühlungsvermögen, das heißt die Fähigkeit, Empfindungen, Gedanken und sogar Persönlichkeitsmerkmale anderer zu erfassen und nachzuempfinden. Empathische Menschen lassen sich aktiv auf das Gefühlsleben ihrer Mitmenschen ein.
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Wann ist man empathisch?
Wer empathisch ist, dem geht es nicht um sich, sondern um den Menschen gegenüber. Ein Beispiel für Empathie ist, wenn man der Schilderung eines Freundes, der ein akutes Problem hat, mit der Frage „Wie fühlst Du Dich dabei?” begegnet anstelle von „Alles wird gut!”. Dazu ist Einfühlungsvermögen, Sensibilität und echtes Mitgefühl nötig. Im Beruf ist zum Beispiel der Produktentwickler empathisch, der sich in die Anwendungsfälle der Zielgruppe hineinversetzt und verschiedenartige Nutzungsszenarien betrachtet statt nur sein eigenes präferiertes Vorgehen zu berücksichtigen.
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Kann man Empathie lernen?
Empathie ist erlernbar. Dabei ist es durchaus nötig, die eigene Komfortzone zu verlassen. Suchen Sie zum Beispiel aktiv das Gespräch mit einem als „schwierig” geltenden Kollegen oder setzen Sie sich mit Andersdenkenden auseinander. Wer Empathie von Grund auf in Form eines Kurses erlernen möchte, hat dazu über Kursangebote unterschiedlicher Bildungsträger Gelegenheit.